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Zuschriften an die Redaction. Die Verwendung des Reinnickels zu Münzmaterial. Bezüglich des von uns im letzten Juniheft (Seite 538) unter obiger Ueberschrift aus der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und Hütten wesen auszugsweise übernommenen Artikels des Ober bergraths C. v. Ernst wird uns von kundiger Seite die folgende Berichtigung, für welche wir aufrichtig dankbar sind, eingesandt: „Ohne auf den übrigen Inhalt des Artikels näher einzugehen, müssen wir zur Ehre der deutschen Nickel industrie die Darstellung des Herrn v. Ernst wider legen, die den Anschein erweckt, als wenn die erste Herstellung von walzbarem und schmiedbarem Nickel und dessen Verwendung zu Geschirrfabrication und zu Münzzwecken von der Berndorfer Metallwaaren- fabrik ausgegangen und ein Verdienst des Herrn Arthur Krupp sei. Es ist weltbekannt, dafs die Firma Fl eit mann & Witte in Iserlohn es gewesen ist, die auf der Düsseldorfer Ausstellung im Jahre 1880 die Metallurgen und namentlich die Nickelfabricanten mit der Vorzeigung von Blechen aus Reinnickel von einem Meter Breite überraschte, welche nach dem bekannten Magnesiumverfahren hergestellt waren, für welches Dr. Fleitmann im Jahre 1878 Patente in fast sämmtlichen Staaten ertheilt worden waren. Bis zu dieser Zeit ist niemals auch nur eine Probe von gewalztem Nickel in den Handel gebracht worden und es galt allgemein das reine Nickel (ohne Zusatz von Kupfer) für unwalzbar. Dr. Fleitmann zeigte gleichzeitig zuerst, dafs das reine Nickel auch voll kommen schweifsbar sei, sowohl für sich, als mit anderen schweifsbaren Metallen, durch Ausstellung ge- schweifster Ketten aus Reinnickel wie von nickel- plattirten Eisen und Stahlblechen, letztere ebenfalls bis zu 1 Meter Breite. Eine Menge von fertigen Ge schirren aus Reinnickel und nickelplattirtem Stahl und Eisenblech, von den verschiedensten Fabriken aus diesen Blechen dargestellt, lieferten dann noch den Beweis, dafs das von Fleitmann & Witte her gestellte Nickelblech zu den allerdehnbarsten Metall blechen gehörte, und erst jetzt begannen auch ver schiedene andere Fabriken, die Erfahrungen Fleitmanns benutzend, theils nach Fleitmanns, theils nach einem etwas abgeänderten Verfahren, schmiedbares und walz bares Nickel herzustellen, darunter auch die von Hrn. v. Ernst genannte Berndorfer Metallwaaren- fabrik. Indessen auch heute ist das Westfälische Nickelwalzwerk in Schwerte a. d. Ruhr, welches aus der Firma Fleitmann & Witte hervorgegangen ist, noch immer der bei weitem bedeutendste Erzeuger von reinem Walznickel. Die von demselben Werke in die Hand genommene grofsartige Fabrication von Koch- und Tafelgeschirren hat aus nickelplattirten Blechen den Geschirren von Reinnickel zuerst den Eingang in den Hausgebrauch eröffnet, da das Publikum die Geschirre aus Reinnickel zu theuer fand und erst nach und nach mit dem Sinken des Preises von Reinnickel dazu überging. Alle Gegenstände, die das Westfälische Nickelwalzwerk in nickelplattirter Waare herstellte, hat es auf Verlangen der Kundschaft auch in Reinnickel fabricirt. Was nun die Verwendung des Reinnickels zu Münzzwecken betrifft, so hat auch auf diesem Gebiet das Nickelwalzwerk in Schwerte (bezw. die Firma Fleitmann & Witte) das Verdienst, zuerst die Ver wendbarkeit des Reinnickels hierzu gezeigt zu haben, indem es Münzen aus Nickel, von verschiedenen Münz stätten geprägt, in Düsseldorf im Jahre 1878 aus gestellt hat. Dasselbe Nickelwalzwerk hat auch zuerst der Schweizer Münze die Verwendung von Rein nickel zu den 20-Gentirae-Stücken vorgeschlagen und Probe-Rondellen geliefert. Die Schweizer Münze hat, alsdann freilich die Münzplatten nicht von Fleitmann & Witte bezogen, sondern von der Berndorfer Fabrik, mit der sie seit länger in Geschäftsverbindung war, indessen hat Hr. von Ernst vergessen, in seinem Bericht zu sagen, oder es nicht gewufst, dafs diese Münzplatten aus Blechen hergestellt waren, die Fleitmann & Witte der Bern dorfer Fabrik geliefert hatten. Weshalb die Schweizer Münze das Metall nicht direct von der Firma Fleitmann & Witte bezogen hat, die auf Münzplattenfabrication aufs beste ein gerichtet war, da sie den gröfsten Theil der Nickel münzplatten für das Deutsche Reich geliefert hatte, entzieht sich unserer Beurtheilung, gehört aber wohl zu den wunderlichen Erscheinungen, wie sie bei Ge schäften mit Behörden nicht selten vorkommen.“ I. XIII.12 5 /