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Juli 1892 „STAHL UND EISEN.“ Nr. 13. 601 Gebläsemaschine für den Kupfer-Bessemer-Procefs. Ausgeführt von der Siegener Maschinenbau-Actien-Gesellschaft vorm. A. & H.Oechelhäuser in Siegen. (Hierzu Tafel XI.) Im Anschlufs an die mehrfach in dieser Zeit schrift erschienenen Notizen über den Kupfer- Bessemer-Procefs (gewöhnlich nach seinem Er finder Manhes-Procefs genannt) wird es interes- siren, eine dafür gebaute Gebläsemaschine kennen zu lernen. Die Maschine wurde im Jahre 1887 für die Gompagnia esplotadora de Lola y Coronel in Lota (Chile) erbaut und ist seit Herbst 1888 in regelmäfsigem Betriebe. Sie ist als Compound-Maschine mit Dampf- cylindern von 630 und 900 mm Durchmesser bei 1 m Hub ausgeführt, die beiden Windeylinder haben 1,100 m Durchmesser erhalten, indessen ist der Rahmen so construirt, dafs nöthigenfalls, nach Anlage stärker gespannter Dampfkessel, gröfsere Windcylinder eingebaut werden können. Die Maschine soll normal mit 40 cm Queck silbersäule = 0,524 kg Winddruck arbeiten und 120 cbm pro Minute ansaugen, was 32 Um drehungen entspricht. Der Druck mufs aber bis zu 0,7 kg und die Windmenge auf das Doppelte gesteigert werden können. Es war aber zur Zeit der Bestellung keineswegs sicher, dafs der Maximal druck nicht unter Umständen noch höher steigen könne, und wurden deshalb die Windcylinder mit Metall-Liderung und Mantelkühlung versehen. Die Maschine ist durch die Leute des Be stellers — übrigens, wie es scheint, mit bestem Erfolge — montirt worden und haben wir des halb nicht erfahren, wie die Betriebsverhältnisse sich thatsächlich gestellt haben; auf alle Fragen erfolgte stets nur die Antwort: Die Maschine ginge gut und entspräche ihrem Zwecke. Die Maschine ist mit einem Oberflächen- condensator (innere Kühlung, 3fache Circulation, 90 qm Kühlfläche) und dieser wiederum mit einer Hülfsinjection versehen, weshalb die Warm wasserpumpe eine genügende Gröfse erhalten mufste, um auch als nasse Luftpumpe dienen zu können. Nach demselben Modell ist dann, wie üblich, auch die Kühlpumpe ausgeführt worden. Da das Kühlwasser dem Meere entnommne wird, so mufsten die Pumpencylinder, Kolben und Ventilplatten aus Rothgufs hergestellt werden. Die Verhältnisse des metallurgischen Processes bedingen ein raschesManövriren mit der Maschine; es sind deshalb am Maschinistenstande alle Hand griffe vereinigt, deren Bedienung nöthig ist: das Hauptabsperrventil, ein Ventil zum Zulassen directen Dampfes zum grofsen Cylinder, der Klink- hebel zur Verstellung der Expansion im kleinen Cylinder u. s. w. DaS Schwefelkupfer wird in 4 Flammöfen geschmolzen, welche in Zwischenräumen von je 6 Stunden abgestochen werden. Die Charge beträgt 2000 kg; der Procefs im Converter sollte 2 Stunden dauern. Die erwähnten 6 Stunden werden aber nicht immer genau eingehalten und dann kann es vorkommen, dafs 2 Oefen eine Zeitlang gleichzeitig geblasen werden müssen — für diesen Fall ist die erwähnte Verdoppelung der Maschinenleistung vorgesehen. Die Converter sind cylindrisch mit horizontaler Achse, sie sind fahrbar construirt und werden an die mit dem Einschmelzen fertigen Oefen heran gefahren und mit der längs derselben liegenden Windleitung verbunden. Diese Windleitung und die Anschlufstheile sind mit der Maschine geliefert worden nach vor geschriebener Construction, und halte ich mich deshalb nicht für berechtigt, die Details derselben zu veröffentlichen. Nach etwa halbjährigem Experimentiren hatte man, wie wir gelegentlich erfuhren, die Finessen des Processes vollkommen erfafst und verläuft dieser seitdem zur vollsten Zufriedenheit. Siegen, Juni 1882. Majert. Mittheil ungen über Brennstoffe und Bestimmung von deren Heizwerthen.* Von B. H. Thwaite. In der Einleitung dieser Mittheilungen wird den Deutschen eine bei Engländern und Ameri kanern sehr ungewohnte Anerkennung zu theil, * Vorgetragen vor dem Iron and Steel Institute. London Mai Meeting 1892. XIILu indem der Redner die Bedeutung der Unter suchungen und Ergebnisse der Laboratorien industrieller deutscher Werke hervorhebt, infolge deren die chemische Industrie Deutschlands die erste Stelle in Europa einnimmt. Diesen Vor theil zu erkennen und ihn sich zu eigen zu 2