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604 Nr. 13. »STAHL UND EISEN.“ Juli 1892. Calorimeters ist in Fig. 4 dargestellt und in Folgendem beschrieben. Die Verbrennung des zu untersuchenden Stoffes erfolgt in einem aus bestem weichen Stahl von 55 kg Festigkeit und 22 % Dehnung bestehenden Gefäfs; der Inhalt dieses Verbrennungsraums ist 654 cem und deren Wandstärke 8 mm. Aufsen ist derselbe vernickelt und innen mit einer Glasur überzogen, welche Schutz gegen die Oxydations stufen des Stickstoffs gewähren soll. Das Gefäfs hat einen Deckel von Nickeleisen, mit welchem ein conisches Ventil zur Einführung des Sauer stoffs verbunden ist. Durch diesen Deckel wird ferner ein gut isolirter Platindraht geleitet, welcher bis in das Innere des Gefäfses reicht. Eine Stange, welche in dem Deckel befestigt ist, trägt das Platinschälchen, auf welches der zu unter suchende Brennstoff gelegt wird. Die Verbrennung der Probe wird eingeleitet durch die Verbrennung eines Stückchens Eisendraht vermittelst des elek trischen Stromes. Die Art der Wasserbewegung ist ähnlich derjenigen, welche Berthelot eingeführt hat, nur einfacher und billiger. Thermometer, Druck messer und Vorrathsraum für Sauerstoff bilden die ferner nöthigen Einrichtungen. Ein Sauerstoff behälter von 1200 1 unter einem Druck von 120 Atm. genügt für 100 Proben. Der Verlauf der Probe ist folgender: Der zu untersuchende Brennstoff wird abgewogen auf das Platinschälchen gelegt und mit ihm das abgewogene Stückchen Eisendraht, nachdem dasselbe in die Leitung ein geschaltet ist; der Deckel des Gefäfses wird aufgesetzt und dicht verschlossen. Das Rohr für die Zufuhr des Sauerstoffs wird angeschlossen und derselbe eingelassen, bis der Druckmesser 25 Alm. zeigt. Der Sauerstoffregulator sowohl als das Zuführungsventil wird dann geschlossen. Es ist nicht zweckmäfsig, den Brennstoff zu fein zu pulvern, weil er sonst durch den Sauerstoff strom fortgeblasen wird. Das Gefäfs wird nun in das Calorimeter eingesetzt; Wasser wird in den inneren und äufseren Raum desselben ge schüttet und durch Bewegung auf eine gleiche Temperatur gebracht. Diese Temperatur, sowie diejenige der Luft sind innerhalb der letzten 5 Minuten vor Beginn der Verbrennung jede Minute festzustellen. Die Entzündung wird nun durch den elektrischen Strom veranlafst und erfolgt die Verbrennung der Probe sofort. Die Temperatur wird 1/2 Minute nach der Entzündung und innerhalb jeder ferneren 1/2 Minute so lange festgestellt, bis eine Abnahme eintritt, womit das Maximum des Wärmeeinflusses überschritten ist. Die Temperatur wird nun noch fernere 5 Minuten beobachtet; während dieser ganzen Zeit wird der Rührer zwecks Vermischung des Wassers ge handhabt. Damit sind alle Daten zur Berechnung der Verbrennungswärme festgestellt; bei dieser Be rechnung mufs jedoch der Wärmeverlust berück sichtigt werden, welchen das Calorimeter während des Versuchs erlitten hat. Dieser Wärmeverlust mufs durch Vorversuche ermittelt werden. Der Wasserwerth des Calorimeters wird von Mahler constant mit 481 g angenommen. Zur Bestimmung der bei der Verbrennung gebildeten Salpetersäure wird das Verbrennungs- gefäfs mit einer abgemessenen Menge Wasser ausgewaschen und die darin enthaltene Salpeter säure acidimetrisch bestimmt. Die Formel zur Berechnung des Brennwerthes ist somit: X = A (W+ Wi) - (0,23 n + 1,6 f) worin bedeutet: X den Brennwerth des Probematerials; A die Differenz der abgelesenen Temperaturen ver mehrt um den Abkühlungsfactor; W Gewicht des Calorimeterwassers in g; Wi Wasserwerth des Calorimeters in g; n das Gewicht der Salpetersäure; 0,23 Bildungswärme von 1 g Salpetersäure; f Gewicht des verbrannten Eisendrahtes; 1,6 Verbrennungswärme von 1 g Eisen.* Mit diesem Calorimeter soll auch der Brenn werth gasförmiger Brennstoffe bestimmt werden. Zu dem Ende wird das Verbrennungsgefäfs unter Wasser mit dem betreffenden Gas und dem nöthigen Sauerstoff gefüllt und die Verbrennung wie oben beschrieben vorgenommen. Die Be stimmungen mit diesem Calorimeter weichen von den theoretischen Berechnungen kaum ab.** Ein neues optisches Pyrometer. Das optische Pyrometer von Gornu-Le Chatelier bietet eine Verbesserung des pyro metrischen Perspeclivs von Mes u re & Nou el.*** * In den vorläufig zur Veröffentlichung gelangten Abdrücken des Vortrags ist die Formel falsch ange geben, nämlich: X = A (W— Wi)—(0,23p + 1,6 f). Die Engländer fangen in neuerer Zeit an, ihre wissenschaftlichen Angaben in Meter, Liter und nach dem 100 theiligen Thermometer zu machen ; die Hand habung dieser Bezeichnungen ist den Herren jedoch noch ungewohnt; es heifst z. B. auf Seite 13 des Sonderabzuges des Vortrages in Zeile 14 von oben: The final result is thereforefor a kilometre of oil 9,621 Cal. ** Es wundert uns doch, dafs weder der Vor tragende noch einer der Herren, die sich an der recht lebhaften Discussion betheiligten, das Schwack- h öf er sehe Calorimeter mit keinem Wort erwähnte, obwohl dasselbe bereits im Jahre 1884 ausführlich in der Zeitschrift für analytische Chemie beschrieben wurde. Es eignet sich zur Bestimmung des absoluten Heizwerthes von Brennstoffen um so mehr, weil es bei der Möglichkeit, die Versuchsfehler auf ein Minimum zu reduciren, gestattet, eine ziemlich beträcht liche Menge des Brennstoffes (bis zu 10 g) zur Verbrennung zu bringen. Ein im Princip ähnliches Calorimeter stammt auch von Alexejew. (Bericht d. Deutschen Chemischen Gesellschaft, 1896.) *** »Stahl und Eisen“ 1888, Seite 419; 1890, Seite 160; 1891, Seite 501.