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694 Nr. 15. „STAHL UND EISEN.“ August 1892. meistens vorzuziehen ist. Er ist leichter zu er langen und billiger. ’ Gute Formmaschinen sind für eine Giefserei ebenso nützlich als die Drehbank für eine Maschinen werkstatt. Sehr schwierig würde die Frage zu beant worten sein, welche Ersparung sich durch An wendung von Formmaschinen erzielen läfst. Die Veranlagung der Arbeiter spricht hierbei mit. Eine Maschine, mit welcher in einer Giefserei 175 Formkasten täglich eingeformt werden, liefert unter ganz gleichen Verhältnissen in einer zweiten Giefserei möglicherweise 250 Formkasten. Der eine Betriebsleiter unterstützt die Ausnutzung seiner Formmaschine durch diese oder jene kleine, die Bedienung beschleunigende Vorrichtung, der andere zwingt seine Leute, unter weniger günstigen Verhältnissen zu arbeiten. Die erste Formmaschine der beschriebenen Art ist ungefähr ein Jahr in Benutzung gewesen. Die Verhältnisse waren nicht günstig; der Sand wurde von Hand eingeschaufell, die Formkasten und Gufsformen mufsten ebenfalls durch Handarbeit bewegt werden. Die benutzten Formkasten waren 14 Zoll breit, 17 Zoll lang, 10 Zoll tief, das Gewicht des festgedrückten Sandes betrug 156 Pfund. Zwei Mann fertigten täglich auf dieser Maschine 200 Gufsformen, während einer Stunde gewöhnlich 27 bis 34 Gufsformen. Um 200 Gufsformen herzustellen, mufsten sie mehr als 31 000 Pfund Sand einschaufeln und wieder fortschaffen, und ein Gewicht der Form kasten von zweimal 14 000 Pfund mit der Hand bewegen. Stellt man einen dritten Mann dazu, oder versieht man die Maschine mit einem Zubringer für den Sand, so wird ihre Leistung entsprechend gröfser ausfallen; ebenso, wenn eineEinrichtung ge troffen wird, welche das Forttragen der Gufsformen nach dem Einformen entbehrlich macht. A. Ldb>-, Drahtwalzwerk nach System Turk.* (Hierzu Tafel XIII.) Einerseits das Bestreben, die Leistungsfähigkeit unserer Drahtwalzwerke zu erhöhen, andererseits sich von menschlicher Arbeitskraft möglichst frei zumachen und damit die Gestehungskosten zu vermindern, führte den Erfinder des vorliegenden Drahtwalzwerks auf die weitere Ausdehnung der bisher nur für Quadratstäbe in Anwendung stehen den automatischen Einführungen auch auf die Ovalstäbe. Man kommt dadurch in die Lage, die Walzgeschwindigkeit ohne Schwierigkeiten ganz erheblich zu erhöhen. Um ferner die automatische Wendung sowie die hierbei gleichzeitig vorzunehmende Drehung (Aufstellung) des Ovalstabes um 90° zu ermög lichen, wurde in erster Linie zu dem allerdings nicht mehr neuen Mittel der Anordnung von verticalen Walzen gegriffen, in dieselben die Ovalkaliber gelegt, und die Gerüste zweckent sprechend angeordnet.** Von den, den bisherigen Drahtwalzwerken * Vom Erfinder mitgetheilt. Vergl. „Stahl und Eisen“ 1892, Nr. 9, Seite 435. D. R.-P., Kl. 7, Nr. 61486. ** Anmerkung der Redaction. Vergl. „Stahl und Eisen“ S. 177, 1889. Mit dem Gedanken der unmittel baren Stichfolge, verbunden mit zunehmender Umfangs geschwindigkeit der Drahtwalzen, hat sich, wie dort mitgetheilt, R. Daelen sen.t früher beschäftigt und sind die Ergebnisse seiner Studien ebenfalls dort ver öffentlicht. Soviel uns bekannt ist, haben die nach seinen Ideen in Deutschland construirten Walzwerke einen praktischen Erfolg nicht gehabt, weil zwischen beiden Kalibern der Draht entweder rifs oder sieh zu einer Schleife aufbauschte. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika ist indessen ein Walzwerk nach ähnlichem Princip im Betrieb, das recht zufrieden stellend arbeiten soll. anhaftenden Nachtheilen suchte man nachstehende zu beseitigen bezw. zu vermindern: 1. Bei den mit nebeneinander stehenden, hori zontalen Walzengerüsten arbeitenden Systemen sind zur Bildung und Führung der Ovalschleifen Walzer bezw. Jungen nöthig. Letztere ohne An wendung besonderer Vorrichtungen zu ersparen, war nicht gut möglich, da erstens bei Wendung des Stabes von Hand aus die Bildung längerer Schleifen unvermeidlich, zweitens eine ent sprechende Zunahme der Walzenumfangsgeschwin digkeit in den aufeinander folgenden Gerüsten ohne Einschaltung von Vorgelegen undurchführbar ist. 2. Bei jenen Systemen, bei denen sämmtliche Walzengerüste hintereinander liegen, bietet wieder die Einhaltung der richtigen Walzendurchmesser und Kaliber Schwierigkeiten, da jede Schleifen bildung vermieden werden soll. 3. Ist bei allen Walzwerksystemen, zu deren directer Bedienung Arbeiter nöthig sind, die Walz geschwindigkeit eine ungleich mehr begrenztere, was eine geringere Leistungsfähigkeit zur Folge hat. Genannte Nachtheile lassen sich nun durch Aenderungen in den Anordnungen der Walzen gerüste umgehen. Letztere bestehen der Haupt sache nach in 4 Typen, welche auf Tafel XIII skizzirt und in Nachstehendem näher erklärt erscheinen: Typus I. Der Antrieb der Verticalwalzen O erfolgt durch eine, unterhalb der Horizontal walzen A liegende- Betriebswelle W, auf welcher normale Kegelräder K aufgekeilt sind und in correspondirende, auf den unteren Verticalwalzen- zapfen aufgekeilte Kegelräder Ka eingreifen. Der Antrieb der Horizontalwalzen A erfolgt durch