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Das Aufhauen der Feilen und die Ersatzmittel desselben. Von Haedicke in Remscheid. Bei wenigen Schneidwerkzeugen ist das Nach schärfen mit so grofsen Schwierigkeiten verknüpft, wie bei der Feile. Hier hat man es beinahe mit der Neuanfertigung zu thun, bei welcher nur das Material erspart wird. Die Feilen müssen ge glüht, abgeschliffen bezw. abgehobelt, aufgehauen und wieder gehärtet werden, ein Vorgang, welcher ebenso umständlich als auch kostspielig ist. Dazu kommt, dafs das Material durch die genannte Behandlung meist mehr oder weniger leidet, so dafs die wiederaufgehauene Feile, abgesehen von der Verkleinerung, nicht immer so gut ausfällt, als sie gewesen. Dieser Umstand hat schon seit langer Zeit den Wunsch rege gemacht, das Aufhauen zu er- _====== setzen, und sind dazu —= zwei Wege benutzt wor- den: Eine directe Nach- Fig 1 schärfung der Feilzähne und die Zusammensetzung der Feile aus einem constanlen Grundkörper und Arbeitsflächen, welche einfach nach der Abnutzung verworfen und durch neue ersetzt werden. Das directe Nach schärfen der Feil zähne ist wieder auf verschiedene Weise ver sucht worden. Die älteste Methode ist die des Beizens. Dieselbe ist schon seit langer Zeit O für das Schärfen der Rasirmesser em- / pfohlen worden und auch mit einem ! ! gewissen Erfolg zu gebrauchen. Die / I Wirkung beruht sowohl auf dem allseitigen ! I Fortbeizen des Materials als auch auf der I I Wirkung der Wasserstoffbläschen, welche I! II sich an der äufsersten Schärfe dann an- Fig 2. setzen, wenn diese nach oben gerichtet ist. Denkt man sich (Fig. 1) irgend eine stumpfe Schneide, stark vergröfsert dargeslellt, allseitig durch Beizen angegriffen, so ist klar, dafs die Wirkung sich auch von der Schneide her erstrecken und dadurch etwas beeinträchtigt werden mufs, wennschon der Krümmungsradius der Schneide kleiner wird. Stellt man indessen die Schneide nach oben (Fig. 2), so findet man dieselbe sehr bald von Gasbläschen besetzt, welche die Aelzung von der äufsersten Schneide her verhindern und nur, wie es beim Schleifen stattfindet, die Seitenflächen angreifen läfst. Indessen scheint dieser Schulz, welchen die Gasbläschen der Schneide bezw. der Spitze gewährt, nicht erheblich zu sein. Referent hat Feilen in verschiedener Richtung, mit der Angel nach unten und andere mit der Angel nach oben, in die Säure gestellt und einen wesentlichen Unter schied nicht bemerken können. Feilen mit feinem Hieb gaben recht gute Resultate. Ebenso werden XIII.12 Messer, welche man mit der Spitze nach unten anbeizen läfst, oft recht gut geschärft, obwohl hier die Gasbläschen nicht in dem angegebenen Sinne wirken können. Als Beizflüssigkeit ist eine Mischung von 5 % Schwefelsäure und ebensoviel Salpetersäure mit Wasser empfohlen; die Feilen müssen vorher gut mit Kalk oder mit Lauge ausgebürstet werden. Man erzielt so selbst an voll ständig blank gearbeiteten Strohfeilen überraschende Resultate. Dazu kommt, dafs die Beize den Glanz Fig. 3. Fig. 4. fortnimmt und das Auge über die Form der Zähne täuscht, so dafs die nach der angegebenen Be handlung gut ausgebürstete Feile wie neu aus sieht. Das Beizen der Feilen ist daher als Aus- hülfe wohl zu empfehlen; doch liegt es in der Natur der Sache, dafs eine öftere Wiederholung dieser Operation wegen der damit verbundenen Deformation der Zähne nicht angängig ist. Neuerdings ist die elektrische Beizung empfohlen worden. Man bringt die Feile nach der vorhin angegebenen Reinigung in ein mit 4 pro- Fig. 5. Fig. 6. centiger Schwefelsäure — wir entnehmen diese Vor schrift dem Artikel: „Notesur le retaillage des limes et l’emploi des limes demontables par Joseph Goffin“, in der Revue universelle, März 1892 — gefülltes Gefäfs, umgiebt dieselbe mit einer Kupfer- drahtspirale, welche sie indessen nicht berührt, und macht diese zum negativen, die Feile zum positiven Pol einer kräftigen Batterie. Nach einer andern Vorschrift' soll man mit einem Bad, be stehend aus 60 Theilen Salpetersäure, 30 Th. Schwefelsäure und 1000 Th. Wasser, arbeiten. Ich habe einen Vortheil in der elektrischen Be handlung nicht finden können, wenn nicht den der Vermeidung der lästigen Dämpfe bei der Verwendung der Salpetersäure, welcher Vorzug dem ersten Bade zukommt. Weit mehr Erfolg hat das Schärfen der Feilen mit Hülfe des Sandstrahlgebläses. Läfst man einen kräftigen Sandstrahl, durch Dampf oder Luftstrom erzeugt, auf eine Feile wirken, so schleift dieser sehr bald die schräge Fläche herunter und bewirkt so eine wirk liche und praktisch brauchbare Schärfung. (Fig. 3). Diese Methode wurde im Jahre 1883 3