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in unserer vorwiegend vulkanischen Gegend selten ist. Nicht zu verwechseln ist damit der graue Phonolith des Windmühl- berges, der wegen seiner Spaltbarkeit im Bolksmunde fälschlich auch „Schiefer" genannt wird. In unserem Falle handelt es sich um einen besonders Weichen Schiefer, sog. Diatomeenschiefer, da er aus den mikroskopisch kleinen Schalen abgestorbener Kiesel algen oder Diatomeen zusammengesetzt ist, die in s« ungeheu ren Mengen den See bevölkerten, daß ihre toten Schalen nach und nach seinen Boden mit einer dicken, alles andere zu Boden gesunkene Material einhüllenden Schlammschicht bedeckten. Durch den später darüber lastenden Gebirgsdruck wurde der Schlamm zu Schiefer gepreßt. Nach seiner Verwendung wird er auch „Polierschiefer" genannt, denn der gebrannte und der gepul- verte Stein ist ein ausgezeichnetes Poliermittel für Metalle. Im Laufe der Zeit wird das pflanzliche Wachstum immer weiter in den See vorgedrungen sein, sodaß es später über dem Polierschiefer zur Bildung eines Braunkohlenflözes kam. Durch späteres Wicderansteigen des Wassers konnte sich auch über demselben wieder Polierschiefer bilden. Einmal wird dann dieses ganze üppige Wachstum ein jähes Ende gefunden haben, als sich unsere Berge aus Phonolith und Basalt auftürmten. Vulkanische Asche regnete es auf die grünen Wälder, diese ge rieten in Brand, bis heißer Schlamm und glühende Lavaströme alles unter sich bedeckten und den Boden schufen für eine neue Welt. Die Hitze von Lava-Strömen reicht bis in beträchtliche Tiefen hinab und so kam es, daß auch die bereits in Bildung begriffene Braunkohle stark verändert wurde. Sie wurde in hohem Grade entgast („geschwelt"), und heute findet man pech- schwarze Stücke mit aiithrazitähnlichcm Glanz, wie sie in Braun kohlenlagern eine große Seltenheit darstellen dürften. In dem den Polierschiefer überlagernden braunen und grünen Letten findet man häufig Holzkohlereste (Fusit), die sehr wohl von Bränden bei vulkanischen Ausbrüchen herrühren können. Dem Biologen fällt an manchem der gefundenen Blatt abdrücke eine Tatsache auf, und das ist die bei einzelnen Arten lang ausgezogene Blattspitze. Man findet solche lange Blatt spitzen auch heute an vielen tropischen Gewächsen und bezeichnet sie als Träufelspitzen. Sie haben den Zweck, die sich aus dem warmen Dunst auf den Blättern ausscheidenden Waffertropfen zu sammeln und abträufeln zu lassen. Man kann daher auf ein tropisch-feuchtwarmes, niederschlagsreiches Klima nicht nur schlie ßen, sondern dasselbe auf diesem Wege geradezu beweisen. Eine wettere biologische Frage ist die nach dem Laubwechsel. Haben wir es mit immergrünen Pflanzen zu tun, oder legten die Bäume jährlich ein neues Laubkleid an? Man möchte fast das Letztere glauben, denn man findet stets einzelne Blätter mit deutlichem Stiel, aber noch nie ist mir ein Zweigstück mit ansitzenden Blät tern zu Gesicht gekommen, es sei denn, daß es von immergrünen Nadelhölzern stammle. Dies müßte aber der Fall sein, wenn die Bäume immergrün gewesen wären und zeitweise abgebrochene Aste oder alte Bäume ins Wasser gestürzt wären. Es wurden aber wahrscheinlich nur einzelne Blätter vom Wind in den See getrieben, wo sie auf den Grund sanken, von den abgestorbenen Schalen der Kieselalgen bedeckt und so eingebettet wurden. Auch die Kieselalgen haben wahrscheinlich kein über die ganze Zeit gleichmäßig verteiltes Wachstum gehabt, wie die Bänderung kompakter Polierschieferstücke zeigt. Es scheinen zeitweise Massen entwicklungen eingesetzt zu haben, wie wir sie auch heute manch mal in unseren Gewässern beobachten können, und die wir als Wafserblüte bezeichnen. Trotzdem brauchte bei einer von Diato meen hervorgerufenen Wasserblüte das Wasser garnicht beson ders kieselsäurehaltig zu sein, denn in dem Maße, in dem das organische Leben dem Wasser Kieselsäure entzieht, wird sie aus anorganischem Material (Sand) wieder gelöst. Irrig wäre jedoch hier die Vermutung, daß jedes Band im Schiefer ein Jahr be deuten würde, denn die Wasserblüte braucht ja nicht jedes Jahr stattgefunden zu haben. Richtig aber dürfte sein, daß die Hellen Bänder von je einer Wasserblüte hervorgerufen worden sind, denn die Kiesschalen sind farblos, während jedes dunkle Band mehrere Jahre zur Entstehung gebraucht haben dürfte, sodaß sich in der längeren Zeit mehr andere organische Reste, tierischer oder pflanzischer Natur, zwischen die in nur geringerer Menge ge wachsenen Kieselalgen einlagern konnten und dann den Schlamm dunkler färbten. Da die Polierschieferschicht 4 m mächtig ist, wie die Bohrungen ergeben haben, die Bänder aber nur einen halben bis wenige Millimeter breit sind, so kommt selbst bei nur ungefährer Schätzung eine hübsche Summe von Jahren heraus, die zur Bildung dieser 4 m Polierschiefer nötig waren. Rechnet man zwischen jeder Wasserblüte einen Zeitraum von etwa 5 Jahren, wie er ziemlich wahrscheinlich ist, so kommt man zu einem Zeitraum von rund 10 MO Jahren. Diese Schätzung kann ebensowohl zu hoch als auch zu niedrig sein, sie sollte nur zeigen, daß man auf Grund der Schichtstretfen unter Verwertung neuerer Erkenntnisse sehr wohl eine solche vornehmen kann. Man findet auf den Halden mehrere Arten von Schiefer, deren genaue Zusammensetzung noch untersucht werden muß. Die meisten Blattabdrücke finden sich in dem hellbraunen Diatomeenschiefer, der beim Liegen an der Sonne auf der Ober fläche weiß wird, ein Zeichen dafür, daß sich bituminöse Be standteile bereits unter dem Einfluß der Sonnenwärme verflüch tigen. Weitekhin findet man oft Knollen aus Sandstein oder feinem Ton, die sich bis auf einen kleinen Kern in konzentrische Schalen zerlegen lassen. Es sind dies keine Versteinerungen, wie man leicht zu glauben geneigt ist, sondern Zusammenballungen, wie sie von Fremdkörpern in einem gleichartigen (homogenen) Material durch hohen Druck im Laufe der Zeit hervorgerufen werden (Konkretionen). Auch größere Brocken von grünlichem, braunem oder fast schwarzem, mit Sand und Pflanzenresten untermischten Ton, sogenannten Letten, findet man häufig. Eine besondere Stellung unter den Seifhennersdorfer Halden nimmt die sogenannte „heiße Halde" ein. Ich meine damit die an Ausdehnung größte, die dicht an der Reichs grenze liegt. (Geologische Karte, Sektion Seifhennersdorf, Aufschluß Nr. 33). Diese geriet vor einigen Jahren entweder infolge Selbstentzündung oder durch Weiterbrennen eines dort angemachten Feuers in Brand. Nach und nach verzehrte das Feuer, das zwischen den lose aufgeschichteten Steinen genügend Luft und in dem teilweise reichlich mit Kohle vermischten, bituminösen Schiefer auch genügend Nahrung fand, den größ ten Teil der Halde meist unterirdisch glimmend, aber auch zeit weise hell auslodernd, wie mir von hiesigen Einwohnern er zählt wurde. Zuletzt brannte sie noch am nördlichen Ende, nunmehr scheint sie aber ausgebrannt zu sein, denn bei meinem letzten Befuch konnte ich keine heißen Stellen mehr feststellen. Alle kohligen Reste sind natürlich verbrannt, denn es müssen ziemlich hohe Temperaturen erreicht worden sein, sind doch manche Stücke so weich geworden, daß man sie zwischen den Fingern bequem zu einem staubfeinen Pulver zerreiben kann, auch die stark tonhaltigen Lettenbrocken sind hart gebrannt. Auf der Oberfläche der Halde bedeckt eine 20 cm starke schwarze Schicht das darunter liegende gebrannte Gestein, ein Zeichen dafür, daß die atmosphärische Feuchtigkeit bis zu dieser Tiefe das Verbrennen des kohlehaltigen Schiefers verhindert hat. Dieses alles wäre an sich nicht besonders bemerkenswert, wenn nicht die in dem Gestein vorhandenen Pflanzenreste bedeutsame Spuren hinterlassen hätten. Bei genauem Suchen findet man dann dieselben ganz gut heraus und ist erstaunt, mit welch wunderbarer Feinheit die Strukturen der Blattflächen erhalten sind. Man erkennt mit der Lupe jedes feinste Äderchen, viel bester als bei den kohlig erhaltenen Blättern. Diese Funde könnten zur Aufklärung mancher Fragen und zur Bestimmung der Blätter nach Form und Äderung wesentlich beitragen, wenn das Material nicht so weich und leicht zerbrechlich wäre. Man muß ein besonderes Verfahren anwenden, um diese Ab drücke zu erhalten und wieder sichtbar zu machen. Wie schon eingangs erwähnt, gehört das Seifhennersdorfer Oligszän zum böhmischen Tertiär, es steht ja auch mit den Alt- warnsdorfer Schichten in unmittelbarem Zusammenhang, hat große Ähnlichkeit mit den Vorkommen von Sulloditz und