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Sicht. Auf den .Kammweg znrückgekchrt, treten wir an den wenige Schritte von diesem entfernten ober» Rand des grüßen Steinbruchs, in der der erwähnte, unfern Berg in nordwestlicher Richtung durchziehende Diabasgang eine sachgemäße Ausbeute erfährt. Hier zieht uns ein weit reichender Blick in das dörferübersäte, flachwellige Hügel land der mittleren Lausitz, dem das türmereiche Bautzen entragt, in seinen Bann. Der Dank aller heimatlichen Naturfreunde gebührt dem unternehmenden Besitzer der Pichobaude, denn ohne seinen Bau hätte, wie uns mit geteilt wurde, an seinem Orte ein Steinbruch dem Berge eine neue klaffende Wunde geschlagen. Die Pichobaude darf als äußerst lohnendes Ausflugsziel gelten, sie ist in kanm einer Stunde von Bahnhof Wilthen zu erreichen. O. Sch. Eine SöimrWrt auf den Stibin im Sommer MZ. Der verdiente Oberlausitzer Geschichtsforscher Dr. theol. uud Dr. phil. Christian Adolf Peschcck, dessen Denkmal sich auf dem Oybin unweit der Kirchenrnine befindet, erzählt einmal, wie am 18. Juni 1845 eine Sängerfahrt au» den Oybin stattfand. Auf Grund seines Berichtes fN. L. M. 23, Bd. 1846, S. 42 ff.f sei folgendes von ihr mitgeteilt: Um die Sängerfahrt gut vorzubereiten, hatte sich ein Festausschuß gebildet Ihm gehörten die Herren Böttger, Elster, Inst. Kramer, Pcscheck, Ritter, Rein, Schwabe, Ströh- mer und Schletter an, die alle Vorbereitungen sehr gut trafen. Die Anregungen zur Sängerfahrt waren von der Zittauer Liedertafel ausgegangen. Bereits am Tage vor dem eigentlichen Feste trafen verschiedene auswärtige Gesangvereine in Zittau ein, unter ihnen auch einige aus dem benachbarten Böhmen und Preußen. Am 18. Juni selbst versammelte sich eine statt liche Sängerschar von 17 Liedertafeln, von Jünglingen und Männern aus allen Ständen und Konfessionen, im nnd beim .Sächsischen Hof". Zu Ehren der Sänger waren viele Häuser, namentlich solche, die von dem Festzuge berührt wurden, mit Kränzen geschmückt. Blumen- und Laubgewinde schwebten über verschiedene Gassen, zwei geschmackvolle Ehrcnvforten mit schönen Inschriften waren an der Straße nach Olbersdorf und in Oybin selbst errichtet und an einem Hause Fahnen anfgesteckt in den sächsischen, böhmischen, preußischen. Zittauer uud Löbauer Farben. Außer den Sängern pilgerten Tausende von Zuschauern lind Zuhörern hinaus nach Oybiu. Ein Beweis für die überaus große Beteiligung dürste die Tatsache sein, d'aß die Stallungen im Dorfe für die Pferde nicht ansreichten. Es mußten deshalb für sie auf den Wiesen nnterm Oybin Krippen ausgestellt werde». Über 360 Wagen sollen da- gcivcsen sein. Der Zug führte acht Fahnen mit. In Zittau wurde zu nächst auf dem Marktplatze das Lied „Ins Freie usw." von Sturz gesungen und dem Stadtrate und den Bewohnern Zittaus ein Sängcrhoch gebracht. Dann zog mau durch die Webergasse und die Vorstadt nnd durch Olbersdorf unter heiteren Gesängen nach Oybin. Der stattliche Zug gewährte einen herrlichen Anblick, namentlich vom Berge. Diesen hatten viele Zuschauer schon vor den Sängern erstiegen. Auch sonst waren überall Wege und Raine, Berg- und Felswände mit fröhlichen Menschen besetzt, die den Sängern cntgegenjnbelten. In Oybin be grüßten zwei hier bereits eingetroffenc Vereine die An kommenden mit Gesang und unter Geschützdonner. Im Dorfwirtshanse am Fuße des Felsens stärkten sich zunächst die Sänger »nd probten noch einige Gesänge. Dann bestiegen sie unfern des Oybin eine kleine freie Feldhöhe nnd trugen einen „Gruß an den Oybin", vertont vom Kandidat Böttger in Zittau, später Kantor in Lanban, vor, der auch die musikalische Leitung hatte. Dieser Saugesgruß gefiel so, daß er wiederholt werden mußte. Dann zog mau hinauf auf den Berg und hinein in die altehrwürdige gotische Kirchenrnine. Diese füllten die Sänger allein ans- Sv mußten die Zuhörer sich in der Umgebung des ehe maligen Gotteshauses ihre Plätze wählen. Sie besetzten den Kreuzgaug, de» Friedhof, die höheren Hänge, von denen sie von oben herab in die Fenster der Ruine hinab schauten. Auch lagerten sie reihenweise übereinander an der Westseite der Raubschloßrniue. Diese große Volksmenge wuchs noch immer mehr durch Neuankommcnde. Nebeneinander standen und lagerten sich da einträchtiglich nnd friedlich Protestanten, Katholiken, Inden aus Gabel, Städter und Landlente, Sachsen, Böh men nnd Preußen. Es sollen 5000 Menschen dagewesen sein. In der Kirchruine sangen etwa 600 Männerstimmen das alte schöne Lntherlied: „Ein' feste Burg ist unser Gott" nnd Psalm 121 von Cramer nnd Mosel, dann Kleins Mo tette „Eece gnam bvnnm" und Psalm 133, endlich Leon hards „Alte Helden". Nach Schluß dieser geistlichen Gesänge, die allgemeinen Beifall fanden, trat für die Sänger eine Erholungspause ein. Ihnen war, damit sie nnbelästigt nnd unter sich sein tonnten, der Platz an der Südvstscite der höheren Oybiu- terrasse, unweit des ehemaligen Kcgelschubs der Cölestiner, Vorbehalte». Uni ihnen diesen Raum frei zu erhalten und auch sonst aiif Ordnung nnd Ruhe zu sehen, wür von dem Major von Metzsch in Zittau eine Abteilung Soldaten auf den Berg gesandt worden, die nebst einigen PölizeidicNeru ihres Amtes gewissenhaft walteten. Es waren hier oben für die Sänger lange Tafeln ausgestellt. Inschriften bezeich neten die Platze für die einzelnen teilnehmenden Vereine. Um diese herum lagerte im Schatten der Bäume, oft in malerischen Gruppen, ein Teil der Zuschauer, während sich andere auf dem GesellschaftSplatz, in dem schattigen Raume unter der hohen Naubschloßrnine, ja auch auf den Grüber» niedergelassen oder auch da und dort, wo Tische ausgestellt waren, Platz gefunden hatten. Nach einiger Zeit begaben sich die Sänger auf den so genannten Friedrichsplatz, einem Freiplatz auf den Fölsen, die den Friedhof umgeben. Hier war ein Pavillon äuf- gebant. Hier trugen erst alle Sänger des in Zittau ge borenen Komponisten Heinrich Marschners Gesang „Liedes freiheit" vor nnd dann das „Deutsche Lied" vou Kaliwode. Es schloß sich dann ein Wettsingen an von feiten einzelner Gesangvereine unter der Leitung ihrer eignen Mnsikleiter. Da sangen die Vereine ans Eibau. Gersdorf, Görlitz, Groß schönau. Hirschfelde, Jonsdorf, Obercunnersdorf, Nieder cunnersdorf, Seifhennersdorf, Waltersdorf, der Zittauer Gymnasialchvr nnd die Zittauer Liedertafel. Die Diri genten waren meist die Schulleiter der betreffenden Orte. Es wurde recht Gutes geboten. Zu den böhmischen Sängern gehörten die von Reichenberg unter ihrem trefflichen Chor direktor Schmidt, zn den preußischen die von Görlitz, die der Organist Göruer leitete. Bevor die Sänger den Berg verließen, begaben sie sich nochmals in die schöne Hauptruine nnd trugen hier mit Begeisterung einige Gesänge von Mendelssohn, Kuhla» »nd Weber vor nnd zwar mit solchen: Beifall, daß ver schiedene wiederholt werden mußten. Dazwischen wurde manches Hoch anSgebracht, dazu donnerten Mörser nnd weckten das mehrfache Echo, Fahnen und Hüte wurden ge schwenkt. Da die heutigen bequemen Fahrgelegenheiten damals noch nicht vorhanden waren, so zog inan noch bet Tage vom Berge hinunter nnd zurück nach Zittau, iu dem dann ein nicht unbeträchtlicher Teil noch weiter stundenlang feierte. Man hatte Eintrittsgeld erhoben. Dadurch waren nicht nur die Kosten des Festes gedeckt, sondern auch Überschüsse erzielt. Sie wurden der Oybiner Armenkasse überwiesen. Es hatte diese Sängersahrt auf den Oybin so gefallen, daß bereits einige Wochen später eine ähnliche nach Böhmen stattfand und zwar bei der Ruine Schwvika D r. A r r as.