Volltext Seite (XML)
hatten sich aus allen Teilen der Lausitz, namentlich auch aus Sachsen, bemerkenswert zahlreich eingefunden. Zittau war aber diesmal nur durch zwei Herren vertreten. Der Präsident Kammerherr von Nostitz-Wallwitz eröff nete die Sitzung und erinnerte an die 400-Jahrfeier der Augsburgischen Konfession s25. Juni), den MO. Geburtstag des Magisters Jakob Gottlieb Kloß, eines Mitbegründers der Gesellschaft und des damals bedeutendsten Geschichts schreibers der Obcrlausitz so. Mai) und den 128. Todestag Schillers (9. Mai). Anläßlich des letzteren war in einem Nebenraume eine außerordentlich sehenswerte Schilleraus stellung veranstaltet, die lediglich aus den Beständen der Gesellschaft bestritten worden war und große Aufmerksam keit fand. Der Versammlungsleiter gedachte dann mit dem Ausdruck des Dankes der großzügigen materiellen Unter stützung, die der Vereinigung anläßlich ihres Jubiläums von allen Seiten zu Teil geworden ist. Den Jahresbericht erstattete der greise Professor D r. Jecht. Auch er ging vom vorjährigen Jubiläum aus und gedachte der fördernden Anteilnahme von Seiten des Reiches, der preußischen und der sächsischen Regierung, der Lausitzer Sechsstädte, der Breslauer und Prager Universi tätsbehörden und zahlreicher Einzelgönner. An Barzuwen dungen sind damals 12 780 Mark aufgekommen, mit deren Hilfe manche wertvolle Verbesserung durchgeführt werden konnte. Die Bereinigung umfaßt jetzt 415 Mitglieder, zu denen, wie der Redner sagte, die besten Köpfe der Lausitz gehören. Eine erfreulich starke Vermehrung hat im Be richtsjahr die Bücherei aufzuweisen) die Zugänge verteilen sich auf sehr wertvolle Drucke und Handschriften. Auch die Kupferstichsammluug konnte wesentlich bereichert werden) hier ist unter den Zugängen ein Bild von Christian Gott lob Ztlle, des Schöpfers der Urkundenforschung, zu nennen. Im Laufe des letzten Geschäftsjahres hat die Gesell schaft sechs geschätzte Mitglieder durch den Tod verloren. Zu ihrem Gedenken erhob man sich von den Sitzen. Außer dem wurde jedem der Heimgegangenen von einer ihm be sonders nahestehenden Persönlichkeit ein warmempfundener Nachruf gewidmet. Die nächsten Punkte der Tagesordnung betrafen verschiedene Wahlen. Eine Ehrenmitgliedsernen nung, die der Ausschuß besonderer Umstände halber selb ständig bewirkt hatte, fand die Zustimmung der Versamm lung, die von sich aus noch Herrn Pastor Zobel in Görlitz mit derselben Auszeichnung bedachte. Weiterhin erfolgte einstimmig die Aufnahme von 14 neuen Mitgliedern, unter denen sich bemerkenswerter Weise nicht weniger als zehn sächsische Staatsangehörige befinden, nach den Vorschlägen des Ausschusses. Von den Repräsentanten hatten drei nach Maßgabe der Satzungen auszuscheiden, während drei Sitze durch Todesfall oder Wegzug aus dem Bezirk erledigt waren. Sofort wiedergewühlt wurden die Görlitzer Herren Oberbürgermeister Dr. Wiesner und Snay sowie Herr Pastor Zobel) in die erledigten Stellen rückten zufolge einstimmiger Wahl die Herren Landrat Fink und Ober- studienrat Meyer aus Görlitz sowie Oberschulrat Pro fessor Seel iger aus Zittau. Auch sämtliche Beamte der Vereinigung wurden erneut auf ihren Posten bestätigt. Nur wenig Zeit nahm die Aussprache über den letzten Kassen bericht und den neuen Haushaltplan in Anspruch. Der Kassenführer erhielt die beantragte Entlastung, und der Voranschlag fand die Billigung der Versammlung. Nach Abwickelung des geschäftlichen Teiles waren Vorträge und wissenschaftliche Mitteilungen vorgesehen. Über das Urkundenbuch L VI berichtete in seiner be kannten gediegenen Art Herr Professor Dr. Jecht. Der unermüdliche Forscher hat damit wieder ein Werk geschaf fen, das an der Hand zum Teil unbekannter Urkunden völlig neue Streiflichter auf jenen Zeitraum der Oberlau sitzer Geschichte wirft, die der kritischen Epoche der Hussiten kriege folgt. Leider begegnet die Vollendung der Druck legung insofern Schwierigkeiten, als die hierfür verfüg baren Mittel voraussichtlich nicht ausreichen werden. Die in diesem Bande gesammelten Urkunden lassen den er bitterten Widerstand erkennen, den die Lausitzer Sechsstädte und vor allem Görlitz der geforderten Anerkennung des hussitischen Tschechen Georg Podiebrad als Landesherrn der Lausitz entgegensetzten, aber doch schließlich aufgeben muß ten. Die mitgeteilten Einzelheiten begegneten durchgängig lebhaftem Interesse. Den Ausführungen des hochgeschätzten Gelehrten folgte sehr lebhafter Beifall. Zum Schlüsse sprach Herr D r. Wentscher nochmals eingehend über Einzel heiten der schon erwähnten Ausstellung anläßlich des Schillergedcnktages. Er machte u. a. auf verschiedene Erst drucke Schillerscher Werke aufmerksam, die sehr selten ge worden sein dürften. Die wertvollsten der übrigens schon einmal 1905 gelegentlich einer in Bautzen abgehaltenen Hauptversammlung der Öffentlichkeit zugänglich gemachten Schillerandenken der Gesellschaft stammen aus dem persön lichen Besitz des Gründers der Vereinigung Karl Gottlob von An ton, der ein begeisterter Freund und Verehrer des Dichterfürsten gewesen ist. Besonders anregend und vergnügt verlief das der ge schäftlichen Sitzung folgende gemeinsame Mittagsmahl, das in dem in unmittelbarer Nachbarschaft liegenden Gasthof „zum braunen Hirsch" veranstaltet wurde und durch die Zwanglosigkeit der obwaltenden Stimmung wesentlich dazu beitrug, die Teilnehmer auch persönlich einander näher zu bringen. Es war auf den Grundton eines köstlichen Hu mors abgestimmt, der in den geistvollen Tischreden zum Ausdruck kam. Den Trinkspruch auf den Präsidenten hielt nach altem Herkommen Herr Dr. Jecht. Er erinnerte an den 390. Geburtstag des Lausitzer Geschichtsforschers Bar tholomäus Scultetus, eines Zeitgenossen von Kepler und Tycho de Brahe, wartete aus dem Stegreif noch mit ande ren Lausitzer Geschichtsdaten auf und widmete sein Glas Herrn von Nostitz-Wallwitz, der sich überraschend schnell als ausgezeichneter Führer der Gesellschaft ein gearbeitet hat. Schallende Heiterkeit weckte sodann Herr Oberstudienrat Professor Arras aus Bautzen, der noch einmal auf das in der Sitzung mehrfach erwähnte große Feldgeschütz der alten Görlitzer zurückkam, nm Herrn Dr. Jecht als „die große Kanone" von Görlitz zu feiern. In nicht minder humorvoller Form wies Herr Superintendent Anderson aus Görlitz auf die Notwendigkeit hin, einen wissenschaftlich leistungsfähigen Nachwuchs zur tätigen Mitarbeit für die Aufgaben der Gesellschaft heranzuziehen. Die moderne „Kinderfurcht" müsse auch in diesem Kreise überwunden werden. Sein Hoch galt den „Neophyten", den neu aufgenommenen Mitgliedern. Aber auch sonst fand noch manches gute Wort eine gute Stätte. Bruno Reichard. Salat-Md Gemüsekräuter der heimischen Lenzflora. Von Kurt Schöne, Obercunewalde Der Winter nötigt uns, den Speiseplan mehr oder weniger auf Fleisch und Trockengemüse einzustellen. Daher ist im Frühjahr das ganz natürliche Bedürfnis nach Frisch gemüse, nach Grünkost wie eine Art Ausgleich gegen die langweilige und verhältnismäßig einseitige Ernährungs weise der kalten Jahreszeit begreiflich. Geht doch aus dem stärkeren Verbrauch von frischen Pflanzen eine blut erneuernde, nervenkräftigende Wirkung hervor. Das be ruht vor allem auf der Tatsache, daß diese Pflanzen be sonders reichhaltig an Aufbaustoffen, sog. Vitaminen sind. Der Großstädter hält von Woche zu Woche sehnsüchtig auf den Wvchenmärkten und in den Markthallen Ausschau nach den ersten Rapünzchen, nach Frühbeetspinat und auslän-