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Auf eng gezogener Grundlage beginnend, erweiterte Pfeifer-Fried den Arbeitskreis seiner künstlerischen Inter essen in kurzen Jahren überraschend schnell: Ausgehend von der ihm so sympathischen Bleistiftskizze, die er als guter Zeichner vvn vartrefflicher Schulung l Profess ar Wenzel- Gablvnz) tadellos beherrscht nud lange als eine viele Mög lichkeiten gewährende Technik eigens pflegte, arbeitet er jetzt in bunter Abwechslung Holzschnitte, Linoleumschnitte, Radierungen, Ölgemälde und Aguarelle. Bvn starkem, konservativem Sinn dort, wo er in der >lnnst nützlich ist, beseelt, liebt er am Holzschnitt vor allem die Schwarz-Weiß-Technik, vvn der ja als ursprünglichster Technik die ganze weitere Entwickelung des Holzschnittes ausgiug, als die vornehmste, dem Wesen des Holzschnittes nächstliegende und am meisten getreue, nnd erreicht in dieser Technik die feinen Wirkungen, die wir an ihm so bewun dern nnd die im farbigen Holzschnitt nicht mehr zn solcher Geltung.kommen. Wo er sich aber zu letzterem einmal ent schliesst, dort legt er nur noch eine (dritte) und dann sehr dezente Farbe auf. In übcreinklang mit dem Empfinden, das; die Farbigkeit den Holzschnitt vergröbert, pflegt er anch den dem Farbcnhvlzschnitt verwandten Linvlenmschnitt — außer Gelegenheitsarbeiten — nicht weiter. Um so intensiver gibt er sich dem Ölgemälde hin. Hier hat er cs denn anch zu Leistungen gebracht, die im all gemeinen das Niveau sudetendeutschen Könnens überragen. Die Landschaft hat es ihm hier besonders angetan, die Land schaft seiner engeaen Heimat, in die sein Gemüt und seine Künstlerschaft tief verwurzelt sind. Außerordentlich schöne Motive bewegen seinen Pinsel, an denen gerade Friedland nnd Umgebung reich sind: die Friedländer Stadtkirche, der Kircheuplatz, der wie ein verwunschener Märchenfleck aus Biedermeier-Zeiten im steilen Mondlicht geistert, das Fried länder Schloß, dessen ideal schöne Parkanlagen und alten Torbögen, Treppen, Höfe, von Efeu umrankt und vvn dem Gezweig der seltenen Eibe umgrünt, in ihren entzückenden architektonischen Verschneidungen ungeahnte malerische Wir kungen gestatten, und vor allem dann das Jsergebirge mit seinen strengen, herben Linien und dunkclblanenden Ber gen, in deren Wälder sich schmucke Dörfer und Städte tal gebettet ciuschmiegen. Den ganzen Zanber, die ganze Schönheit und Innig keit dieser Borwürfe einznfangen, hat sich Pfeifer-Fried zur Aufgabe seiner künstlerischen Begabung gemacht, ein Ziel, dem er mit der gesunde» Kraft und Zähigkeit des Bodenständigen, mit der Liebe für die intimen Reize und geheimnisvollen Schönheiten der Jserbcrge, die sich nur dem liebevoll nm ihre Seele werbenden Naturfreund und Küustlerauge aufschließcn, und mit seiner kraftvollen Art, zu gestalten sowie seiner künstlerischen Intuition, zu er fassen, sich einzufühlen und zu versenken, in heißem Eifer nachstrebt nud uahekvmmt. So sind seine Landschaften Spiegelbilder seiner grüblerischen Intelligenz, seiner ge danklichen Wucht, seiner Schwermut, seiner leisen Wehmut, seiner schwerblütigen Verbundenheit mit dem männlich herben Antlitz der Jsernatur. Dies spricht sich in seiner kühnen, derben Pinselfüh rung aus, die sich besonders in den Landschaften der letzten Jahre immer origineller äußert und hier stark, aber ge sund impressionistisch, den Augenblickseindrnck festzuhalten sucht, das einzige Zugeständnis, das sein konservativer, an der stimmungsvollen Technik großer alter Vorbilder ge schulter malerischer Instinkt an die Moderne macht. Einzig artig ist da z. B. seine Finesse, wie er das Blaugrün der Jsermälder mit dem Abcndgvld der scheidenden Sonne zu komponieren versteht. Anheimelnd wirkt daneben -die far benfrohe, sonnendurchflutete Saftigkeit seiner Landschaften und die zarte Achtsamkeit, mit der er sich in die Darstellung und peinliche Durcharbeitung des kleinsten nnd feinsten Details versenkt. In den großen Jsergebirgs-Ölgemälden der letzten Jahre spricht sich — sehr zum Vorteile des Knujtlers — die Erfassung der Jserbergwelt nicht mehr so du her, herb und verschlossen aus, sondern — wohl in Verfolg seines äußeren Aufstieges — sonniger, aufgeschlossener, lockerer und wärmer.