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66 so würde er ohne Zweifel abgezogen sein und hätte den Achäern ohne Umstände Lebewohl! gesagt. Allein das Schicksal pflegt oft die wichtigsten Entscheidungen durch eine Kleinigkeit herbeizuführen; auch hier zeigte es die Wichtigkeit und die Kraft eines Augenblicks. Die Schlacht bei Sellasia war bereits geliefert, Kleomenes hatte Heer und Stadt bereits verloren, als im nächsten Moment die Boten eintrafen, welche den Antigonus zurückberiefen, — ein Um stand, der das Mißgeschick des Kteomenes noch viel bedauerlicher machte. Er durfte nur zwei Tage lang noch die Sache Hinhalten und dem Kampfe ausweichen, — dann bedurfte es für ihn gar keines Kampfes mehr; er konnte unter Bedingungen, wie sie ihm selbst beliebten, mit Achaia Frieden schließen; die Makedonier waren abgezogen. Aber jetzt, wie gesagt, zwang ihn der Geldmangel, Alles auf Entscheidung der Waffen zu setzen und mit bloß zwan zigtausend Mann, nach Polyb's Angabe, gegen drcißigtauseud Feinde in Schlachtordnung zu treten. Cap. 28. Im Kampfe zeigte er sich selbst als einen bewunderungs würdigen Feldherrn. Auch seine Mitbürger fochten unter ihm mit außerordentlichem Muthe, wie denn sogar die Tapferkeit der fremden Söldner keinem Tadel unterlag. Allein durch die Art der feindlichen Ausrüstung und die Wucht der schwerbewaffneten Phalanx wurde er dennoch aus seiner Stellung gedrängt. Phylarchus behauptet, daß auch eine Verrätherei stattgefunden und diese hauptsächlich für Kleomenes die Sache verderbt habe. Antigonus hatte (nach der Angabe dieses Schriftstellers) den Illy riern und Akarnaniern Befehl ertheilt, in einem weiten Bogen den einen Flügel zu umgehen, auf welchem Kleomenes' Bruder, Euklei- das, stand; hierauf ordnete er seine übrigen Truppen zur Schlacht. Von einem hohen Punkte aus recognoscirte nun Kleomenes. Da er jedoch nirgends die Waffen der Illyrier und Akarnanier er blickte, so fürchtete er, daß Antigonus sie eben zu einem solchen Plane möchte verwendet haben. Er ließ daher den Damoteles berufen, der über die söge-