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13 Masse des Volks saß daneben in der Stadt — unbemittelt und verachtet. Brach ein auswärtiger Krieg aus, so führte sie die Vertheidigung ohne alle Energie und Bereitwilligkeit; dagegen lauerten diese Leute stets auf einen Augenblick, in welchem eine Veränderung und Umwälzung der vorhandenen Lage eintreten sollte. Cap. 6. Dieß waren also die Gründe, weßhalb es Agis (und zwar mit vollem Rechte) für eine schöne Aufgabe hielt, in Sparta den Grundsatz der Gleichheit und die volle Bürgerzahl wiederherzu stellen. Er sondirte nun unter den Menschen. Die jungen Leute hörten schneller, als er erwarten durfte, auf seine Ermahnungen; sie entschlossen sich insgesammt, zur alten Tugend wieder herabzu steigen, indem sie, um zur Freiheit zu gelangen, ihre Lebensweise wechselten, wie ein Gewand. Dagegen bei den Weiteren, die schon so lange Zeit in der Verderbniß gelebt hatten, zeigte es sich, daß die Meisten, gerade wie entlaufene Sklaven, die man wieder zu ihrem Gebieter zurückführt, förmlich zitterten und bebten vor Ly- kurgus. Sie tadelten Agis heftig, als dieser über den Stand der Gegenwart zu jammern begann und seine Sehnsucht nach der alten Höhe Sparta's ausdrückte. Nur bei Lysander, Lybis' Sohn, bei Mandrokleidas, Ekphanes' Sohn und ferner bei Agesilaus fand er eine willige Aufnahme. Diese beeilten sich, auf seine edlen Bestrebungen eiuzugehen. Lysander war einer der hochgeachtetsten Bürger, wie Mandro kleidas der tüchtigste Diplomat von Griechenland, — ein Mann, bei welchem sich diese hohe Verständigkeit und Schlauheit zugleich mit dem kecksten Muthe verband. Agesilaus endlich war ein Oheim des Königs, ein gewandter Redner, außerdem jedoch weich lich und geldsüchtig. Auf diesen wirkte sichtbar der ermunternde Einfluß seines Sohnes Hippomedon ein, der sich in vielen Kriegen ausgezeichnet hatte und durch seine Beliebtheit bei der Jugend über haupt viel vermochte. Die eigentliche Ursache aber, wodurch Age silaus bewogen wurde, sich an dem Plane zu betheiligen, lag in