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19 weit von ihnen gebracht, daß sich für die Verwerfung deS Vor schlags eine Majorität von einer Stimme bildete. Aber Lysander, der noch im Amte stand, beeilte sich nun, den Leonidas gerichtlich zu verfolgen, und zwar gemäß einem ge wissen alten Gesetze, welches jedem Herakliden verbot, sich mit einem ausländischen Weibe zu verehlichen, und jeden, der Sparta verließ, um sich anderwärts niederzulassen, mit der Todesstrafe belegte. Dies waren die Gründe, welche er einige andere Per sonen gegen Leonidas vorzubringen anstiftete. Er selbst lauerte mit seinen Amtsgenossen nur auf ein bekanntes Zeichen, das in Folgendem besteht: Alle neun Jahre nehmen die Ephoren eine unbewölkte und mondlose Nacht und setzen sich in der Stille nieder, den Blick nach dem Himmel gerichtet. Wenn nun ein Stern von einer gewissen Seite nach einer anderen hinüber fliegt, so ist ihnen dies ein Zeichen davon, daß die Könige sich gegen die Gottheit versündigt hätten. Man enthebt sie also ihrer Würde, bis von Delphi oder Olympia ein Orakclspruch eingetrvffen ist, der die verurthcilten Fürsten wieder freispricht. Dieses Zeichen, behauptete Lysander, sei ihm wirklich ge worden. Deßwegen brachte er den Leonidas vor Gericht und stellte Zeugen auf, daß derselbe von einer asiatischen Frau, die ein Unterfeldherr des Seleukus ihm zur Ehe gegeben hätte, zwei kleine Kinder besitze; weil er aber von seiner Frau schlecht be handelt und gehaßt werde, sei er gegen seine eigentliche Absicht in die Heimat zurückgekehrt und habe daselbst den gerade erledigten Thron an sich gerissen. Zugleich mit der Einleitung des Processes bewog er den Kleombrotus, die Krone anzusprechen; dies war ein Schwieger sohn des Leonidas, und selbst von königlichem Geblüte. In seiner Angst flüchtete sich nun Leonidas in den Tempel der Athene „vom ehernen Hause", und seine Tochter flüchtete gleichfalls zu ihrem Vater dorthin, indem sie den Kleombrotus verließ. Der Vorladung vor Gericht leistete er keine Folge, weß- wcgen man ihm durch richterlichen Spruch die königliche Würde entzog, um sie dem Kleombrotus zu übergeben. 8*