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Cap. 1. Unmittelbar nach Agis' Tode rettete sich dessen Bruder Ar- chidamos durch die Flucht, so daß Leonidas mit dem Versuche seiner Verhaftung zu spät kam. Dagegen ließ er die Gemahlin des Agis, welche kurz zuvor ein Kind geboren hatte, gewaltsam aus ihrem Hause wegführen und vermählte sie mit seinem eigenen Sohne Kleomenes. Freilich stand letzterer noch keineswegs in h eirathsfähigem Alter, allein — er wünschte eben nicht, daß die Frau irgend einem Andern gegeben würde. Agiatis, eine Tochter des Gplippus, hatte nämlich die An wartschaft auf ein sehr bedeutendes Vermögen, zeichnete sich durch blühende Schönheit in hohem Grade vor allen Griechinnen aus und besaß überdieß einen sehr gutmüthigen Charakter. Deßwegcn that sie zwar mit Bitten, wie man erzählt, ihr Möglichstes, um dem Zwange, den man ihr anthat, zu entgehen; allein sobald sie nun einmal mit Kleomenes verbunden war, setzte sie ihren Haß nur gegen Leonidas fort, während sie gegen den jungen Mann selbst sich als eine wackere, liebevolle Gattin benahm. Daher faßte auch Kleomenes von dem Tage der Vermählung an die zärtlichste Neigung für sie; ja er thcilte mit einer gewissen Sympathie die freundliche Gesinnung und die Erinnerung seiner Gattin an Agis. Dies ging so weit, daß er oftmals selbst nach den früheren Er eignissen fragte und mit gespannter Aufmerksamkeit auf ihre Worte lauschte, wenn sie ihn, von den Gedanken und Absichten erzählte, welche Agis. gehabt hatte. Kleomenes besaß aber auch Ehrgeiz und Geistesgröße. Da bei neigte sich seine Natur zur Selbstbeherrschung und Einfachheit Plutarch XVI. 3