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126 In Gesellschaft der Dämonen begegnet man den Hexen. An hohen, steilen Abhängen über der Sarca sieht man gewisse Stellen glänzen und leuchten! Das sind die Hexenspiegel, welche die Hexe benützt, be vor sie mit den Genossinnen — die Aga, Nioga, Forca, Malora, Baorca, Pabordu, Grignola und wie sie alle heissen! — zum Hexensabbath auf die Pian di Genova reitet. Die Hexen sind es, welche gerne die Heerden schädigen, auch wohl Kinder rauben und Lawinen und Bergstürze niederdonnern lassen. Man hört sie oft im Sturmwind, welchen sie machen, dahinsausen! Die Seelen der Geizigen und Wucherer fliegen Nachts auf den Bergen um ihre versteckten Schätze! Man muss den Verstorbenen, besonders aber den ohne des Sacramentes Gnade Verunglückten ein Kreuz auf richten, sonst gehen die armen Seelen als Gespenster oder Irrlichter um. Besonders die Gestalten der Selbstmörder sind entsetzlich! Am ersten November entsteigen um Mitternacht die Todten ihren Gräbern und ziehen um. Sie besuchen dann die Häuser der Blutsverwandten. Deswegen stellt man dem stillen Gast einen Teller mit Suppe aus Wurzeln, Bohnen, Gerste und Kartoffeln auf! — Wo die Hexen, Dämonen und Teufel hausen, sind die Heiligen nicht weit! Im Genovathai stürzt gleich in der Nähe des Nardisfalles zur Rechten der Sarca ein Wasserschwall von der Höhe die felsige Rinne herunter! Er kommt von einem See, wohl 2000 m, hoch gelegen. Das ist der See des S. Giuliano. Dieser Heilige war aus dem Redenathale. Einst hörte er Nachts Lärm, wie von einbrechenden Räubern. Er trat in die Dunkelheit hinaus, um sie zu verscheuchen und erschlug sie hiebei, — da krähte ein Hahn! Andern Tages sah er, dass er im unglückseligen Irrthum den Vater und die Mutter seiner Frau erschlagen habe. Da floh der Mörder, welcher keine Ruhe mehr finden konnte, indem er ausrief: „Nun will ich zur Busse