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816 Stahl und Eisen. Hochofenschlacke und Zement im Lichte der Zulkowskischen Theorie. 24. Jahrg. Nr. 14. Metakonstitution erhalten. Dieser Vorgang ist von der größten Wichtigkeit für die Theorie der hydraulischen Bindemittel, auf ihm beruht z. B. die Wirkung der Granulation der Schlacke, und ihm verdankt diese ihre hydraulischen Eigen schaften. Denn das Kalziumorthosilikat zeigt ' als neutrales Salz gar keine bemerkenswerten Eigenschaften; nach Zulkowski ist es nicht fähig, Wasser zu binden. Ganz anders verhält sich das isomere Dikalziummetasilikat. Als hochbasisches Salz zeigt es eine starke Neigung, mit Wasser in Reaktion zu treten. Es verhält sich, unbeschadet seines Charakters als chemische Verbindung, wie eine Mischung von CaSiO3 und CaO. Bringt man den feingepulverten Hydraulit mit Wasser in Berührung, so findet folgender Vorgang statt: SiO /0.Cax \O.Ca/ O X 0 + Hz0=SiO o ) Ca + Ca(OH)s, oder einfacher geschrieben: SiO 2 .2CaO + H:0=Si0, . CaO + Ca(OH>. Diese Abspaltung von Kalk allein genügt jedoch nicht zur Erklärung der hydraulischen Eigenschaften des Dikalziummetasilikats. Die Erhärtung beruht vielmehr neben der starken | Volumenvermehrung, die durch das entstehende Kalziumhydroxyd herbeigeführt wird, auf dem eigentümlichen Verhalten des Kalziummeta silikats. Dasselbe besitzt nämlich die wichtige Eigenschaft, in Wasser zu quellen, d. h. ohne 1 chemische Bindung von Wasser sein Volumen bedeutend zu vermehren. Diese Quellung wird durch die Gegenwart von alkalischen Stoffen, vor allem von Kalk, ganz außerordentlich unter stützt und vermehrt. Die immer größer werdenden Körnchen füllen alle Zwischenräume aus, lagern sich über- und nebeneinander, ver wachsen mehr und mehr, kleben zusammen und bilden auf diese Weise schließlich einen festen Körper. In diesem starken Quellungsvermögen j ist der Hauptgrund für die Erhärtung aller Hydraulite zu suchen. Es ist ein großes Ver dienst Zulkowskis, über diesen Punkt Klarheit geschaffen zu haben; die so unwahrscheinliche Annahme der Existenz von „verbindungsfähiger Kieselsäure“ dürfte jetzt abgetan sein, die „quellungsfähige Kieselsäure“ ist an ihre Stelle zu setzen. Auf dem Quellungsvermögen der Kieselsäure beruht zweifellos auch die Er härtung des Trasses in Kalkwasser, es dürfte überhaupt eine Eigenschaft vieler Körper sein, z. B. aller, die voluminöse Niederschläge (wie Eisenhydroxyd) bilden. Aus der Gleichung: Si O, . 2 Ca 0 — Hg 0 — Si O, . CaO — Ca (0 H), ergibt sich, daß das Hydrat des Dikalziumetasilikats, einen Wassergehalt von 9,45 °/o besitzt. Das Kalzium orthosilikat bindet, wie oben erwähnt, kein Wasser. Findet man also in einer Substanz von der Zusammensetzung SiO z .2CaO einen Wassergehalt zwischen 0 und 9,45 °/°> 80 muß sie ein Gemisch des basischen Metasilikats mit dem Orthosilikat sein. Ist der gefundene Wassergehalt w, so ist der Hydraulitgehalt des Produkts H = 92". Die Bestimmung des Hydratwassergehalts ist also geeignet, wichtige Aufschlüsse über die Konstitution eines Hydrau- lits zu geben. Das Trikalziumsilikat. SiO 2 .3CaO. Diese Verbindung wird von den meisten Autoren (Le Chatelier, Rebufatt) als der Hauptbestand teil des Portlandzements angesehen. Nach Zul kowski existiert sie nicht; beim Zusammen schmelzen von 3 Molekülen CaO mit 1 Molekül SiOg erhält man vielmehr ein Gemisch von Kalziumorthosilikat mit Kalk und Dikalzium metasilikat. Auch führt er an, daß sie theo retisch unmöglich sei, da es eine sechsbasische Kieselsäure nicht gibt. Das Kalkbaryummetasilikat. SiOg . BaO.CaO. Zulkowski fand, daß diese Ver bindung ebenfalls vorzügliche hydraulische Eigenschaften besitzt. Sie hat noch dazu die wertvolle Eigenschaft, daß sie auch beim lang samen Abkühlen nicht in eine inaktive Ortho verbindung übergeht. Hieraus "erklärt es sich, daß baryumhaltige Schlacken, wie die von Cockerill in Seraing, trotz hohen Basengehalts sehr beständig sind. Die Hydratisierung erfolgt nach folgender Gleichung: zO.Ba o. Sio( >0H.O=Si( Ca+Ba(OH),. \O.Ba/ \0/ ) D a s K a 1 z i u m m a g n e s i u m m e t a s i 1 i k a t. SiO, . Ca 0 . Mg 0. In Hochofenschlacken ist nach Zulkowski wahrscheinlich diese Verbindung vorhanden. Für sie gilt folgende Gleichung: o . Ca \ Sio( )0+H0=SiOe.MgO-Ca(OH)2. \0.Mg/ Die Verbindung SiO, . MgO wird von Wasser nicht weiter angegriffen. Zemente, in denen sich die Magnesia in dieser Verbindung befindet, können also keine Treiberscheinungen infolge verspäteten Löschens der Magnesia zeigen. Nur in schlechtgebrannten, nicht aus Schlacke hergestellten Zementen kann Magnesia leicht unverbunden Zurückbleiben und dann die be denklichsten Treiberscheinungen hervorrufen. Die Magnesiahydraulite erreichen nur geringe Festigkeit. DasDikalziumaluminat. Al 2 O 3 .2CaO. Zulkowski stellte es durch Zusammenschmelzen von 1 Molekül Tonerde mit 2 Molekülen Kalk her. Ein aus der feingepulverten Masse her gestellter Ballen band innerhalb 2 bis 3 Minuten