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drehungszahl der Räder vermindern. Zur Ver meidung zu großer Ventilationswiderstände haben sie hierbei eine besondere Art der Schaufelung angewendet, indem sie die Schaufeln ziegeldach artig in den äußern Rand des Rades eingefräst Abbildung 2. Einfaches Riedler - Stumpf - Rad. haben, so daß das Rad aus einem einzigen Stück gebildet wird (Abbildung 2). Auch diese Tur bine steht in bezug auf die Anwendung und Ausnutzung des Materials sowie in bezug auf die Konstruktion auf einem außerordentlich hohen Standpunkt. Aber auch sie ist in dieser ein reduziert, so daß, wenn wir von 1200 m aus gehen, wir bei zehn Stufen nur den zehnten Teil bekommen. Die lebendige Kraft ist aus- m X V 2 gedrückt durch die Formel 2 , d. h. durch das halbe Produkt aus der Masse und dem Quadrate der Geschwindigkeit. Infolgedessen muß bei einer Druckstufenturbine die Summe der Qua drate der einzelnen Geschwindigkeiten gleich sein dem Quadrate der Geschwindigkeit, die dem gesamten Druckgefälle entspricht. Daraus ergibt sich, daß, wenn bei einem Rad die Geschwindig keit des Dampfes 1200 m ist, sie bei zweien 850 m, bei dreien 690 m, bei vieren 600 m beträgt, und demgemäß ist die ungefähre Um fangsgeschwindigkeit der Turbine bei einem Rad 400 m, bei zweien 230 m, bei vieren 200 m und bei zehn Rädern 130 m i. d. Sekunde. Ebenso dürfen wir uns nicht vorstellen, daß der Dampfdruck gleichmäßig, also bei 10 Stufen Abbildung 3. Druckstufenturbine von Parsons. fachen Form nicht in der Lage, eine universelle Turbine, die sich allen praktischen Bedürfnissen anpaßt, zu werden. Wir müssen also die Wege überlegen, wie wir von dem einfachen Rade und der großen Umfangsgeschwindigkeit ab kommen. Dafür gibt es eine Reihe von Mög lichkeiten. Die Geschwindigkeit, die der ausströmende Dampf annimmt, ist naturgemäß abhängig von . dem Druck, unter dem er ausströmt, bezw. von der Druckdifferenz, die im Dampfraum vor der Expansion und nach der Expansion herrscht. Infolgedessen ist es ja naheliegend, zu sagen: Ich kann eine Maschine mit geringer Umfangs- ; geschwindigkeit dadurch erzeugen, daß ich mehrere I Turbinen hintereinander einsetze, indem ich in ■ der ersten Turbine nur einen Teil des Druck gefälles ausnutze, und in einer zweiten, dritten | usw. je einen weiteren Teil. So erhalten wir die Turbine, die ich als Druckstufenturbine be zeichnen möchte. Wir dürfen uns nun nicht vorstellen, daß sich die Dampfgeschwindigkeit in direktem Verhältnis zu der Anzahl der Stufen und 10 Atmosphären Anfangsdruck stufenweise von Atmosphäre zu Atmosphäre abnimmt. Wenn ich für jede einzelne Kammer die gleiche Arbeit leisten will, so wird vielmehr die Druckabstufung in einer Weise stattfinden, die dem Expansions- Diagramme des Dampfes entspricht, und der Druck in den zehn Kammern wird daher bei 90 °/o Vakuum ungefähr betragen: 6,4, 4,0, 2,5, 1,6, 1,0, 0,65, 0,4, 0,26, 0,16, 0,1 Atm. abs. Sie sehen also, daß die Druckdifferenzen in den ersten Kammern ziemlich bedeutende sind, bis zu 21/2 Atmosphären, während sie am Ende gering sind, nämlich 0,1 und 0,06 Atmosphären. Die erste Turbine dieser Art wurde wohl von Parsons ausgeführt (Abbildung 3); sie ist aber nicht unter seinem Namen bekannt, da er sie nicht weiter zur Anwendung gebracht hat. In die Öffentlichkeit gekommen sind derartige Kon struktionen durch Rateau, dann in der Riedler- Stumpf-Turbine, welche von der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft auch als Druckstufen turbine ausgeführt wird, und in der Zoelly- Turbine.