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758 Stahl und Eisen. Zur Geschichte des fiskalischen Eisenhüttenwerkes Malapane in O.-S. 24. Jahrg. Nr. 13. es schwer gewesen sein, Beamte in diese gänz lich unkultivierte Gegend, in welcher in meilen weiter Umgebung des Hüttenwerks keine gebil deten Menschen wohnten, heranzuziehen. Übrigens hatte die Ansiedlung so vieler deutscher Fa milien in dem im wesentlichen von polnischer Bevölkerung bewohnten Lande den großen Vorteil, Kultur zu verbreiten, zumal die meisten heran gezogenen Beamten und Arbeiter Protestanten waren. Nötig wurde die Anlage von Kolonien, weil es an Wohnungen für Beamte und Arbeiter fehlte. Nicht leicht war es auch, Tagelöhner heranzuziehen, welche die Arbeiten verrichteten, zu denen weder wissenschaftliche noch technische Vorbildung erforderlich war, so z. B. für das Holzschlagen. Auch solchen Leuten mußten er hebliche Vergünstigungen gewährt werden. — Im Jahre 1755 wurde ein weiterer Hochofen in dem nahegelegenen Kreuzberg angelegt. Der Siebenjährige Krieg führte keine Unter brechung des Betriebes des Hüttenwerks Mala pane herbei, im Gegenteil bedurfte es der höch sten Anstrengung, um den Bedürfnissen nach Munition zu genügen. Unabhängig von den eingesetzten Bergämtern bestand in Malapane ein Hüttenamt, unter dem nach Abschluß des Friedens zu Hubertusburg an die Errichtung der nötigen Kolonien mit ganzer Tatkraft gegangen wurde. Unter den Kolonien war besonders Hüttendorf zwischen dem Hüttenwerke Malapane und dem Dorfe Krascheow schnell emporgeblüht. Die Besitzer wurden verpflichtet, bei dem Hüttenwerk gegen entsprechende Bezahlung zu arbeiten. Jeder Kolonist bekam acht Morgen Land und zwei Morgen Wiese zugeteilt und durfte sich aus dem anstehenden Walde noch weitere Äcker roden. Da aber diese Kolonie nicht genügte, wurde eine zweite, Antonia, zwischen Malapane und Jedlitze angelegt. 1768 errichtete Friedrich der Große das Berg werks- und Hüttendepartement, an dessen Spitze der Minister von Hagen stand und dem auch alle Eisenhütten untergeordnet wurden. 1777 wurde Freiherr von Heinitz zum Chef ernannt. 1769 wurde das schlesische Oberbergamt ge- ) schaffen, aber Malapane stand bis zum Jahre 1780 unter der damaligen Kriegs- und Do mänenkammer, was erklärlich ist, da es ja hauptsächlich für die Deckung von Kriegs- I material zu sorgen hatte. Im Jahre 1780 aber [ ging es an die Verwaltung des schlesischen ; Oberbergamts über, und damit trat ein be- | sonderer Aufschwung auch in technischer Be ziehung hervor. Nach Beendigung des Siebenjährigen Krieges konnte das Werk auch für andere als nur Kriegsbedürfnisse eintreten. Die Nachfrage nach Stabeisen hob sich, und da genügend Holz und Erze vorhanden waren, so wurde eine viertel Meile oberhalb des Hüttenwerks, nahe i dem Dorfe Krascheow, 1768 die Anlage von | zwei weiteren Frischfeuern ausgeführt und nicht lange darauf auch in Malapane eine zweite Hütte mit noch zwei Frischfeuern gebaut. Die Nachfrage nach Stabeisen hob sich von Jahr zu : Jahr, so daß man aus den erheblichen Über- . Schüssen, die das Werk brachte, im Jahre 1775 eine ' halbe Meile unterhalb von Malapane das Jedlitzer Werk erbauen konnte. Zu Anfang legte man I einen Drahtzug, ein Frischfeuer, einen Zeug- ! und einen Zainhammer an. 1777 brannte die ; Hütte ab, wurde aber wieder aufgebaut und zwar hauptsächlich zum Zwecke Draht herzu- stellen. Die Verwaltung dieser Werke ging, nach dem das Oberbergamt die Oberleitung über nommen hatte, in eine Hand über, und die Werke erhielten im Jahre 1782 ein gemein- ‘ schaftliches Hüttenamt. Die Vorrichtungen be standen damals aus folgenden Anlagen: zwei Hochöfen mit einem durchschnittlichen Aus bringen von je 120 Zentnern in der Woche, vier Frischfeuern mit einer höchsten wöchentlichen Produktion von 120 Zentnern, einem Drahtzuge mit sechs Bänken, die durch Wasserkraft be trieben wurden, und vier Bänken, auf denen der j Draht mit der Hand gezogen wurde. Die Draht züge zusammen leisteten jährlich 120 Zentner Draht; sodann war ein Zeughammer vorhanden, der größtenteils zur Vorbereitung des Eisens für den Drahtzug diente, aber auf dem man auch Am bosse, Schraubstöcke usw. zum Verkauf anfertigte; endlich ein Zeughammer, welcher das Stabeisen in Drahtruten ausreckte. Sobald das Hüttenwerk in die Hände der Bergverwaltung übergegangen war, nahm sich seiner ganz besonders der Geheime Oberfinanzrat Graf von Reden an, der das Werk nicht nur zu hoher technischer Vollkommenheit brachte, sondern es an die Spitze der deutschen Eisen industrie zu stellen vermochte, so daß es von jetzt ab nicht nur die Schule für die Eisen- hüttenleute der gesamten Provinz, sondern von ganz Deutschland und selbst in vielen Be ziehungen auch vom Auslande wurde. Der Mangel an Absatz von Draht bestimmte bald dazu, den Drahtzug aufzuheben und nur die Frischfeuer und einen Zeughammer in Jed litze bestehen zu lassen. Da indessen die vor handenen sieben Frischfeuer nicht ausreichten, den Bedarf an Stabeisen zu decken, so wurde 1784 ein viertes Werk angelegt in Demio- hammer, welches das Gefälle von dem Himmel- witzer Bache entnahm, an dem bereits eine Mehl- und eine Brettmühle lagen. Die König lichen Forsten lieferten auch dort das Holz. Bis zu seinem Tode 1786 hatte Friedrich der Große stets ein persönliches Interesse für dieses Werk bewiesen, welches ihm in den schweren Kriegszeiten so großen Nutzen ge-