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liegen. Unsere jetzigen Oefen arbeiten einmal mit geringer Pressung, d. h. nur der Pressung, welche die Schmelzsäule erzeugt. Die Düsenquer schnitte schwanken zwischen 1/a und 1/s des Ofenquerschnittes. Es läßt sich nun rechnerisch nachweisen, daß für gewöhnlichen Grauguß bei einer Ueberhitzungstemperatur von etwa 1380 0 0. und einer guten Ausnutzung der Verbrennungs gase etwa 8 kg Koks zum Schmelzen von 1 00 kg Eisen ausreichen. Um diese 8 kg Koks zu Kohlen säure zu verbrennen, sind unter Berücksichtigung des Umstandes, daß beim Verbrennen von festen Brennstoffen ein gewisser Luftüberschuß vorhanden sein soll, beim Kupolofenbetrieb praktisch etwa 15 °/o, also etwa 70 bis 75 cbm Luft nötig. Be trachten wir einen Ofen, der etwa 700 mm 1. d hat und der in der Stunde rund 3000 kg schmilzt, so sind in der Minute 35 bis 38 cbm Luft nötig. Ein neuerer Ofen von 3000 kg stündlicher Leistung zeigt durchschnittlich eine Höhe von 3 in über Düsen. Der freie Querschnitt im Ofen beträgt dann etwa 0,24 qm. Unter freiem Querschnitt sind die freien Zwischenräume zwischen Koks und Eisen in der Beschickung zu verstehen. Unter Berücksichtigung des Widerstandes beim Durchströmen beträgt der durch diesen Querschnitt streichende Wind 65 cbm bezogen auf 0 0 bei der natürlichen Pressung der Schmelzsäule. Diese beträgt etwa 240 mm W.-S. Die Ausströmungsgeschwindig keit aus der Gicht ist dann = 1. Wir sehen also, daß, um 240 mm Druck zu erreichen, fast die doppelte Windmenge vorhanden sein muß als in Wirklichkeit nötig ist. Durch die große Windmenge wird aber die Verbrennung un günstig beeinflußt und die Koksmenge von 8 °/o reicht nicht mehr aus. Um wieder auf ein günstiges Resultat zu kommen, muß die Koks menge erhöht werden. Nun hat bei diesen Oefen mit weiten Düsen die Erfahrung gezeigt, daß die günstigste Pres sung nicht bei 240 mm liegt, sondern bei etwa 320 mm. Bleibt der Düsenquerschnitt über 1/8 des Ofenquerschnittes, so bedingt diese höhere Pressung eine Steigerung der Windmenge auf etwa 80 cbm i. d. Minute und eine Steigerung des Koksverbrauches auf etwa 16 bis 17 °/o, wenn die Verbrennung die günstigste werden und die nötige Wärmemenge erzeugt werden soll, wie solches in der Praxis auch meistens der Fall ist, ja manchmal bis zu 25 bis 30 °/o. In diesem Fall ist jedoch der Ofen total verbaut oder der Betrieb und die Bedienung läßt viel zu wünschen übrig. Aber selbst die Pressung von 320 mm ist noch nicht die günstigste, denn alle diese Oefen arbeiten mit hoher Gichtflamme, und da 240 mm Pressung noch ungünstigere Resultate ergaben, so ist anzunehmen, daß die Pressung von 320 mm auch noch zu niedrig ist. Wohl reichen 16 bis 17 °/o Koks zum Schmelzen aus. Wie Beobachtungen ergaben, ist die Ausnutzung des Schmelzkoks etwa 30 °/o, so daß 16 °/o Koks etwa 38 000 WE. ergeben. Für 100 kg Eisen von 1380° Ueberhitzungs temperatur sind etwa 36 000 WE. erforderlich. Die überschießenden 2000 WE. dürften durch die Gase entführt werden. Verfolgen wir nun das Ergebnis der zu ge ringen Windpressung, so finden wir, daß der Wind bei der Einströmung in einer bestimmten Schicht zu Kohlensäure verbrennt. In der nächst höheren Schicht wird eine Reduktion zu Kohlen oxyd stattfinden, da die Durchströmungsgeschwin digkeit zu gering ist und der Kohlensäure Ge legenheit geboten ist, sich mit einem zweiten Atom Kohlenstoff zu vereinigen. Es werden immer mehr und mehr höhere Koksschichten ent zündet, bis endlich die Ausströmungstemperatur über 360° C. beträgt, und von diesem Augen blicke an wird sich die Gichtflamme zeigen und in kurzer Zeit der ganze Ofen eine einzige Schmelzsäule bilden. Daß dies aber für das fertige Produkt nicht von Vorteil ist, wird uns dadurch bewiesen, daß das in solchen Oefen erzeugte Eisen leicht zum Weißwerden neigt, da beim Durchtropfen durch den ganzen Ofen ein erhöhter Abbrand an Silizium stattfindet, ferner erhöht sich auch der Abbrand des Eisens selbst und wird man nicht fehlgehen, wenn man letzteren mit 4 bis 5 °/o annimmt. Alle diese Uebelstände hat man auch erkannt, aber trotzdem werden diese Oefen in neuerer Zeit noch vielfach gebaut, ja man geht so weit und macht den Düsenquerschnitt größer als den Ofenquerschnitt. Man baute, um diese Uebel stände zu vermeiden, eine zweite Reihe Düsen ein mit der Begründung, mit dieser zweiten Reihe das gebildete Kohlenoxyd .verbrennen zu wollen. Beide Düsenreihen hatten zusammen den Querschnitt, den vorher eine Düsenreihe hatte. Es ist sicher, daß die erste Düsenreihe nur die Hälfte Luft durchläßt und dadurch Kohlenoxyd gebildet wird. Kommt nun das Kohlenoxyd vor die zweite Düsenreihe, so reicht die einströmende Luft wohl aus, das Kohlenoxyd zu Kohlensäure zu verbrennen, aber gleichzeitig bieten sich der Luft noch mehr Koksoberflächen dar, und die Folge ist, daß die Luft zur vollkommenen Verbrennung nicht genügt und die unvollkommene Verbrennung bleibt wie sie ist. Die zweite Düsenreihe ist also zwecklos gewesen. Die entstandene Kohlensäure bildet sich in den folgenden glühenden Koksschichten wieder zu Kohlenoxyd zurück und das Resultat ist in allen Fällen das gleiche wie bei nur einer Düsenreihe. Würde man der ersten Düsenreihe ihre ur sprüngliche Größe lassen und der zweiten Düsen reihe eine Größe geben, die es ermöglicht, Kohlenstoff und Kohlenoxyd aus dem festen Brenn-