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Zusammenbau des Motors mit der Straße deutlich erkennen. Doppelmotor und Kammwalzengerüst sind auf einem gemeinsamen schweren Funda mentrahmen gelagert; letzteres in einer Höhe, daß die drehenden Kräfte, welche von dem Motor ausgehen, ein Kippen des Gerüstes, wie es bei den älteren Konstruktionen der Fall war, nicht bewirken können. Die beiden Ankerwellen des Doppelmotors laufen in je zwei Ringschmier lagern und sind zwischen den Mittellagern durch Abbildung 5. Druckluftdiagramm beim Zerschneiden eines weichen Martinstahl-Blockes (40 kg Festigkeit) von 255 mm [ Querschnitt. eine kräftige Kupplung miteinander verbunden, die derjenigen zur Verbindung des Motors mit der Kammwalze vollkommen gleicht. Auch der freie Wellenstumpf des Doppelmotors ist zur Aufnahme einer solchen Kupplung geeignet ge macht, so daß beide Motorwellen bezw. Anker einander gegenseitig ersetzen können. Zum Schutze gegen den in Walzwerken unvermeid lichen Staub und die Feuchtigkeit ist der Doppel motor in einem leichten Hause aus Eisenfach- Abbildung 6. Druckluftdiagramm beim Zerschneiden eines Blockes von 270 mm • Querschnitt (65 kg Festigkeit). werk untergebracht, wie Abbildung 8 erkennen läßt. In demselben Hause befindet sich auch der oben erwähnte elektrisch betriebene Kom pressor zum Betrieb der Blockschere, und die Schalttafel, an welche dieser Kompressor und die Nebenmotoren des Blockwalzwerks ange schlossen sind. Der Doppelmotor ist ein Gleichstrom-Neben schlußmotor, dessen beide Anker an die gemein schaftliche Welle bei jedem Stich Drehmomente bis etwa 85 000 mkg, bei Umdrehungszahlen bis zu 60 i. d. Minute, abzugeben vermögen. Seine Leistung beträgt daher an der Motorwelle rund 7000 P. S e , sie kann aber dem Wesen der elek trischen Maschine entsprechend gelegentlich ohne jeden Schaden um 30 bis 50 °/o überschritten werden, wie der praktische Betrieb dies auch gezeigt hat. Da die Straße bei Bestellung des elektrischen Antriebes noch nicht vorhanden und man daher nicht in der Lage war, an einer Dampfmaschine den Kraftbedarf der Straße zu ermitteln, da ferner elektrisch betriebene Um kehrstraßen, an denen der Kraftbedarf hätte gemessen werden können, damals noch nicht vorhanden waren, wurde die nötige Leistungs fähigkeit des Walzmotors auf Grund der Ver suche, die Direktor Koettgen der Siemens- Schuckert-Werke im Jahre 1903 an einer mit Dampfmaschine betriebenen Umkehrblockstraße zu Gutehoffnungshütte machte,* festgelegt. Es ist interessant, zu sehen, wie die damals er mittelten Resultate in ihrem wesentlichen Ver lauf mit den weiter unten anzuführenden, an dieser Straße ermittelten Ergebnissen überein stimmen. Die Unterteilung des Walzmotors in zwei Motore hat zur Folge, daß der Durchmesser des Abbildung 7. Druckluftdiagramm beim Zerschneiden eines Blockes von 270 mm • (65 kg Festigkeit) bei drei aufeinanderfolgenden Schnitten. Doppelankers und damit auch dessen Schwung massen ganz erheblich verringert werden konnten. Die Verringerung wurde dadurch noch weiter getrieben, d. h. die Leistungsfähigkeit des Motors wurde im Vergleich zu seinem Durchmesser noch dadurch erhöht, daß eine künstliche Ventilation seiner Anker durch zwei im Keller aufgestellte, elektrisch betriebene Ventilatoren vorgesehen wurde. Der Betrieb hat später gezeigt, daß auch ohne diese Ventilation keine wesentliche Erwärmung der Motore stattfand. Die Ver ringerung der Schwungmassen ermöglicht die beim Walzbetrieb unbedingt erforderliche schnelle Umsteuerung der Motore und vermindert die hierzu erforderliche Arbeit. In mechanischer Beziehung entspricht die Konstruktion des Walzmotors den besonderen Anforderungen, die der Betrieb stellt, so z. B. ist die Befestigung des aktiven Eisens auf der Ankernabe und die Lagerung der Wicklungen im Anker in besonders sorgfältiger Weise durchgeführt, die von der bei ständig in gleicher Richtung umlaufenden Maschinen üblichen erheblich abweicht. Diese * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1904 Nr. 4 S. 209 u. ff.