Volltext Seite (XML)
29. April 1908. Lohn- und Arbeitsverhältnisse i. d. belgischen Eisenindustrie. Stahl und Eisen. 629 sterium für Gewerbe und Arbeit* zur Grund lage einer Betrachtung über die Lohn- und Ar beitsverhältnisse in der belgischen Metallindustrie, im besonderen der belgischen Eisenindustrie zu nehmen, wie sie zur Zeit des 31. Oktober 1903 herrschten. Die Erhebung, die durch besondere Beauf tragte des Arbeitsamtes in allen gewerblichen Betrieben mit mindestens zehn industriellen Ar beitern vorgenommen worden ist, hat in der ge samten belgischen Metallindustrie 1083 solcher Betriebe mit 93 050 Arbeitern, davon 3487 weibliche, nachgewiesen. Die Zahl der in den Betrieben der Eisen industrie beschäftigten Arbeiter, auf die wir unsere Betrachtungen hier im wesentlichen be schränken wollen, geht aus der folgenden Ueber- sicht hervor: Art des Betriebes Zahl der Betriebe Zahl der Arbeiter männlich weiblich Zusammen jugend- lieh*** erwachsen jugend lich*** erwachsen Schwere Eisenindustrie** 62 964 19 870 31 421 21 286 Maschinenbauanstalten, Konstruktionswerkstätten . . 405 2081 32 310 18 339 34 748 Gießereien 227 591 8 473 — 30 9 094 Schmieden, Schlossereien, Herstellung v. Küchengerät 93 266 3 233 14 41 3 554 Herstellung v. Bolzen, Schrauben, Ketten, Draht usw. 50 598 2 597 146 548 3 889 Handfeuerwaffenfabriken 44 79 2 387 10 360 2 836 Messerschmieden 4 9 53 • — — 62 Herstellung von Hausgerät 28 330 2 114 237 661 3 342 Sehr große Betriebe gibt es also in Belgiens Eisenindustrie nur wenige. Zwei im ganzen, ein Stahlwerk und eine Maschinenbauanstalt, haben eine Arbeiterzahl von mehr als 1000, 25 eine solche von 500 bis 1000. Mit mehr als 2000 Arbeitern ist kein einziges Unternehmen nachgewiesen. Freilich ist es unmöglich, aus der vorliegenden Statistik zu entnehmen, ob nicht mehrere unter den verschiedenen Betriebs arten aufgeführte Betriebe zu ein und derselben Unternehmung gehören, was aber wohl bei dem allenthalben, auch in Belgien vorhandenen Be streben, gemischte Werke zu bilden, wenigstens in einzelnen Fällen angenommen werden kann. Arbeiterinnen, unter ihnen besonders wiederum die jugendlichen, sind in der Eisenindustrie na türlich nur in geringem Maße beschäftigt; an erwachsenen männlichen Arbeitern, die für eine Beurteilung der Lohnverhältnisse ausschließlich oder doch in erster Linie in Betracht kommen, waren in der gesamten belgischen Eisenindustrie 71 035 vorhanden. Die Lohnnachweisungen stützen sich auf die Lohnbücher in den industriellen Betrieben und sind, wie ausdrücklich hervorgehoben wird, keine Durchschnittssätze, sondern das wirkliche Ein kommen eines Normalarbeitstages und zwar ohne den Lohn für etwaige Ueberstunden, jedoch ein schließlich der Prämien und Gratifikationen. Die hier vom belgischen Arbeitsamt vorgelegte Lohn * „Salaires et duree du travail dans les Industries des metaux“ — 31 octobre 1903 — Expose de quelques resultats. — Bruxelles. Imprimerie A. Lesigne. 1907. ** Hochofen-, Stahl-, Puddel- und Walzwerke. *** D. h. unter 16 Jahren, Statistik leidet nun freilich au einem sehr er heblichen Mangel, der möglicherweise in der an- gekündigten eingehenderen Bearbeitung behoben werden wird, dem Mangel nämlich, daß durchaus keine Arbeiterkategorien namentlich aufgeführt sind. Ein Beispiel: für 25 Puddel- und Walz werke werden 8811 erwachsene männliche Ar beiter nachgewiesen, von denen 525 7 Fr. und mehr täglich, 608 6 bis 6,99 Fr. usw., 215 weniger als 2 Fr. verdienen, ob aber Walz meister, Vorwalzer oder Hinterwalzer zu jenen, ob Walzenfahrer und Kohlenfahrer oder wer sonst zu diesen gehören, erfährt mau nicht. Es ist infolgedessen mit dieser Statistik trotz ihrer guten Unterlagen nicht allzuviel zu beginnen; um als Vergleich mit den Lohnverhältnissen in anderen Ländern zu dienen, ist sie jedenfalls viel zu summarisch. Um einen Anhaltspunkt zu geben, sei nur erwähnt, daß um die Zeit der belgischen Enqute in einem westfälischen Groß eisenwerke erhielten: M M Walzmeister . . . 7,00 Walzenfahrer . 3,50 Vorwalzer .... 5,50 Walzeneinhauer . 3,70 Hinterwalzer . . . 5,00 Blockzieher . . . 3,20 Scherenvorarbeiter 5,25 Kohlenfahrer . . . 3,20 Eine Arbeiterkategorie, soweit erwachsene männliche Arbeiter in Betracht kommen, die einen geringeren Tagesverdienst als 3,20 6 ge habt hatte, gab es s. Z. in diesem Stahlwerk nicht. An diese Lohnsätze scheinen die Ver dienste der belgischen Eisenarbeiter allerdings nicht, ja bei weitem nicht herangereicht zu haben, sofern es gestattet ist, aus den in der folgenden Tabelle niedergelegten summarischen Zahlen einen Schluß zu ziehen.