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628 Stahl und Eisen. Lohn- und Arbeitsverhältnisse i. d. belgischen Eisenindustrie. 28. Jahrg. Nr. 18. selbe bietet, sind größer als der Nachteil, daß etwa der erste Abstich möglicherweise etwas matter ist. Ist eine gute Vorwärmung erfolgt und der Durchgang vom Ofen nach dem Vor herd nicht zu klein gewählt, so ist auch der Einfluß des Mattwerdens nicht zu fürchten. Ein Vorherd bringt vor allem den Nutzen, daß das Eisen reiner wird und einen besseren Guß er möglicht, als es ohne Vorherd der Fall ist, was besonders bei Stücken, die hohe Drücke auszu halten haben, zu beobachten ist. Eine vorzüg lich geleitete schlesische Gießerei fertigte z. B. Trockenplatten für 12 at Dampfdruck, und hatte sich schon daran gewöhnt, mit 25 °/o Aus schuß infolge Undichtigkeit zu rechnen. Nach Anbau eines Vorherdes sank der Ausschuß auf 5 °/o, und heute sind alle vier Oefen umgebaut, ohne daß Betrieb und Bedienung in irgend einer Weise verändert wurden. * * * Der anschließende Meinungsaustausch gestaltete sich dadurch sehr rege, daß die einzelnen Herren Mit teilungen über die in ihren Betrieben erzielten Erfah rungen machten. So erwähnte Hr. Dir. Ch a r y - Jünkerath, daß er bei zwei in ihren Abmessungen gleichen Kupol öfen, von denen der eine mit warmem und der andere mit kaltem Wind nebeneinander arbeiten, keinen Unterschied im Koksverbrauch habe feststellen können. Der Wind werde durch Durchleiten in dem doppelten Mantel des Ofens vorgewärmt. Die Anordnung einer zweiten Düsenreihe halte er für einen überwundenen Standpunkt, wenn es auch empfehlenswert sei, einige Düsen um etwa 150 mm höher anzulegen. Hr. Direktor G o 1 d s c h m i d t-Düren widersprach der Behauptung des Vortragenden, daß Kupolöfen älterer Konstruktion mit weiten Düsen und niedrigem Winddruck hoben Koksverbrauch (bis zu 20 °/o) hätten. Auf den Wind druck komme es gar nicht an, wenn nur der zur Verbrennung des Koks erforderliche Wind durch den Ofen getrieben würde. Ebenso sei es unter derselben Voraussetzung gleichgültig, ob die Düsen eng oder weit seien, ob sie in einer oder zwei Reihen angebracht würden, ob sie horizontal oder geneigt, zentral oder tangential bliesen. Man müsse fast jeden Kupolofen mit 8 bis 10 0/o Satzkoks betreiben können. Wo Oefen älterer Konstruktion trotzdem 20 0/o Satzkoks verbrauchten, läge es nicht an der Konstruktion, sondern an der Behandlung, an der Ueberfütterung. Wer seinen Ofen mit Koks höher als 0,5 m über Düsenoberkante fülle, begehe einen Fehler. Wer mehr als 8 bis 10 °/o Satzkoks zum Schmelzen normaler Eisengattierungen aufgäbe, schade sich, anstatt zu nützen. Der Ueberfluß an Koks erzeuge Gichtflamme und führe vorzeitige Verbrennung des Koks herbei, ehe er in die Schmelzzone komme. Eine Schacht höhe von 2 bis 2,5 m über Düsenoberkante reiche schon aus zur Ausnutzung der Gase und zur Er zielung einer kalten Gicht. Hr. Obering. Schalk- Kalk führte aus, daß seine Oefen mit zwei 50 cm voneinander entfernten Reihen Düsen von engem Querschnitt (’/s des Ofenquerschnittes), bei 550 mm Pressung und 900 mm Ofenweite ein gutes Ergebnis liefern. Hr. Ul 1 r i c h - Mechernich betonte, daß die Hauptsache beim Kupolofenbetrieb rasches Schmelzen sei. Er bevorzuge daher starkes Blasen, wenn sich auch eine Gichtflamme zeige. Hr. Schiel entgegnete, daß die Höhe des Ofens durch eine bessere Ausnutzung der Verbrennungsgase bedingt werde, die praktische Höhe für gebräuchliche Oefen in den Gießereien sei 3 m über Düsen. Ebenso wie eine allzuhohe Pressung zu verwerfen sei, da dadurch eine ungünstige Verbrennung herbeigeführt werde, habe man mit Oefen von zu niedriger Pressung und weiten Düsen auch keine günstigen Ergebnisse erzielt. Daß ein Ofen unter allen Verhältnissen nur 8 0/o Koks brauche, müsse bezweifelt werden, weil es sich rechnerisch nachweisen lasse, daß für eine Ueber- hitzungstemperatur von etwa 1450 0 0. und eine mög lichst vollkommene Ausnutzung der Verbrennungsgase schon ein Koksverbrauch von 9 °/o unbedingt nötig sei. Weiterhin wurde der Wert des Vorherdes be sprochen, wobei die Ansichten zwar weit auseinander gingen, doch sprach sich eine Mehrheit dahin aus, daß der Vorherd bei dichtem, feinem Guß am Platze sei. Von einer Seite wurde bemerkt, daß der Vorzug eines niedrigeren Schwefelgehalts für den Vorherdofen nicht erwiesen sei. Nach längerer Erörterung mußte der Vorsitzende feststellen, daß keine der angeschnittenen Fragen ein einheitliches Urteil zutage gefördert habe, und hielt aus diesem Grunde die Fortsetzung des Meinungsaus tausches bei einer späteren Gelegenheit für sehr an gebracht. Lohn- und Arbeitsverhältnisse —s ist ein internationaler Mangel statistischer — Erhebungen und besonders der von Amts wegen unternommenen und an amtlicher Stelle bearbeiteten, daß sie zu der Zeit, in der sie die Bureaus der statistischen Aemter verlassen und ihre Ergebnisse der Geffentlichkeit kund werden, nur noch Aufschlüsse über bereits länger ver gangene Zeiten geben. Und wenn sich die Sta tistik auf das unaufhörlichem Wechsel unter worfene wirtschaftlich-gewerbliche Leben bezieht, so ist ein zwischen statistischer Aufnahme und Veröffentlichung der Ergebnisse liegender Zeit raum von mehr als vier Jahren eine reichlich lang bemessene Frist. in der belgischen Eisenindustrie. Im Oktober 1903 hat das belgische Arbeits ministerium im Anschluß an frühere Erhebungen im Bergbau und in der Textilindustrie eine En quete über die Lohn- und Arbeitsverhältnisse in der belgischen Metallindustrie veranstaltet. Sie hat sich im ganzen auf 93 050 Arbeiter er streckt; aber erst jetzt liegen ihre Ergebnisse vor, und zwar erst teilweise; eine eingehendere Darstellung ist einer späteren Veröffentlichung vorbehalten. Da aber bis zu einer solchen wohl noch eine etwas lange Zeit verstreichen könnte, so erscheint es schon angezeigt, die vorliegende Veröffent lichung des belgischen Arbeitsamtes im Mini-