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bleibenden Stromaufnahme kann von dem Schalt tafelwärter in einfacher Weise, je nach dem Verlauf des Walzprozesses dem Durchschnitts wert der Belastung der Straße angepaßt werden. Werden beispielsweise verhältnismäßig langsam Blöcke auf kurze Verlängerung ausgewalzt, so wird der Regelapparat auf eine mittlere Strom aufnahme von etwa 700 bis 800 Amp. eingestellt, während, wenn Blöcke in rascher Folge auf eine große Verlängerung ausgewalzt werden, die mittlere Stromaufnahme auf 1400 bis 1600 Amp. oder noch höher eingestellt werden kann. Die zweite Anordnung dient dem für Umkehrstraßen beson ders wichtigen Zweck, ein möglichst schnelles Umsteuern herbeizuführen. Die den Feldwick lungen der Steuerdynamos innewohnende Selbst induktion widersetzt sich jeder Aenderung der Erregerstromstärke und verzögert dadurch das Auftreten der von dem Maschinisten gewollten Dynamospannung, d. h. die Regulierung des Walzmotors. Durch die hier getroffenen An ordnungen ist die Wirkung der Selbstinduktion fast vollständig beseitigt; infolgedessen konnte es erreicht werden, daß die unbelastete Walzen straße (Motor, Kammwalzengerüst und Walze) 28 mal in der Minute von — 60 auf — 60 minütliche Umdrehungen umgesteuert wurde, eine Steuerfähigkeit, die weit über die tatsächlichen Betriebsanforderungen hinausgeht (vergl. Abb. 2 auf Tafel XI). Dem Umstand, daß die Spannung der Steuerdynamos sich im Augenblick der Stellung des Steuerhebels entsprechend einstellt, ist es zu verdanken, daß außer den üblichen Sicherheits schaltern keine besonderen Schutzeinrichtungen gegen Ueberlastung der Walzenstraße vorgesehen zu werden brauchten, denn es zeigte sich bald, daß der Maschinist in der Lage war, durch Zu rückziehen des Steuerhebels die Stromstärke augenblicklich zu vermindern, sobald der Walz strom sich der zulässigen Grenze näherte. Es ist hierauf wohl zurückzuführen, daß der Maximal automat noch nicht in Tätigkeit getreten ist. Die Steuerung der Straße erwies sich als so einfach, daß sie dem Maschinisten des Walz werks am ersten Tage der Inbetriebsetzung überlassen werden konnte. Abbildung 1 läßt die räumliche Anordnung der Steuerapparate auf der 11 m vor der Straße befindlichen Steuerbühne erkennen. Der Maschinist hat zur Rechten den Haupt-Steuer hebel, zur Linken den Handgriff des Notaus schalters. Die zugehörigen Widerstände sind an die beiden Apparate unmittelbar angebaut. Weiter links befinden sich die Steuerhebel für die hydraulische Kantvorrichtung, die Steuer apparate für die Rollgänge und für die Walzen anstellung; an dem Geländer der Steuerbühne sind in Augenhöhe Meßinstrumente angebracht, welche dem Maschinisten die jeweilige Stromstärke, Spannung und Umdrehungszahl des Walzmotors anzeigen, ohne ihm den Ausblick auf die Walzen straße selbst zu beschränken. Die Inbetriebsetzung der Straße fand im Oktober vorigen Jahres statt. Nachdem sie 2 bis 3 Monate im Betriebe war, wurden im Januar d. J. von Ingenieuren der Siemens- Schuckert-Werke und der Georgsmarienhütte eingehende Versuche gemacht zu dem Zwecke, die Manövrierfähigkeit und Leistungsfähigkeit sowie den Energieverbrauch dieses zum ersten Male in Deutschland bei einer Umkehrstraße angewandten elektrischen Antriebes zu ermitteln. Bei Feststellung des Energieverbrauches sollte insbesondere auch die nutzbare, an das Walz gut abgegebene Arbeit (gemessen an der Kupp lung des Motors mit der Kammwalze) festge stellt werden. Ueber diese nutzbare Walz arbeit können die einfachen elektrischen Messun gen einen für die ganze Walzindustrie höchst erwünschten Aufschluß geben; anderseits kann aus dem Verhältnis der nutzbaren Walzarbeit zur aufgenommenen elektrischen Gesamtarbeit der Wirkungsgrad des elektrischen Antriebes ermittelt werden. Wenngleich die Mannschaft, unter der sich nur sehr wenige geschulte Walzer befanden, noch wenig geübt war, und infolgedessen das Walzen mitunter flotter hätte gehen können, so geben diese Versuche unter Berücksichtigung dieses Umstandes doch sehr wichtige Resultate, die der Allgemeinheit be kannt zu geben, gerade in der heutigen Zeit, in welcher die Frage der Rentabilität des elek trischen Antriebes einer Reversierstraße im Ver gleich zu einer Dampfstraße sehr aktuell ist, angezeigt erscheint. Die Untersuchungen an dem elektrischen An trieb wurden in der Weise ausgeführt, daß die veränderliche Stromaufnahme, Klemmenspannung und Drehzahl des Walzmotors einerseits und die veränderliche Stromaufnahme und Drehzahl der Schwungrad-Steuermaschine bei der konstan ten Netzspannung anderseits, mittels selbstregi strierender Apparate aufgezeichnet wurden. Die Anordnung dieser Apparate ist aus der Abbild. 13 zu ersehen. Gleichzeitig wurde der Energie verbrauch der Straße durch Zähler gemessen und zwar die Energieaufnahme des Motors der Steuermaschine durch zwei sich gegenseitig kontrollierende Zähler und die Erreger-Energie der Steuerdynamos und des Walzmotors durch je einen besonderen Zähler. Während die elektrischen Apparate über das Verhalten des elektrischen Antriebs Aufschluß geben, wurden über den Walzprozeß selbst fol gende Beobachtungen gemacht: Von jedem Block wurden das Gewicht sowie die Anfangs- und Endabmessungen festgestellt. Ferner wurde nach jedem Stich die Verlängerung des Walzguts ermittelt. Die Temperatur der Blöcke wurde mit Hilfe eines Wanner-Pyrometers nach jedem