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DrbebLrrecktscbutii: künklürme-Vorlsg, Usll« (Laals). 14) Nachdruck verboten. Bei dem Mittagsmahl, das er auf seine Bitte mit der Familie zusammen einnahm, hatte Mac Lean Gelegenheit, unauffällig alles zu erfahren, was ihn interessierte. Und gleich nach Tisch sagte er: »So, nun will ich mal gleich herüberfahren nach Middleford, um mir meine Arbeit anzuschauen. Bekommt man hier irgendwo ein Motorrad geliehen?" „Soll ich Sie vielleicht mit unserem Packard herüber fahren, Mister Archie?" fragte Bob diensteifrig. Mac Lean erschrak. Dieses Anerbieten patzte ihm gar nicht so recht in den Kram. Er mutzte erst einmal allein das Terrain sondieren. Zum Glück erinnerte Mistretz Both ihren Sohn daran, datz er ja für heute eine Geflügel lieferung für London zum Bahnhof zu bringen hätte. „Das tut mir leid", sagte Mac Lean. „Ich hätte mich natürlich gern von Ihnen fahren lasten, Mister Bob. Aber wenn Sie einen Motorradhändler wissen, der mir ein solches Gefährt anvertraut, dann geht es ja auch." „Da wüsten Sie zu Sandning gehen, Mister Archie. Er wohnt fünf Häuser von uns entfernt. Der verleiht Motorräder." „Aber kommen Sie nicht zu spät wieder!" mahnte Kate lächelnd. „Bestimmt nicht, Mitz Kate. Es wird ja heute noch nichts mit der Arbeit werden — mutz mal erst Umschau Halten." Bei Mister Sandning bekam Mac Lean nach einigem Hin- und Herhandeln ein einigermaßen gutes Motorrad. Es schien allerdings im Alter der Konstruktion dem grünen Laubfrosch von Bob Both nichts nachzugeben. Aber Mac Lean hatte schon auf den ungewöhnlichsten Vehikeln ge- sessen. Bald ratterte er davon und war schnell auf der Landstraße. Statt aber links nach Middleford einzubiegen, fuhr er rechts, bis er an einem kleinen Wäldchen angelangt war. Er hatte die Karte bereits daheim eingehend studiert. Sein Ziel war Black Castle. In ungrfähr einer halben Stunde mutzte er es erreichen. Er durchfuhr in mützigem Tempo die Forreh Hills. Kate hatte recht. Es war wirk lich eine reizende Landschaft hier. So recht zum Träumen und Sichausruhen! Aber dazu hatte er keine Zeit. Es galt, sehr schnell hinter das Geheimnis, das ihn beschäftigte, zu kommen. Black Castle lag inmitten eines kleinen Wäldchens. Eine Hohe Mauer aus Sandstein umschloß es von allen Seiten. Man sah von dem Gebäude selbst hier von der Landstraße aus nichts. Nur ein Turm ragte hoch über das burgartig gelagerte Gebäude hinweg. Dieser Turm hatte drei vergitterte Fenster, die dunkel und lichtlos ins Land hinaussahen. Mac Lean fuhr langsam an Black Castle vorbei. Seine Augen spähten aufmerksam herum. Man konnte von hier aus tatsächlich nichts sehen. Wie war es nur dem jungen Burschen, von dem Kate so angstvoll berichtet hatte, mög lich gewesen, an den Turm zu gelangen? Von hier aus bestimmt nicht. Die Sandsteinmauern waren oben von Eisengittern gekrönt, die in scharfen Spitzen ausliefen. Außerdem war, hinter dem Draht verborgen, noch etwas wie eine extra aufgehängte Drahtleitung. Aha!, dachte er. Alarmvorrichtung! Gut gesichert! Muß ein ängstlicher Herr sein, dieser neue Besitzer von Black Castle! Er hielt das Motorrad einen Augenblick an. In diesem Augenblick ertönte ein geiferndes Bellen hinter der Mauer. Er hörte, wie zwei Hunde in rasendem Lauf innerhalb des Gartens an der Mauer entlang tobten und dies wütende Bellen ausstieben. Mac Lean konnte die Hunde nicht sehen, ebensowenig, wie sie ihn sehen konnten. Aber er war^ Hundekenner genug, um zu wissen: ein solches Gebell vollführten nur sehr große, sehr starke Wachhunde. Es waren vermutlich dänische Doggen, die das Grundstück bewachten. Mac Lean fuhr weiter. Hier war nichts zu erhoffen. Es mußte auf andere Weise geschehen. Er fuhr an der Mauer entlang und bog links von ihr ab. Nun kam der Wassergraben, von dem Kate erzählt hatte. Und jenseits des Wassergrabens sah man den Turm aufsteigen. Er war rund und massig. Von der Wasserfeste her hatte er keinerlei Eingang. Offenbar war er nur vom Grundstück aus durch eine Wendeltreppe zu erreichen. Mac Lean fühlte ein Zittern in seinen Nerven — es war das Zittern des Jagdfiebers. Er kannte dieses Symptom ganz genau. Aber er mußte sich im Zaume halten. Ein wenig zu früh — und alles war verloren. Ein stahlhartes Leuchten war in seinen Augen, als er nun weiterfuhr und sich rasch von Black Castle entfernte. Mac Lean fuhr Wetter nach dem Ort Middleford, wo er angeblich zu tun hatte. Dort ging er zu dem Postvor steher und hatte ein längeres Gespräch mit ihm. Er zeigte ihm seine Ausweispapiere und bat ihn um Schweigen über seinen Besuch. Der Postvorsteher, ein ruhiger, vernünftiger Mann, sagte: „LS geht mich nichts an, Herr, was Sie hier zu tlzn haben. Da Sie mir aber ein Schreiben der Londoner Polizei vorlegen, so bin ich natürlich bereit, Ihnen alle Unterstützung zu gewähren. Bitte, verfügen Sie über das Telephon! Meine direkte Amtsleitung kann von niemand abgehört werden." Damit ließ er Mac Lean in seinem Amtszimmer allein. Mac Lean führte ein dringendes Gespräch mit Scotland Yard. Er verlangte Inspektor Bruce und hing nach einer längeren Unterhaltung sehr befriedigt ab. „So!" sagte er. „Nun sind wir ein gutes Stück weiter!" Es war inzwischen Abend geworden. Ein milder und schöner Sommerabend. Mac Lean fuhr langsam mit seinem Motorrad Lominghton wieder zu. In der kleinen Flieder laube des Gartens saß die Familie Both bereits beim Abendbrot. „Oh, Mister Archie, wir hatten gar nicht erwartet, daß Sie noch kommen! Wollen Sie mitessen?" „Gern!" sagte Mac Lean und nahm in einem kleinen Korbsessel neben Kate Platz. Eine Bedienstete des Gast hauses brachte schnell noch ein Gedeck. Und bald saß er im fröhlichen Geplauder mit der Familie und Kate, die ihre Augen von Mister Archie nicht ablenken konnte. Aber der Abend sollte nicht ohne eine Enttäuschung für die kleine Kate enden. Sic hatte geglaubt, noch einen kleinen Abend spaziergang mit Mister Archie machen zu können. Doch kaum waren sie mit dem Esten fertig, stand Mister Archie auf und sagte: „Hören Sie, Bob! Würden Sie mir einen Gefallen tun? — Das Motorrad Mister Sandnings scheint seit Adams und Evas Zeiten nicht mehr geölt worden zu sein. Es quietscht derartig in allen Gelenken, daß man geradezu die Vögel damit verscheucht. Würden Sie mir ein bißchen helfen, es wieder flott zu machen?" Kate zog ein Mäulchen. „Muß das denn gerade heute abend sein, Mister Archie? Das finde ich gar nicht nett von Ihnen." ' „Und ich finde es nicht nett von dem Motorrad, datz es heute abend gerade geölt werden will. Aber ich mutz morgen früh vielleicht sehr zeitig heraus, erwarte einen Anruf meines Arbeitgebers drüben in Middleford. Da kann ich nicht am Morgen mich lange mit der Instand setzung des Motorrades aufhalten. Es mutz schon sein. Wir haben ja noch mehrere Abende vor uns." Kates hübsches Gesicht hellte sich auf. Sie war kein Mensch, der unabänderlichen Dingen lange nachtrauerte, und Mister Archie sagte ja selbst, sie hätten noch viele Abende vor sich. Diensteifrig ging Bob neben Mister Archie der Garage zu, wo neben dem grünen Laubfrosch das Motorrad unter gebracht war. Bob gefiel Mister Archie bester und besser. Er hatte so wunderhübsch von London und der Welt er zählt. Er mußte weit herumgekommen sein als Monteur und schien ein Mensch mit viel Wissen. Bob, der selbst eine leidenschaftliche Sehnsucht hatte, die Welt kennenzulernen und weiterzukommen, als es ihm hier in der Gastwirt schaft möglich war, freute sich über Mister Archies Bitte. Er schloß den Schuppen auf, zog seinen Rock aus und den Arbeitskittel an. „So, Mister Archie, nun können wir losgehen. Oel habe ich, Kanne auch; also 'ran an den Speck!" Aber Bob wurde sofort in großes Erstaunen versetzt. Mister Archie nahm ihm die Oelkanne aus der Hand, drückte ihn auf einen Kasten nieder. Dann sagte er, sich neben Bob setzend: „Hören Sie, Bob, Sie sind doch ein Mann!" Bob wurde feuerrot. Seine Mutter sagte ihm oft genug, daß er noch ein grüner Junge wäre. Und auch der Vater war durchaus nicht bereit, Bobs Männlichkeit anzü- erkennen. Rot wie eine Pelargonie und unendlich ge schmeichelt, sagte er: „Natürlich bin ich ein Mann, Mister Archie!" ., „Das habe ich gewußt!" Mister Archie nickte anerkennend. Und dann sagte er leiser: „Bob, und wenn ich nun Ihre Hilse brauchte in einer sehr schwierigen Angelegenheit, wenn niemand mir dabei helfen könnte als Sie — was würden Sie dann sagen?" Bob sah den Fragenden groß an. Dann versetzte er entschlossen: ' „Ich würde sagen, wenn es nichts Unrechtes ist, waS Sie von mir verlangen, Mister Archie, dann gehe ich mit Ihnen dutch dick und dünn." „Bravo, mein Junge!" Mister Archie nahm Bobs Jungenhand und schüttelte sie kräftig. „Sie sind ein Boy, wie man ihn brauchen kann. Es ist ganz gewiß nichts Un rechtes, was ich von Ihnen verlange. Im Gegenteil: Sie sollen mir helfen, ein furchtbares Unrecht aufzudecken, dem ich auf der Spur bin." „Auf der Spur?" Bobs Augen wurden ganz groß und rund: „Sie sind vielleicht gar kein Monteur? Sind Sie vielleicht ein Detektiv?" „Wenn Sie Mich nicht verraten, Bob — ja!' Bobs Augen wurden immer runder: „Ich verrate Sie bestimmt nicht. — Das ist m inter essant! Sind Sie vielleicht gar von Scotland Yard?" Mister Archie mutzte lachen. Scotland Hard schien ja nun sv oer Inbegriff vM allem M einen Jungen wy I Bob zu sein. „Nein, Bob, von Scotland Yard bin ich nun gerade I nicht. Aber immerhin vom Fach. Ich heiße Mac Lean!« I Mac Lean sagte es ganz leichthin. Aber die Wirkung I die nun einttat, hatte er nicht erwartet. Bob sprang auf I wie von einer Tarantel gestochen. Er wich ein p^/I Schritte zurück, als wagte er es gar nicht, in der N^ I Mac Leans'stehenzubleiben. Und nun, von der sicher I Entfernung aus, machte er eine ungeschickte Verbeugung nach der anderen. i „Mister Mac Lean!" stammelte er. „Der berühmt! Mac Lean? Der sind Sie?" Mac Lean stand lächelnd auf, reckte den Arm und zog den aufgeregten Jungen am Knopf seines Arbeitskittels heran. „Na, und wenn ich's schon bin, Bob — das ist doch kein Grund, vor mir auszureißen!?" „Ich reiße ja gar nicht aus, Mister Mac Lean; ich bin nur..., ich bin nur so furchtbar erschrocken, datz Sie d?' Mac Lean sein sollen." „Nun, bin ich denn so zum Fürchten, Bob?" Der Junge wurde wieder feuerrot: „Nein, nein! Es ist doch nur — also weil wir Jungen- im Dorfe uns nichts so heiß gewünscht haben, wie Tu einmal in Wirklichkeit zu sehen." Er sah Mac Lean be wundernd an. „Also, Mister Mac Lean, was ich mied freue! Das ist ja — das ist ja... Cheer — Hurra!" schrie er plötzlich und legte dann erschrocken die Hand aus den Mund. „Ach so! Ich darf ja nicht so laut schreien — ich soll ja still sein. Also, Mister Mac Lean, was kann ich tun? Ich verspreche Ihnen hiermit: Ich gehöre Ihnen mit Hau! und Haaren." „Brav, Bob! Und ich vertraue Ihnen vollkommen. Was wir sprechen, bleibt unler uns.-Und wenn wir die Aufgabe, die ich hier habe, gelöst haben, dann besuchen Sie mich einmal in London. Dann werde ich Ihnen ein mal London zeigen, wie ich es kenne." „Mister Mac Lean, könnten Sie mir nicht lieber ein mal zeigen, wie man Detektiv wird? Das ist nämlich mein größter, mein allergrößter Wunsch." „Das kann man nicht so ohne weiteres zeigen, mein Junge. Dazu gehört Begabung. Aber ich habe so den Gedanken, als ob du Verstand und Fixigkeit genug hättest, um ein Detektiv zu werden. Wenn du mir jetzt hilfst, will ich auch später dir nach besten Kräften helfen. Und nun höre." Er beugte sich zu dem atemlos zuhörenden Jungen her unter und entwickelte ihm seinen Plan. Bob hing förmlich an den Lippen des Detektivs. Seine Augen glänzten. Er nickte immer nur mit dem Kopfe. Seine Hände waren eiskalt, so aufgeregt war er. Als Mac Lean geendet hatte, atmete Bob tief auf. „Auf mich können Sie Miller Mac Lean." (Fortsetzung solgt.H Zehntes Kapitel. Am nächsten Tage begab sich folgendes: Ein älterer Herr in unauffälliger Kleidung, eine Atten- mappe unter dem Arm, kam mit dem Ueberlandauto und stieg vor dem Gasthause von Both aus. Gerade als er zur Tür herein wollte, kam Mister Archie auf seinem Motorrad von seiner Arbeit zurück. „Guten Tag — schönes Wetter heute!" sagte er bei läufig, während er den Motor abdrosielte. „Schönes Wetter heute!." gab der Mann mit der Akten mappe zur Antwort. „Ich will noch heute nachmittag weiter." Damit war die Unterredung beendet, und Mister Archie ging hinauf in sein Zimmer. Nach kurzer Zeit kam er mit einem Handwerkskasten wieder. „Daß die Arbeitgeber doch auch nie richtig Bescheid sagen, was sie alles gemacht haben wollen!" sagte er ärgerlich im Vorübergehen zu Mistretz Both. „Da kommt dieser Hausbesitzer in Middleford plötzlich noch mit ein paar Renovationen, zu denen ich wieder andere Werk zeuge brauche. Die schönste Arbeitszeit verfährt man, um das nötige Handwerkszeug beieinander zu haben. Na — nun will ich mal wieder weiter!" Er grützte freundlich, nickte zu dem Fenster im ersten Stock hinauf, wo Kate gerade stand» und fuhr davon. Der Herr mit der Aktenmappe lieb sich im Gasthaus von Both ein Frühstück geben. Der Wirt, Herr Both, wollte ihn selbst bedienen. Aber Bob kam auffällig eilig aus dem Garten herein und sagte: „Vater, das kann ich^a machen! „Sagen Sie", fragte der Fremde, als Boo oas Essen hinsetzte, „kennen Sie vielleicht hier den Verwalter von Black Castle?" „Ja — flüchtig! Ich habe ihn ein- oder zweimal ge- sehen — aber er kommt selten nach Lominghton; ist, glaube ich, ein sehr wenig umgänglicher Herr." „Wüßten Sie vielleicht jemand, der mich «ach Black Castle fahren könnte? Ich habe dort etwas Amtliches zu erledigen." „Da könnte Sie ja mein Junge fahren!" mischte sich Mister Both ein. „Er hat gerade Zeit. He, Bob, hol doch den Wagen heraus und bringe den Herrn nach Black Castle heraus!," „Das tue ich gern!" Bob nickte und ging eilfertig zur Tür hinaus. „Es soll Ihr Schaden nicht sein!" sagte der Herr mit der Aktenmappe. Bald ratterte der kleine grüne Wagen, mit Bob auf dem Führersitz und dem Herrn mit der Aktenmappe neben ihm, durch das Dorf.. Ganz vorn, schon weit vor ihnen, zeigte eine kleine Staubwolke den Weg, den da« Motorrad Mister Archies genommen batt^ M — * - *