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December 1887. STAHL UND EISEN.“ Nr. 12. 885 dadurch grofse wirthschaftliche Nachtheile zu erzielen. Mit dem zweiten Absatz dieser Resolution hätten wir Vereins-Ingenieure beinahe einverstanden sein können, denn wir haben in unserer Erklärung über die muthmafslichen Ursachen der Explosion auch nur behauptet, dafs Gas - Explosionen und wirkliche Dampf - Explosionen zusammen die Katastrophe in Friedenshütte veranlafst haben. Die Meiersche Resolution wurde von 29 Stim men angenommen, dagegen und für die Freuden- bergsche Resolution waren 19 Stimmen; etwa 15 Stimmen enthielten sich der Abstimmung überhanpt, da 63 Mitglieder als anwesend gezählt wurden. Welcher Ansicht diese 15 Mitglieder gewesen sind, ist uns bei späterer Unterhaltung mit denselben nicht zweifelhaft geblieben. — Es genügt indefs, hier zu constatiren, dafs die Resolution Meier noch nicht von der Hälfte der anwesenden Mitglieder angenommen wurde und dafs die für dieselbe stimmenden Mitglieder Interessenten der Hochofen-Industrie waren. Der zweite Vortragende in der Bezirksvereins sitzung, Hr. Maschinen-Inspector Zander, welcher ebenfalls die gestellte Frage durch ein schrift liches Gutachten beleuchtete, giebt dagegen die Möglichkeit einer Gas - Explosion in den Zügen zu, wenn er auch die von uns geglaubte Stärke ihrer Wirkung bezweifelt. Diese Ansicht hat allerdings Herr Dr. Leo nicht mitgetheilt; der Vortrag fehlt ganz ! Zur Sache selbst haben wir gegen die An griffe der Herren Bremme und Meier noch an zuführen, dafs Explosionen von Hochofengasen doch wohl vorkommen müssen, da man bei spielsweise die Gasleitungen von den Hochöfen nach der Kesselanlage stets mit sogenannten Explosionsklappen versieht. Dafs solche, auch in Friedenshütte vorhandenen Sicherheitsklappen nicht gewirkt haben, liegt eben daran, dafs die Gas-Explosion nicht in der Zuleitung, sondern in den Kessel-Zügen selbst stattgefunden hat. Dieser Ansicht sind auch andere Sachver ständige, so dafs eine hierher passende Veröffent lichung in Nr. 11 der Zeitschrift des Verbandes der Dampf kessel-Ueberwachungs-Vereine hier ihren Platz finden möge: Die unterzeichneten Ober - Ingenieure, von denen Eckermann, Abel, Schröder und Bene mann den Explosionsfall in Friedenshütte seiner Zeit persönlich untersucht haben, geben nach gemeinsamer Berathung und eingehender Prü fung der gemachten Erhebungen und Unter suchungen, unter Bezugnahme auf den Bericht des Schlesischen Vereins in Breslau in der vorigen Nummer der Verbands-Zeitschrift ihre Ansicht dahin kund: 1. Die Zerstörung der Kessel und des Kessel hauses ist nicht durch eine sogenannte Kessel-Explosion veranlafst. 2. Die Zerstörung ist vielmehr durch eine gemeinschaftliche aufserhalb der Kessel liegende Kraft entstanden und zwar durch Entzündung der explosibeln Gase (Hochofen gase). 3. Diese Entzündung erfolgte in den Feuer zügen unter allen Kesseln nahezu gleich zeitig. 4. Durch die Entzündung und Explosion der Gase wurden die Kessel von ihren Lagern gehoben. 5. Die nothwendige Folge hiervon war das Abreifsen der Verbindungsstutzen zwischen Ober- und Unterkessel (welches fast bei allen am Oberkessel erfolgte) und das Durchbrechen der Oberkessel. 6. Die vorliegende Gonstruction der Kessel (Oberkessel und Unterkessel verbunden durch Stutzen) und die grofse Länge derselben hat das vielfältige Durchbrechen der Rund nähte begünstigt. 7. Die nach Mafsgabe der ausgeführten Proben sich ergebende, aufserordentlich schlechte Qualität der Bleche hat sehr wesentlich zur gewaltigen Ausdehnung der Zerstörung beigetragen. 8. Die Statistik zeigt bislang einen ähnlichen Fall nicht. Es wird in Zukunft eine Aufgabe der Technik sein müssen, Vorsichtsmafsregeln zur Verhütung von Gasexplosionen zu construiren. Der Dampfkessel - Ueberwachung ist eine Schuld füglich nicht beizumessen. Die Ober-Ingenieure der Dampfkesselvereine: Ghr. Abel in Frankfurt a. 0. G. Benemann in Posen. G. Schneider in Berlin. G. Ecker mann in Hamburg. P. Schröder in Danzig. R. Weinlig in Magdeburg. Es scheint, als wenn es den Herren Inter essenten bei der in Kattowitz zusammenberufenen, von über 100 Personen besuchten Versammlung hauptsächlich darauf angekommen sei, die falsche Vorstellung zu erregen, als gingen die Vereins- Ingenieure darauf hinaus, die Anwendung von Hochofengas überhaupt unmöglich zu machen oder so zu erschweren, dafs sie praktisch unaus führbar sei. Davon zeugen auch die Bemerkungen des Herrn Dr. Leo im zweiten und dritten Absatz seines Berichtes in »Stahl und Eisen«. Diese Insinuation mufs entschieden zurück gewiesen werden, und ist der Verlauf der ange zogenen Concessions-Angelegenheit fol gender gewesen: Die Unterzeichnetem von dem betreffenden Kreis-Ausschufs zur Prüfung gesandten Vorlagen bestanden aus den üblichen Zeichnungen und Beschreibungen, welche für die neue Kessel-Anlage von den Lieferanten der Kessel, S. Huldschinsky und Söhne, Gleiwitz, entworfen und von diesen sowie von der Direction Friedenshütte unter-