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700 Nr. 10. „STAHL UND EISEN.“ October 1887. gaben 9 Messungen der Stärke des Rastmauer werks eine durchschnittliche Abnutzung von nur 254 mm. Die Temperatur des Kühlwassers soll nur um etwa 6° C. oder 10° F.* steigen. Ofen Nr. 5 wurde zum zweiten Male am 22. März 1884 angeblasen. Im Monat April er zeugte er 6600 t Eisen, im Mai 5080 t, im Juni 5144 t und im Juli 5132 t.** Die neue Zustellung hatte also grofse Vermehrung der Er zeugungsmenge zur Folge; ebenso liefsen die Regelmäfsigkcit des Ganges und Gleichmäfsigkeit des Roheisens nichts zu wünschen übrig; aber in betreff des Koksverbrauchs wurden die Erwar tungen getäuscht; derselbe betrug etwa 1202 kg. Im August 1884 wurde auch der neu zugestellte Ofen Nr. 6 wieder angeblasen, und zugleich be gann man, um einen günstigeren Brennmaterialver- brauch zu erzielen, mit Versuchen in betreff des Gichtens. Diese Versuche*** verliefen insoweit günstig, als der Koksverbrauch bei Nr. 5 im August auf 1088 kg sank. Im September sank er auf 1064 und im October sogar auf 1012 kg, betrug also fast 1 kg auf 1 kg Roheisen. Wäh rend dieser Zeit nahm die Erzeugung noch zu, sowohl an Menge, wie an Güte. Im November wurden Nr. 5 und 6 wegen der Flauheit des Marktes stillgestellt (banked), und 7 und 8, die ihre alte Form behalten hatten, wurden ausge blasen. Im Winter wurde Nr. 7 neu zugestellt. Nr. 5 und 6 wurden nach 70 tägiger Betriebs unterbrechung am 7. Februar wieder angeblasen. Sie hatten sich beide im Herd ziemlich angesetzt und es dauerte 2 Monate, bis sie wieder ordent lich im Gange waren. Nr. 7 wurde am 30. März 1885 nach der neuen Form zugestellt, auch wieder angeblasen, und die Versuche mit dem Aufgeben, die im November unterbrochen, wurden ebenfalls wieder aufgenommen. Da Nr. 7 die Hüttenreise mit sämmtlichen Neuerungen begann, war dessen Betrieb, wie die folgenden Zahlen lehren, ein sehr günstiger. Derselbe erzeugte: Tonnen Eisen Koksverbrauch 1885 April .... 5 249 1 189 » Mai 6 194 989 » Juni .... 5 986 993 » Juli 6 172 912 » August . . . 6 073 850 » September . . 6 591 860 » October . . . 6184 879 November . . 6 341 851 » December . . 6 020 857 Im ganzen 54 710 oder im Durchschnitt 200 im Tag bei 930 kg Koksverbrauch. * Die Amerikaner scheinen alle in Deutschland längst bekannten Einrichtungen noch einmal zu er finden. ** Die hier und im folgenden angegebenen Tonnen haben 1000 kg, während die im Vortrag an gegebenen Tonnen 1016,06 kg haben. *** Worin diese Versuche bestanden, ist leider nicht angegeben. In den letzten 6 Monaten des Jahres 1885 machte der Ofen 37 276 t Eisen oder durch schnittlich etwas mehr als 200 t mit einem durchschnittlichen Koksverbrauch von 867 kg. Die Gründe dieser bedeutenden Verbesserung des Betriebes waren nach Potter folgende: Bis zum August bestanden die Gichten der Oefcn aus etwa 4300 kg Eisenstein, 1500 kg Kalkstein und 2900 kg Koks. Alle Eisensteine kamen vom Lake Superior und hatten etwa 62,5 % Gehalt an metallischem Eisen.* Dieser Kalkzuschlag von fast 35 % war viel zu hoch. Eine grofse und rcgelmäfsige Erzeugung konnte nur bei schwierigem Betriebe und hohem Brennmaterial- Verbrauch erzielt werden, und man war gezwungen, die von 2 Maschinen angesaugte Windmenge von 623 bis 708 cbm in einen Ofen zu blasen. Diese Leistung strengte die Gebläsemaschinen bis auf das äufserste an; der Dampfverbrauch war sehr grofs und drohte sogar, die Leistungs fähigkeit der bedeutenden Kesselanlage zu über steigen. Die Winderhitzer waren nicht imstande, die Windtemperatur auf 650° G. zu erhalten. Die Gichtgase waren sehr heifs und GO-reich; ihre Temperatur betrug etwa 480° C. und das Ver- GO hältnifs c, etwa 0,25 %. Nach Potter wurde CO2 beschlossen, einen geringeren Kalkzuschlag zu geben. Sofort machte sich auch ein geringerer Brennmaterialverbrauch bemerkbar. Hierdurch ermuthigt, wurde noch mehr Kalk abgezogen; jeder Kalkabzug bewirkte eine Verringerung des Brennmaterialverbrauchs, der Windmenge und der Temperatur der Gichtgase. In Hinsicht auf diese günstigen Erfolge wurde beschlossen, mit dem Kalkabzug bis zum Aeufsersten zu gehen, und so die gröfstmöglichste Koksersparnifs festzustellen. Innerhalb 12 Monate wurde der Kekszuschlag von 35 % auf 13 % vom Erz herabgesetzt, und zwar mit grofsem Erfolg!** Die angesaugte Windmenge sank von 708 cbm auf 453 cbm; die Windtemperatur konnte mit Leichtigkeit auf 760° G. gehalten werden. Die * Wenn 62,5 % Roheisen a. d. Erzen, also 2687,5 kg an der Gicht, d. h. mit 2900 kg Koks erzeugt wurden, betrug der Koksverbrauch nicht 1200 kg, wie angegeben wird, sondern nur 1079 kg. ** Wenn diese Auseinandersetzungen richtig sind, dann müfste man bei Inbetriebsetzung der Hochöfen in South Chicago Möllerberechnungen auf Grund von Analysen von Eisenstein, Kalk und Koks noch nicht gekannt haben, sonst würde man solch kostbare, empirische, Jahre lang dauernde Vorbetriebe haben vermeiden können. Wenn man mit 13 % Kalkzuschlag einen Betrieb, also eine schmelzbare Schlacke führen kotnte, dann mufste die Schlacke bei 35 % Kalkzuschlag bei dem selben Eisensteinmöller, d. h. bei einem um 270 % höherer Kalkzuschlag, eine durch zu hohen Kalkge halt unschmelzbare Schlacke, oder wie unten nach gewiesen werden wird, sogar eine unmögliche Schlacke geben.