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October 1887. „STAHL UND EISEN.“ - Nr. 10. 685 Während also der Zerreifsungsmodul der Drähte beim Beizen keine Abnahme, eher eine geringe Erhöhung erfuhr, hat sich die Längen ausdehnung um 15,1 %, die Biegungszahl um 39,0 % verringert. Die Drähte sind spröder geworden. 5. Versuch. Um zu ermitteln, ob die durch Beizen in den Drähten hervorgerufene Sprödigkeit durch Ausglühen wieder verschwinde, wurden die Drähte, nachdem sie mit Zink, wie bei dem dritten und vierten Versuche, an den Enden umgossen worden waren, 4 Stunden lang in gleicher Säure wie bei den genannten Versuchen gebeizt, alsdann gemeinschaftlich mit den nicht gebeizten Drähten etwa 15 Minuten lang auf Kirschrothgluth erhitzt. Das Glühen geschah in einem durch Gasflammen geheizten Glasrohre, durch welches zur Ver meidung der Oxydation ein langsamer, zum gröfsten Theile aus Stickstoff und Kohlenoxyd bestehender Gasstrom geleitet wurde.* = Durchmesser 3 der Drähte Bruch belastung Zer- reifsungs- niodul per qmm Längen ausdeh nung beim Zerreifsen Biegungs zahl un ¬ ge heizt k ge beizt g un ¬ ge beizt k ge beizt g un ge heizt m ge beizt m ungebeizt 8 8 O) tD 1. 2,60 120,0 185,0 22,6 34,9 11,0 12,0 12 10 2. 3,45 401,0 400,0 43,1 43.0 25,0 20,0 10 10 3. 3,55 411.0 414,0 41,5 41,8 21,0 25,0 7 10 4. 3,55 400,0 399,0 40,4 40,3 16,0 17,0 14 7 5. 2,55 224,0 223,0 43,9 43,7 28,0 27.0 12 15 6. 2,00 116,0 119,0 36,9 37,9 17,0 16,0 28 27 7. 1,65 118.0 113.0 56,2 53,8 14,0 10,0 29 24 8. 1,95 177,0 191,0 59,0 63,7 9,0 8,0 18 14 Mittel — 245,9 255,5 42,9 44,9 17,9 16,9 16,2 14,6 Die Längenausdehnung der nicht gebeizten Drähte ist hier nur um 5,9 %, die Biegungszahl um 9,8 % gröfser als die der gebeizten. Es hat also durch das Glühen eine starke Ab minderung der Beizsprödigkeit stattgefunden ; und es läfst sich kaum bezweifeln, dafs durch noch länger fortgesetztes Glühen die Ziffern für Längenausdehnung und Biegungsfähigkeit der gebeizten Drähte sich wieder auf das nämliche Mafs als bei den ungebeizten Drähten zurück führen lassen werden. Nicht minder zweifellos ist es, dafs bei der Festigkeitsprüfung des ungebeizten Drahtes Nr. 1 irgend ein Zufall die Festigkeitsziffer unter das richtige Mafs abgemindert hat; dadurch wird auch die Durchschnittsziffer der Festigkeit der ungebeizten Drähte nicht unerheblich niedriger * Der Gasstrom wurde durch Hindurchleiten von I atmosphärischer Luft durch glühende Holzkohlen erzeugt. als die der gebeizten. Läfst man den Draht Nr. 1 aufscr Betracht, so ergiebt sich für die ungebeizten Drähte ein durchschnittlicher Zer reifsungsmodul = 45,8 kg, für die gebeizten = 46,3 kg. Für die weiteren Versuche wurden nunmehr frische — noch nicht gebrauchte — Drähte be nutzt, von denen man also annehmen konnte, dafs alle dem nämlichen Hinge entstammenden Drahtproben im ungebeizten Zustande im wesent lichen auch die gleichen Festigkeitseigenschaften besafsen. Durch einige Prüfungen mit gut über einstimmenden Ergebnissen wurden demnach zu nächst die Ziffern für jene Festigkeitseigenschaften — Zerreifsungsmodul, Längenausdehnung und Biegungsfähigkeit — ermittelt*; die Durchschnitts- werthe aus den bei den wiederholten Versuchen erhaltenen Ziffern sind in jeder der nachfolgenden Tabellen der besseren Uebersicht halber den Ziffern der gebeizten Drähte zur Seite gestellt. Die für die Prüfungen benutzten Drahtsorten waren: c Si P Mn Nr. 1 Holzkohlendraht, ungeglüht n.hest. — 0,08 — „ 2 Weiches Flufseisen .... 0,06 0,08 0,16 0,18 „ 3 Halbweiches Flufseisen . . 0,27 0,15 0.11 0,49 » 4 Puddeleisendraht, geglüht . n.best. — 0,07 — „ 5 Puddeleisendraht, halbweich n.hest. — 0,20 — „ 6 Patent-Gufsstahl, ungeglüht 0,43 0,01 0,03 0,25 ,. 7 Patent-Gufsstahl, halbweich 0,51 0.01 n.best. 0,20 „ 8 Extra zäher Stahldraht, la 0,38 0,02 0,02 0,20 Sämmtliche Drähte waren für Drahtseilan fertigung bestimmt und mir von zwei erzge- birgischen Drahtseilfabriken für meine Zwecke freundlichst geliefert. Die Benennungen der Draht sorten sind die nämlichen, mit der sie in den Handel kommen. Was die Bezeichnung »Patent- Gufsstahl« bedeuten soll, habe ich nicht erfahren können. Die den Drähten in vorstehender Zusammen stellung gegebenen Nummern sind die nämlichen, unter welchen sie in den nachfolgenden Tabellen aufgeführt worden sind. 6. Versuch. Die Drähte wurden an den Enden, wie schon früher, mit Zink umgossen und in der bereits zu den vorhergehenden Versuchen benutzten, sehr verdünnten Schwefelsäure 10 Stunden lang gebeizt. Die Prüfung fand unmittelbar nach dem Beizen statt. * Nur bei dem Drahte Nr. 2 zeigten die Ergeb nisse der verschiedenen Prüfungen ziemlich bedeutende Abweichungen. Bei vier Versuchen schwankte die Bruchbelastung zwischen 335 bis 395 kg, die Längen ausdehnung zwischen 2 bis 12 mm, die Biegungszahl zwischen 3 bis 5. Die grofsen Unterschiede lassen auf eine recht mangelhafte Beschaffenheit des ver wendeten Materials schliefsen.