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October 1887. ,STAHL UND EISEN.“ Nr. 10. 691 Bruch belastung Bruch spannung per qmm Gröfste Ein biegung un ¬ ge beizt k ge beizt g un ge heizt k ge beizt g un ¬ ge beizt m ge beizt in Mittelwerthe aus 10 Versuchen . 220 200 32,21 28,68 30,6 25,3 Die Tragfähigkeit hat sich um etwa 11 %, die Biegungsfähigkeit um ebensoviel verringert. c) Stäbe mit u-förmigem Querschnitt, 30 mm breit, 10 mm hoch, 4 mm stark, wurden 9 Tage lang in Schwefelsäure 4/50 gebeizt und wie bei den Versuchen a und b eingespannt. Bruch belastung Gröfste Ein biegung un- un- ge beizt ge beizt ge beizt ge beizt kg mm Mittelwerthe aus 10 Versuchen 557 463 22,3 18,1 also Verringerung der Tragfähigkeit 17 %, der Biegungsfälligkeil 19 %. Die Versuche lassen erkennen, dafs Gufseisen weit schwieriger als schmiedbares Eisen den Einflüssen des Beizens zugänglich ist; denn während bei letzterem schon ein Beizen von wenigen Stunden in ganz verdünnter Säure genügt, um es deutlich brüchig zu machen, ist beim Gufs eisen eine neuntägige Behandlung mit verhält- nifsmäfsig starker Säure nothwendig, um einen merkbaren Erfolg hervorzubringen. Der Grund dieses abweichenden Verhaltens kann in verschiedenen Umständen gesucht werden. Man kann annehmen, dafs die Gufshaut der ge gossenen Stäbe sie länger vor dem Angriffe der Säure geschützt habe; oder dafs die bekannte, an und für sich gröfsere Widerstandsfähigkeit des Gufseisens gegen Säuren die Ursache sei; oder auch, dafs das Gufseisen unter übrigens gleichen Verhältnissen überhaupt den eigentlichen Einflüssen, welche die Brüchigkeit hervorrufen. (Aufnahme von Wasserstoff) weniger zugänglich sei als schmiedbares Eisen. Sein Siliciumgehalt könnte möglicherweise als Erklärung hierfür dienen. Mir selbst ist die letztere Annahme die wahrscheinlichste. c) Schlufsfolgerungen. Die in Vorstehendem mitgetheilten Versuchs ergebnisse bedürfen ohne Zweifel noch mannig facher Ergänzung, ehe das Kapitel von der Beiz brüchigkeit des Eisens als abgeschlossen betrachtet werden kann; und zur Anstellung solcher ferneren Versuche dürften vor Allen die mit vorzüglichen Prüfungsvorrichtungen ausgestatteten staatlichen Versuchsanstalten geeignet sein. Es würde sich darum handeln, genauer als es mir bisher mög lich war, den Einflufs des Beizens auf die Biegungs festigkeit auch der weicheren Eisensorten von verschiedenen Querschnitten sowie auf die Druck festigkeit des Eisens zu ermitteln, welche letztere bislang überhaupt noch nicht berücksichtigt werden konnte; die Veränderungen, welche die Festigkeits eigenschaften verzinkten und nicht verzinkten Eisens unter dem Einflüsse der Atmosphärilien erleiden, auch durch Versuche mit stärkeren Versuchsstücken, als mir zur Verfügung standen, zu prüfen; und dergleichen mehr. Niemand wird wohl in Abrede stellen, dafs eine derartige Fortsetzung der Versuche imstande sein dürfte, nicht allein wissenschaftlich werth- volle, sondern auch der Praxis zum Nutzen gereichende Ergebnisse zu liefern. Immerhin lassen sich doch auch jetzt schon aus den vorstehend mitgetheilten Ergebnissen folgende Gesetze der Beizbrüchigkeit des Eisens als zweifellos feststehend ableiten. 1. In allen den Fällen, wo schmiedbares Eisen Einflüssen ausgesetzt wird, welche eine Wasserstoffentwicklung an seiner Oberfläche ver anlassen , insbesondere also bei der Einwirkung verdünnter Säuren auf das Eisen, erleidet es Veränderungen seiner Festigkeitseigenschaften. Während der Modul der Zerreifsungsfestigkeit unverändert bleibt, sofern nicht etwa eine Be schädigung des Eisens durch die Säure stattfmdet, verringert sich die vor dem Zerreifsen eintretende Längenausdehnung merklich, die Fähigkeit, Biegungen zu ertragen, sowie die Tragfähigkeit bei Beanspruchungen auf Biegung, also die Biegungsfestigkeit, erheblich. Das Eisen bricht infolgedessen leichter, sowohl wenn es wieder holten Biegungen ausgesetzt wird (Förderseile), als wenn es durch einfache Belastung auf Biegung beansprucht wird. 2. Die gleiche Wirkung als verdünnte Säuren rufen die Atmosphärilien hervor, wenn das Eisen ihnen ungeschützt preisgegeben ist. 3. Durch die Berührung des Eisens mit Zink, wobei ersteres elektronegativ wird, tritt eine merkbare Verstärkung jenes Einflusses ein, so dafs eine kürzer andauernde Einwirkung als ohne die Berührung ausreicht, die Brüchigkeit des Eisens hervorzurufen. 4. Die durch Beizen (Rosten u. s. w.) erzeugte Brüchigkeit wird durch Ausglühen des Eisens wieder beseitigt; sie verschwindet ebenfalls all mählich oder wird doch wesentlich abgemindert beim Lagern des brüchigen Eisens an einem