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des Vorpanzers abhängig, dessen oberer Theil keine Gewölbeanlehnung hat; da .die starken Lafettenwände dem senkrechten schmiedeisernen Unterbau helfen, die gewölbte Panzerdecke gegen den wiederholten Aufschlag der schweren Lang granaten (z. B. 6 Kaliber langer Torpedogra naten) gezogener Mörser zu unterstützen, so wird diese Decke auch besser als die freiliegenden Widerstand leisten. Der senkrecht stehende Panzercylinder Mougins hat eine nicht widerstandsfähige ebene Decke, stellt der Belagerungsbatterie, mit der er augen blicklich im Kampfe ist, die ihn also radial trifft, trotz aller Drehung, immer senkrechte Flächen entgegen, die 1 m hoch und um so breiter sind, als das weiche Walzeisen das seit liche Abgleiten der feindlichen Geschosse nicht erleichtert, dieselben können auch nicht nach oben oder unten ausweichen. Es sind dies Fehler, welche die Construction eines senkrecht stehenden Cylinder-Panzerthurmes ganz unhaltbar machen. Dafs Mougin dies selbst eingesehen hat, geht daraus hervor, dafs er nach der Be- schiefsung seines Thurmes in Bukarest der Ru mänischen Regierung ein neues Project vorgelegt hat, in welchem er die Construction seines Gegners, des Major Schumann, ziemlich genau »abzeichnete«. Es bleiben also nur die beiden erstgenannten Systeme, von denen das Grusons in Rücksicht der Wände solider, das von Schumann in betreff der Decke sicherer, auch billiger ist und die Anwendung verschiedener Panzermateria lien erlaubt, auch dem Feinde das kleinste Ziel bietet. Gegen ihn mufste, um 30 Treffer zu erzielen, 85 mal geschossen werden, gegen den französischen Thurm nur 51 mal. Ein solcher Thurm wird jetzt im Lager von Chalons, behufs Beschiefsung, aufgestellt. In betreff des Rücklaufs der gepanzerten Ge schütze sei bemerkt, dafs Gruson denselben durch eine hydraulische Bremse beschränkt, Mougin ebenso durch Federn, Schumann aber ganz, am Bodenstück oder den Schildzapfen, aufhebt. Der Ingenieur von Schütz des Grusonwerks war mit Anderen während der Beschiefsung des Schumann-Gruson-Thurms wiederholt in dem selben und litt weder durch den Schall noch durch die Erschütterung, welche nur einmal stärker war, beim Anprall eines etwas tiefer eindringenden Treffers. In betreff der Einzelheiten der Con struction hat die Panzerkuppel Grusons sich seit 20 Jahren gut bewährt, die Firma auch Zeit gehabt, etwaige Mängel zu beseitigen. Das Aufschrauben der einzelnen Platten von Schumanns gewölbter Panzerdecke auf eine Eisenhaut scheint uns nicht zweckmäfsig; bisher hat sich wenigstens keine Verbindung durch Schrauben, Niete oder Bolzen auf die Dauer bewährt; man denke nur an die zahl reichen Verwundungen in den amerikanischen Panzerthürmen während des Secessions-Krieges. Der französische Panzer-Cylinder hat denselben Fehler; es ist dies die Folge der Anwen dung von gewalztem oder geschmiedetem Panzer material, welches sich nur in einer beschränkten Gröfse und Dicke der Platten wirklich gut her stellen läfst, worauf wir nachstehend ausführ licher zurückkommen werden. Der schmiedeiserne Unterbau der 3 Systeme scheint zweckmäfsig und haltbar, der Bewegungs mechanismus des französischen Cylinders zu com- plicirt, auch wachsen die Kosten desselben durch den zweistöckigen Unterbau; überdem ruht das ganze Gewicht des Thurmes und seiner Ge schütze, sowie der Hartgufs-Vorpanzer auf Beton, der bei einem langen Geschützkampf, durch die immerwährende Erschütterung der Eisentheile, doch vielleicht locker wird und zusammenbricht. Grusons Panzer-Gonstructionen. Aufser den drehbaren Panzerthürmen für 1 bis 2 Geschütze construirte Gruson die weniger bekannten feststehenden Panzerbatterien, die auf demselben Grundsatz der Gewölbeconslruction beruhen; sie haben das Profil des vierten Theiles einer liegenden Ellipse, die sich hinten an ge mauerte Hohlbauten stützt und vorn mit der Scharte weit hervortritt. Auch hier lehnen sich mehrere, allseitig gekrümmte Platten gewölbe artig aneinander; in der Front wechseln Scharten- und Pfeilerplatten, darüber liegen Deckplatten. Die Schartenmittel sind 4 m auseinander. Diese Batterieen haben den grofsen Vortheil, dafs sie gar keine Mittelwiderlager haben, eine offene Halle bilden, also möglichst viele Geschütze auf engem Raum nebeneinander gestellt werden können, was für die Küsten- und Gebirgs-Befestigungen besonders wichtig ist. Nächstdem construirte Gruson gepanzerte Drehthürme für je eine gezogene 21-cm- Haubitze. Die Decke ist aus zwei 8 cm starken Walzeisenplatten zusammengenietet, der Rand aus Hartgufs, ebenso der Vorpanzer; der Pivotzapfen ruht auf einem starken Holzcylinder; der drehbare Theil hat nur 3 m lichten Durch messer, in welchem die Haubitze, ohne Rück lauf, bei horizontaler Stellung nahe unter der flachgewölbten Panzerplatte liegt, gewöhnlich aber mit starker Elevation wirft. Ferner nahm Gruson ein Patent auf ge panzerte Mörserstände. Das kurze Rohr ist dabei von einer Hohlkugel umgeben, welche auf einer senkrechten drehbaren Holzsäule ruht, nach allen Seiten beweglich ist und die Dicke eines Panzergewölbes bildet. Auch für andere, nur mit Elevation feuernde Geschütze ist dieser Stand geeignet; ebenso für Kriegsschiffe. Ein solcher Mörserstand wurde 1882 in Gummersdorf