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schafft gleichfalls herüber in das große Boot kom men, und die Schalluppe abschnciden, in welcher auch schon ein Todter lag, der also im nassen Sarge den Wellen überlassen wurde. Einen vierten hatte eine Welle aus dem Boote gerissen und verschlungen; es waren also von 6r nur noch 57 Mann ü ,, die, in das einzige Boot xufammengepreßt, sich kaum zu rühren ver mochten. Loch der Tod sorgte dafür, daß näch und nach immer mehr Platz wurde. Am selbigen Vormittag starben abermals zwei, und Nachmit tags drei Personen. Die Nacht raffte wiederum zwei andere hinweg. Es ist dabei eine betrübte Merkwürdigkeit, daß jedesmal Vie Uebrigble beei den sich um die armselige Erbschaft zankten, auch wohl einander in die Haare gcriethen, obgleich der Tod ihnen selbst schon auf der bleichen Wan ge saß. Am 22sten warf eine starke Welle-zwei Fische in das Boot, um welche sogleich eine grimmige Balgerei entstand, so daß sie einander die bluti gen Stücke wieder aus dem hungrigen Munde rissen. An diesem Tage starben fünf Personen, deren drei von Len rohen Fischen das meiste geges sen hatten. In der Nacht wurden abermals drei von ihrer Marter erlöst, und um in dieser fürch terlichen Lage ihren Iam/ncr noch zu vergrößern, fand der Capitain, nach seinen des Morgens an gestellten Beobachtungen, daß er , statt vorzurü- 4ken, acht Meilen weit in das hohe Meer zurück geworfen war. Jetzt baten die hungrigen Gespenster, er wolle ihnen vergönnen, die todten Köipcr zu zerreißen und zu verschlingen, wovon er sie schaudernd ab mahnte und aus Gottes Warmherzigkeit verwiest. Nachmittags begann es zu regnen, wo denn jede die lechzenden Lippen weit aufspcrrte und die dür re Zunge heraussteckte, um die köstlichen Tropfen aufzufangen. Was in den gerunzelten Wangen hangen blieb, leckten sie wieder vom Gesicht. Dann stürzten sie sich sämmtlich mit solchem Un gestüm auf das Segel, um das Regenwasser her- auszufaugen, daß, da sie alle nach einer Seite liefen, wenig am Umsturz des Bootes fehlte. Sechs Personen starben am 2gstcn und der Platz wurde immer geräumiger. Am 2gsten bekamen sie zwar ziemlich guten Wind, wußten aber nicht wo sie waren. Ihr Urin begann sehr coth zu werden, und ihr Athen» roch so stark von diesem ekelhaften Getränk, daß, wenn sie mit einander redeten, sie das Gesicht auf die andere Seite kehren mußten. Dabei wurde der Hals sg trocken und entzündet, daß viele die Sprache verloren. Alle aber fühlten sich gänzlich erschöpft und ausgemergelt. Las Se gel, welches zuvor drei Mann mit leichter Mühe regieren konnten, vermochten sie jetzt kaum mit vereinigten Kräften auszuwinden. Heute starben wiederum drei Personen. Den übrigen saß der Tod auf den Lippen. Von Kälte und Rasse starben einigen die Fußzehen ab. Nur der Cavi- tain und dec Oberbarbier hatten noch einige Kräf te. Als am Abend dieses Tages wiederum Ei ner von der Quaal erlöst wurde, begehrten die Hungernden abermals den abgezehrten Leichnam unter sich zu theilen. Der Capitain bot Alles auf, was Religipn und natürlicher Abscheu ihm einflößten, sie von diesem Greuel zurück zu hal ten, und noch Einmal gelang es ihm, doch nur unter der Bedingung, daß, wenn sie auch am