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hinweg; bald wurde dieser, bald jener, der nicht recht fest sich angeklammert hielt, in den Abgrund gerissen. Jetzt hätten sie Alle für ein beneidens- werthes Glück gehalten, was sie vorher arger als den Tod scheuten, die algierische Gefangenschaft. Als daher die Morgendämmerung anbrach, und sie. die feindlichen Schffe in der Entfernung von einigen Seemeilen noch erblickten, versuchten sie, eine Stange aufzurichten, und mit einer daran gebundenen Hangmatte, das Zeichen der Erge bung , den Türken zuzuwinken. Aber auch diese elende Hoffnung war vergebens, denn mit blei chem Schrecken sahen sie bald darauf die drei Schiffe unter Segel gehen, die ihr kümmerliches Wrack entweder nicht gewahr wurden, oder es nicht mehr der Mühe werth hieiten, sich dessen zu bemächtigen. Da nckn oft die linke Seite des Schiffes nur noch anderthalb Fuß über dem Wasser lag, berei teten sie sich zum Tode, und nahmen beweglichen Abschied von einander. In dieser höchsten Noth sah Einer die Spitze des gesunkenen Bootes, nebst der Schaluppe, aus der See hervorragen. Ein Schimmer der Hoffnung leuchtete, die Verzweiflung gab den Ermüdeten Kräfte, mit unsäglicher, aber unver drossener Arbeit brachten sie das durchschossene Boot herauf, und verstopften die Löcher mit zer schnittenen Hangmatten. Aber nun fehlte eS an Masi, Segel, Ruder und andern Schiffsgerä- then; auch hatten sie keine Lebensmittel und wa ren doch wenigstens noch 40 Meilen vom Lande entfernt. Wer solchergestalt in ein übelversehenes Boot aus einem versunkenen Schiffe sich rettet, gleicht wohl recht einem Sterbenden, der sich aus Einem Bett in das andere tragen laßt, um dem Tode zu entrinnen. Doch so verzweifelt ihre Lage schien, so war doch Rettung nicht unmöglich. Sie sprangen muthig in das Boot, banden die Schaluppe hin ten an, und gierigen Gott vertrauend unter Se gel, unwissend wohin? denn ohne Compaß muß ten sie ihren Lauf blos nach der Sonne oder der» Sternen richten. Ihre Furcht verdoppelte sich, als nach wenigen Stunden der Wind südöstlich wurde, mit welchen sie kein Land auf 200 Mei len weit zu finden hoffen durften. Gegen die Nacht wurde er zwar südlicher, am 2vsten Ja nuar des Morgens aber sprang er ganz nach Osten um, und vernichtete beinahe ihre letzte Hoffnung. Vom Durst gepeinigt, fingen einige an See- wosser zu trinken, wodurch sie aber den Durst vermehrten und sich heftige Leibschmerzen zuzo« gen. Andere tranken ihren Urin, und gierigen sogar mit diesem ekelhaften Labsal so sparsam um, daß sie sich nicht mehr auf einmal davon erlaub ten, als der Deckel einer blechernen Tabacksdpse hält, etwa zwei Unzen. Dabei war es keine ih rer geringsten Martern, daß die Wellen unauf hörlich über das Boot schlugen, sie also nie trocken, sondern beständig von einem sehr em pfindlichen Frost geschüttelt wurden. Auch star ben schon an diesem Tage zwei ihrer Gefährten, die diese gehäuften Leiden nicht zu ertragen ver mochten. Gegen Mitternacht schöpften die Unglücklichen dennoch wieder ein wenig Hoffnung, als der Wind nach Norden umsprang. Da die anhän gende Schluppe sie am Segeln sehr verhinderte, so ließ der C.'pitain die darin befindliche Manu-