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ren, sondern blieb entschlossen, lieber fechtend zu . sterben, als die Fesseln der Barbaren anzulegcn. Kaunr hatte man von beiden Seiten ein we nig Athciri geschöpft, als die Algierer mit neuer Furie heran stürmten, zwar mit einem Cartät- schenhagel empfangen wurden, aber doch in grö ßerer Anzahl, als vorher, das Schiff erstiegen. Die zwei Raubschiffe hatten sich auf beiden Sei- len fest an Bord geklammert, daher ließ Capi tal» Vlies einige Springkisten (eine Art von den Minen) in die Luft fliegen, wodurch eine Menge Türken zu Grunde giengen, die übrigen aber in Unordnung geriethen. Sobald der Capitain, der nicht einen Augenblick seine Geistesgegenwart ver lor, dies vermerkte, machte er selbst mit Mann einen Ausfall, spielte mit Granaten unter die Un gläubigen, trug den Tod in ihre Reihen, und zwang sie, sich abermals in größter Verwirrung auf ihre Sch ffe zurück zu ziehen, nachdem sie die- sesmal 40 Todle zmückgelasscn haben. Auch die Hollander zählten wiederum fünf Todle und acht Verwundete. Jetzt hielten die Algierer für rathsam, sich auf Schußweite zu entfernen, und so feuerten sie aus allen drei Schiffen unaufhörlich auf den Hollän- der, so daß sein Fahrzeug bald keinem Schiffs mehr ähnlich sah, auch sechsmal in Brand gerieht. Aber auch die Ungläubigen waren so übel zuge richtet, daß sie keinen neuen Versuch zu entern wagten, sondern sich eine halbe Meile entfernten «nb daselbst vor Anker legten. Hierauf ließ Capitain Vlies sein noch übriges Volk am großen Maste zufammcntreten, und be dankte sich für ihre erwiesene Tapferkeit. Das Gefecht hatte von y Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends gewahrt, und man zählte 19 Todts und 18 schwer Verwundete. Das Tauwcrk wurde sogleich nach Möglichkeit ausgebessert, auch sonst, so gut cs sich nur immer thun ließ, Alles wieder in brauchbaren Stand gesetzt. Ohne an die höchstnöthige Ruhe zu Lenken, wollte Capitain Vlies sogleich, da es nun voll kommen Nacht geworden, die Segel aufzichen, und den Hafen von Lissabon zu erreichen suchen. Ach l da kletterte Plötzlich ein Matrose bebend und lcichenblas aus dem Raum herauf, und verkünde te die Schreckensbotschaft, daß das Schiff bereits sieben Fuß hoch Wasser gezogen und stark zu sin ken anfange,"welchem Unglück zu steuern keine Möglichkeit vorhanden war, denn beide Pumpen lagen zu Trümmern geschossen. Der Oberbarbierer, Christian Molzer, von Leipzig gebürtig, befand sich eben damals unten im Schiff bei seinen elenden Patienten, hatte be reits einigen die Arme und Beine abgeschnittcn, und war jetzt eben im Begriffe, dem Kellermeister den rechten Arm wcgzunehmen. Schon hatte er das Fleisch rundum durchschnitten, und wollte eben nach der Säge greifen, als die Schreckens post erscholl. So mußte er die lautwinsclndcn Unglücklichen ihrem Schicksal überlassen, und eilte über Hals und Kopf mit seinen beiden Untcrchi- rurgen auf das Verdeck. Zwischen y und io Uhr Abends legte sich das Schiff ganz auf die rechte Seite, so daß die Spitzen der Maste sich in den Wellen badeten. Die Verwundeten im Raume mußten Alle elendiglich ersaufen, die noch übrige gesunde Mannschaft aber, 6» an der Zahl, "dräng te sich zusammen auf die Seite, die noch aus dem Wasser hervorragte. Welch' eine fürchterliche Nacht! Unaufhörlich brausten und stürzten die Wogen über ihre Köpfe