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Dm ?ten wmde es schön, aber so still, daß wir in 24 Stunden rücht eine Meile zurücklegen konnten, sondern die Stadt Reval, sechs Meilen von uns gelegen, stets im Gesichte behielten. In« dessen vertrieben wir uns dir Zeit ganz angenehm. Der Herr Obriste von Klink 0 wströin ließ sei ne Hoboisten bei der Mittagstafel hören, und Se. Durchlaucht selbst vergnügten sich nach der Lasel mit der Flöte. Es war aber kaum die Sonne untergegangm, als von Osten trübe Wolken herauf zogen, und in Kurzem der ganze Himmel wie mit einem schwarzen Tuche bedeckt wmde. Der Wind be gann zu heule» mit Schneegestöber, und der Ha gel prasselte auf dem Verdecke; auch war die Be wegung des Schiffes so stark, daß wir kaum in unfern Betten unS zu halten vermochten. Doch war das nm ein geringes Vorspiel von dem ent setzlichen Sturme, der am gten des Morgens zu wüthen anhub, und das Schiff bald m die Wol ken hob, bald in den Abgrund schleuderte, wobei die Höhle sehr gräßlich anzuschauen war. Alles im Schiff wmde hin und her geworfen, zerschla gen, zertrümmert 5 unser Getreide und sogar das süße Wasser gierig verloren. Jedermann, den Prinzen ausgenommen, war tvdtkrank. Indessen tröstete uns der Eapitain mit der Hoffnung, daß wir bald in den Sand Hafen einlaufen würden, den man schon von ferne ent deckte, maßen der Sturm in der verwichnen Nacht uns 50 Mellen weit getrieben hatte. Aber unsere Hoffnung, wurde plötzlich vernichtet, als wir durch einen betäubenden Schlag, gleich als würden meh rere Kanonen auf Einmal losgebrannt, aus allen Winkeln mit bleichen Gesichtem heraus auf das Verdeck gerufen wurden, und mit starren Schre cken sehen mußten, wie der gewaltige Sturm den großen Mastbaum, der anderthalb Schuh dick war, drei Schuh über dem Obsrloff abgebrochen und über Bord geworfen hatte. Es ist nicht zu beschreiben, welche Eonsterna, tion dieses Krachen unter sammklichem Schiffsvvl- ke und Passagieren verursachte. Der Durchlauch teste Prinz, welcher unten in der Mitte des Schif fes lag, schickte mich alsobald in die Höhe, um zu recognosciren, da ich denn das große E.end sähe, wie der über Bord liegende Mast, in Stricken und Segeln verwirrt, nicht allein das Schiff bescha. digte, sondem dieses cnrch, aus Ermangelung der größer» Segel, den rechten Lauf nicht ferner Hal- ten konnte, und zwischen Felsen und Klippen ge- trieben wurde, welche aus den Wellen schwarz und entsetzlich hcrvorragtcn. Der Capitain ließ schnell alle Maste kappen, und zwei Anker im Namen Gottes auswerfen um zu hindern, daß das Schiff nicht auf die Fel-/- sen laufen möchte. Allein die Anker wollten nicht recht fassen, weil der Grund aus lauter Klippen bestand. Dahero der Schiffscapitain manniglich ermahnte, sich zu Gott zu wenden, maßen menschliche Hülfe nichts mehr vermöge. Allerdings schien, der Tod unvermeidlich. In beiden Seiten ragten die schroffen Klippen aus dem schaumenden Meere hervor, einige derselben waren kaum noch einen Büchsenschuß entfernt, die Wellen stiegen wie Berge daran hinauf, und wir konnten leicht erachten, daß, sobald unser Nothanker brach, das Schiff sogleich an den Fel- sen zerschmettert werden würde. Alles dieses wurde dem Prinzen hinterbracht, der sich ganz gelassen bezeigte, und in den .Willen Gottes ergab. Wir Alle bereiteten uns zum Tode.