Volltext Seite (XML)
UN - ihnen die Köpfe vor die Füße zu legen. Je, doch der Scharfrichter war ein wackerer verständi ger Mann, nnd antwortete dem Comthur uner schrocken: „Es sey seines Amtes nicht, Ieman- „dem vom Lehen zum Tode zu bringen, der nicht v, zuvor durch Urthel und Recht von seiner Obrig- „keit verdammt worden." Statt sich durch obige Rede eines gemeinen und verschrienen Mannes beschämen zu lassen, ward der Comthur über des Scharfrichters Frei- müthigkeit nur noch mehr entrüstet. Er ließ ihn unbarmherzigerweisc mit Knütteln und Peitschen 'durchhauen, die drei Unglücklichen aber in ver schiedene Gefängnisse werfen. Hierauf setzte er sich mit den säubern Ordensrittern zur Tafel, und nachdem sie bis spat in die Nacht geschwelgt und gesoffen hatten, dergestalt, daß sie von ihren Sin nen nicht mehr wußten, da ließen sie den ehrwür digen Cpnrad Lezkau,, gebunden und mit ei nem Knebel im Munde, vor sich bringen, sielen wie rasende Hunde über ihn her, ermordeten ihn mit zehn Wunden und schnitten ihm endlich die Kehli ab. Hierauf kam die Reihe an die noch übrigen beiden Echlachtopfer, Arend Hecht mit sechs zehn, und Bartholomäus Grosse mit sie benzehn Stichen nirdergemetzelt, und so wußten die edlen Ritter den unedlen Scharfrichter zu ent- . behren. Als sie nüchtern geworden waren, hielten sie ' es dennoch für gerathen, die grausame Mordthat < nach Möglichkeit zu verbergen. Rath und Bür« i gerschast erfuhren nichts davon, sondern vermein- < ten: Conrad Lezkau mit seinen Gefährten werde blos von dem hochfahrenden Comthur auf dem r Schlosse gefangen gehalten, Dahero man auf der b , Stelle einige Abgeordnete an den Hochmeister - nach Marienburg sandte, um über sothane Ge- - waltthätigkeit Beschwerde zu führen. - Indessen schickte Groffens Ehefrau, eine Toch- t ter Conrads, täglich allerlei Speisen und Geträn- . ke in das Schloß, um Vater und Gatten zu la ben. Die Bedienten empfingen solches nicht al- r lein unweigerlich, mit dem Versprechen, es den , Gefangenen zu überbringen, sondern richteten > auch ihr zuweilen Grüße von diesen aus, mit Bit te, ihnen diese oder jene Lieblingsspeife zu senden; und also ward Hohn und Spott mit der Grau samkeit verbunden, der Mord aber bis'zum sechs ten Tag« verheimlicht. Am Sonnabend vor Ostern aber ergieng ein ernster Befehl von dem Hochmeister an den Com- thur, die widerrechtlich Gefangenen auf der Stel le in Freiheit zu setzen; und so wurden denn noch am selbigen Abend, zum starren Entsetzen der treuen Bürger, die Körper der-Ermordeten hin aus vor das Schloß geworfen. Mit sprachlosem Schrecken und stummen Schmerz hoben die Bür ger die verehrten Leichname auf, und bestatteten sie mit großer Pracht zur Erde. Die beiden Düb- germeister ruhen in der St. Hedwigskapelle zur Linken des Hochaltars, wo noch heutiges Tages auf ihren Leichensteine, neben ihren Wappen, fol gende Inschrift in lateinischer Sprache zu lesen ist: Hier liegen di« ehrwürdigen Männer: Conrad Lezkau und Arend Hecht, Bür germeister der Stadt Danzig, ermor det am Montage nach dem Palmsonn tage im Jahr unsers Herrn 1411. Das empörte Gemüth des Lesers wird begie rig seyn zu.erfahren, wie solche verübte Unthat bestraft worden? aber leider spottete die Gewalt- G 2