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Fahrzeuge, und fuhren mit der ausgehenden Hel len Sonne nach dem Sandhafen hinüber. Es war gerade der Palmsonntag. Wir fanden nur sechs geringe Bruerhütten, deren Bewohner uns mit weinenden Augen empfingen, und karg, doch freundlich bewirtheten. Kaum waren wir angelangt, so'schickte das Meer eine Menge von unfern Habseligkeiten har ter unS her. Speisekörbe, Hüte, Stiefeln, Sat tel, ja endlich auch das Gebetbuch des Prinzen, kamen angeschwommen. Auch retteten die Bau ern den Wäschkasten Sr. Durchlaucht, in welchem die Schriften und Bücher waren. Obschon wir sammtlich fast alles verloren hat ten, ließen wir uns doch das schwarze Brod und die Eier trefflich schmecken, ruhten sanft auf kah. lem Stroh, und pflegten unsere erfrornen Hände Des Grafen Warfusce Sebastian de la Rüelle, i6z7 Bürgermeister zu Lüttich, widersetzte sich standhaft und Pflicht ge- mäß der zu damaliger Zeit begehrten Aufnahme der kaiserlichen Truppen in die Winterquartiere, und gerieth dadurch in Hader und Streit mit dem Fürstbischof, wie auch mit dem Churfürsten von Cöln, Da aber seiner unbeugsamen Redlichkeit rechtlicher Weise nirgend beizukommen war, so versuchte man verschiedene Mal, ihn durch Meu- chelmord aus der Welt zu schaffen. Einst wurde sogar nach ihm geschossen, als er mit seiner Gat tin über die Straße nach Haus« gieng; ihn selber fehlte zwar der Mörder, abex die Fran wurde in den Arm getroffen. t Unabgeschreckt durch so ^manche mißlungene und Füße. Der Prinz sandte seinen Sekretair voraus nach Stockholm, welches noch 8 Meilen von dannen lag, um ihn anzumelden und die nö- thigsten Kleidungsstücke herzusenden. Die ver- wittwete Königin Majestät schickte unverzüglich einen Kavalier mit kalter Küche und Allem, was wir sonst bedurften, auf einem schnellsegelnden Fahrzeuge, noch überdies mit sechs Rudern ver sehen, zu uns heraus, der Se. Durchlaucht, im Namen seines Hofes, condolirte, und in die Re sidenz geziernend einlud. Ain izten April kamen wir, unter dem Zulauf des Volkes, glücklich da selbst an, und in der Freud« über unsere eigene Rettung sowohl, als die unsers gnädigsten Prin- zrn, ahndeten wir nicht, daß er uns dennoch bald darauf vor Toulon durch eine feindliche Kugel entrissen werden würde. Verrätherei zu Lüttich. Versuche, beschloß Rene de Renesse, Graf von Warfusee, des rechtschaffenen Greises Untergang. Dieser Graf war von Geburt ein Lütticher, und hatte Graf Heinrichs von Bergen Tochter zur Ge mahlin. In Spanischen Diensten unter König Philipp den Vierten, hatte er sich als einen unge treuen Haushalter erwiesen, und wider Willen seinen Posten quittiren müssen. Er zog darauf nach Lüttich, und erkieste daselbst zu seiner Woh nung das Haus eines Domherrn auf einem ver schlossenen Platze bei St. Johannes. Hier nun gieng alle sein Dichten und Trachten dahin, den ungnädigen Spanischen König zu versöhnen, und meinte, das rechte Mittel gefunden zu haben, wie auch dem Kaiser und dem Churfürstcn zu Cölln einen angenehmen Dienst zu erweisen, wenn er