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Sonntag, N. )anuae j920 1. Zahcgang 2ir. 8 Erscheint 2!!?!° Nage §>erVags' Gescl)iel)i-S, ^Ku nfi^itencltu^ Schristleitung unö Geschäftsstelle in Reichenau, Sa. Fernsprecher Nr. 21S Druck' u.Vsrlag.Alwin Marx (Jnh.DstoMarx) Sudlausftzer Nachrichten, Reichenau, Sa. Bkaiken fün Heimatkunde,^ j Unt>e,-cckriigrer verboten n der nächsten Nummer unserer Heimat- ^zeitung beginnen wir mit dem Abdruck einer /^^tängeren Erzählung von L)»kar Schwär: Die Helmailofen. 2n seinem Werk, das) jedenfalls zu den besten gehört, was je mals über Heimatlisbs und Hsimatsshnsucht geschrieben wurde und das wohl zu einem guten Teil auch eigenes Erleben schil dert, hält sich der Verfasser fern von allen Schwulstigksiten moderner Romanschriftsteller. Wir schätzen es darum jo hoch ein, weil es schlicht und ohne jegliche Äbsrtreibung das Volks tum der Gbsrlausitz zeichnet. Ergreifenden Ausdruck finden die Kümmernisse der durch Schicksalsschlägs fern von der Heimat weilenden Landsleute, die doch mit allen Fasern ihres Herzens an der Scholle hängen, der sie entstammen. Dieses Sehnen kommt selbst da zum Ausdruck, wo materielle Sorgen keine Dolle spielen. Meisterhaft gezeichnet sind alle Personen, von denen Schwär erzählt, so auch dis eines Landsmannes, der es während der Kriegszeik verstand, dis Konjunktur auszunutzen, um dann auf den Pfad des Verbrechens zu gelangen. — jeden falls kann man jagen, Gskar Schwär ist ein würdiger Nach folger Wilhelm von Polen;', des bisher bedeutendsten Lausitzer Hsimatjchriststellers, dem der Tod allzufrüh die Feder entritz. IIIIIIIIII Kunststätten in der Oberlausitz Nach einem Vorirag vom Museumsdirektor Dr. Biehl-Bantzen im Bautzener Stadtmuseum am 21. November 1919. neue Direktor des Bautzener Stadt-Museums, Dr. Biehl.dcrsichdamiterstmalig veröffentlich- keit vorstellte, hielt am 21. November v. F einen Vortrag im Stadtmuseum über „Kunststätten in der Oberlausitz". Die Bautzener Künstlerin Bertha Zillessen hatte hierzu über 100 prachtvolle Lichtbilder zur Verfügung gestellt. Sämtliche Aufnahmen waren so gemacht worden, daß das charakteristisch-künstlerische des Objekts klar zum Ausdruck kommt, und durch diese künstlerische bis ins kleinste beobachtete Sorgfalt unterscheiden sich die Zil- lessenbilder, die u. a. auch in Postkarten zu haben sind, von vielen Lausitzer Aufnahmen. Das ganze stellt einen kunst historisch orientierten Spaziergang durch die Oberlausitz dar. Die großenHeeresstraßen,welche von Sachsen und Böhmen durch die Lausitz führten und denen heute Landstraßen und Eisenbahnen folgen, brachten das Blut nach der Lausitz, in dem die Kunst lebendig und kräftig wurde, schufen dasFunda- ment, aus dem sich die Kunstdenkmäler aufbauen konnten. Die Flüsse taten ein übriges. Wie zeigt sich die Kunst im Stadtbild? Das am hervorragenosten künstlerische Stadtbild in der Oberlausitz hat Bautzen. Von Westen gesehen, hat man un bedingt den Eindruck: Das ganze Bautzen ist eine Burg. Bei dem letzthin ausgeschriebenen Stadtbild-Wettbewerb hatte eine der sich daran beteiligenden Künstlerinnen den Ge sichtspunkt zum Vorwurf gewählt und ihr Gemälde von Bautzen „Burg" betitelt. Aus den Felsen heraus wächst die Ortenburg, ihre Mauern wie Schilde und Panzer r cmFeiadc im Westen weisend; traulich versammelt sich um ihren Schutz die Stadt. Wie Küchlein unter den Flügeln der Mutter Henne, so bergen sich unten an der Spree die kleinen Häuser der alten Stadt unter der Obhut der schützenden Burg. Das gleiche Verhältnis wie bei der Burg ist bei der Kirche zu be obachten. Ebenfalls wieder vom Westen betrachtet, sieht man Dach an Dach der alten Häuser, und in derselben Schräge schaut aus ihnen — außer dem Turm — das gewaltige Dach der Petrikirche hervor. Das Prinzip des Einbaus ist hier treu gewahrt, man hat ohne weiteres das Gefühl: Kirche und Häuser gehören zusammen, jene ist nur der primu8 iatar par68. Dasselbe läßt sich bei der Michaeliskirche und ihren Häusern beobachten. 2n Kamenz findet man es wieder: die Marienkirche ist rings umgeben von Satteldächern. Künstlerisch wirkt in einer Stadt auch immer, wenn der Städtebauer das psychologische Gesetz der Überraschung bei seinen Arbeiten berücksichtigt hat. Wenn der Wanderer, der suchende Fremde oder der betrachtende Einheimische auf seinem Gange durch die Stadt an einer Straßenecke plötz lich unvermittelt einen Durchblick erhält auf ein Objekt, das ihn nun ganz und gar fesselt; das ist meisterhafte Kunst. Ein Beispiel hierfür ist die Zohanniskirche in Zittau, ein Werk des Berliner Meisters Schinkel. Den Ruf Bautzens als Kunststadt begründete das Wahr zeichen der Stadt, die Alte Wasserkunst, ein Bauwerk Wenzel Röhrscheids des älteren. Das Werk ist berühmt geworden durch die wundervoll verlaufende Kurve seines Umrisses. Eine Kuriosität ist, daß die Pyramidalspitze exzentrisch aufgesetzt ist. Man hat sie auf der Plattsorm stadtwürts aufgesetzt, um vorn Platz zu gewinnen zum Ausstellen von Geschützen. Vorn die rauschende Spree, dicht daran das mächtige Bollwerk und