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kleiner Städte, und in wendischen Dörfern durchschreiten langsam und feierlich singende Mädchen den Ort. In der Lausttz habe ich noch das Ratfchen oder Datschen angetroffen. Kleinere Kinder gehen vor dem Deste mit lärmenden Knarren umher und erbetteln sich allerhand Etzwaren. Jetzt ist freilich die Sitte aus dem toten Purim angenommen, denn es gibt wohl Niemand mehr, der einem Larmmacyenden Eßbares zufleckt. Am Gegenteil. Bei meinem Fleischer und meinem Ge° müfeyändier verhalte ich nrich zurückhaltend und still, um die Rayrungsmitteloerteiler durch kein unüberlegtes Mort zu reizen. Einer Sage nach soll das Rätschen das Glockenläuten ersehen, denn die Glocken wanoern drei Lage vor dem Osterfeste nach Rom, um dort geweiyt zu weroen, oder nacy einer anderen, weniger stoiumenIefung, dort Meckfuppe zu effen. Eine Reoensarl, die fici) auf das Raifllfeil, das Klappern, vezieyt, ist in uns allen wohl noch levenoig: r>ch habe die ganze Siaot aogektuppert. Ger Julius, der dem neu erwachenden Leben gewidmet ist, findet zumal noch in folgenden ttoerueferungeu vorks- tumucyen Ausorucn: iin Serfpelfen von Frühlingskräutern, in den Ostereiern, in der Ieoensriue, im Oflerwaffer. Wie das MelynuchlSfest verlangt auch das Osterfest, daß neunerlei G>peifeu verlitgl weroen. Gie muhen aver der Jahreszeit enlipcecheilo uus Iruhltngskrauiern hergefteUl weroen. Vacyounge, Vrunnenkreste, G>cylusteiviumen, s)ot- lunüerfprohen, Frauenmanlei, lraucy, vceffel, Sauertilee geilen ars ule yettkrastigfleil Pflanzen. Mn oiefer Reiyen- svlge kann sich >etv>l oer „elngesteiia-efle" Vegeiarianer mehr als zufrieden geven. Die ^vircye gav dem Donnerstag vor Lflern den tltumen clien virittlunl. Diefer Lag wurve um IlLOO in den noch yeuie üblichen Rainen grüner Gvnnerslag umgeiauft, und oie Mtte wuroe hierum auf einen bestimmien Lag lefigeregt. ttno noa) gerne lfzt du, lnver Ie>er, ohne an vie Vergangenheit zu denken, an oiefem Lage Grun- waren. Der Rtieg Hai die Sitte wieder verallgemeinert, und wir feiern viel mehr Gründonnerstage, als uns lieb und vekommtich lft. Rocy nutsticyer, als das Verspeisen der Kräuter, galt das der Ostereier. Dem Meilergon Donar wurde das Gi, das Slnnvnü fcyopserlfcher rstalurkraste, geweiht. Die Manner verzehrten Gler, deren Scharen ans die Server geftreui wur den, varinl aucy üiefe von der Zauverkrasl etwas eryatien sollten. Aucy uus oem Ofiereierkull lft nach und nacy ein Spiel für Nlnoer geworden uno zwar eins der luftigsten für unsere Steinen. Der Ofieryafe ist erschienen uno legi wvyl- scymeckende Gier üaerau hl». Das fönst fo fcyeue Lier ift Keck uno unlerneymungstustig geworden. HiNierlifttger- weife verfleckt es ferne Gler unter v>e Schranke, in die Denen, in die Nucyemopst, uno unfere Krnoer Haven viel zu tun, hinter die ^cyucye des gerleoenen Vurfcheu zu kommen. Aver langst stno es keine richtigen Gier, die die Freundin des.'Hasen, die Henne, geregt har, mehr. DteFnduflrie hat sich des atigermanstchen Lucius uirgenommen. Schokolaoe, Rlurzipan und Zucner find heule oie Symbole des neu er- wacyenoen Levens in einer Großstadt. Ger früher unsicht bare Osterhase druckt stch jerst ohne G>cheu offen m den Schau fenstern herum. Die Schvkolaoensaoriken ftnd die Heger eines modernisierten hefonlfchen Xuilus und finden ficy feyr wohl dabei. Gine alle Sille lft aver durch die Verzuckerung und nicht durch Verwässerung, wie in vielen Fällen, lebens« fähig geblieben. Freilich, der Krieg hat auch hier weit gehende Einschränkung gebracht. Ach erinnere zuletzt noch an das beliebte Bautzner Volksfest, das Eierschieben, am Proitschenberg. 3m Vogtland war das Eierhärten sehr gebräuchlich. Schon Wochen vor Ostern sammelten die Buben Eier mit besonders harter Schale. Auf dem Markt- oder Dorfplatz kamen sie zusammen und schlugen nun zu zweien mit den Eiern aneinander. Wessen Et dabei zerbrach, hatte ver loren. Wer sein Ei mit Pech ausgegossen hatte oder son stigen Betrug vollführte, wurde mit faulen Eiern beworfen. Das gab einen Hauptspaß. Aber auch einen Hauptlärm. Da mußte unbedingt die Polizei einschrciten, und schließlich wurde das E.erhärten von der hohen Obrigkeit verboten. Ein harmloses Spiel, eine Sitte war getötet, die Sitten aber gerettet worden. Nun kommen wir zu Schmackostern. Das Wort stammt von smacken, schlagen. Es ist das Schlagen mit der Lebens rute gemeint. Die sprossende Kraft des Zweiges sollte dem Geschlagenen mitgeteilt werden. Kann man sich hier nicht auch an die römijchen Lupercalien erinnern? Noch im vorigen Jahrhundert war es in Teilen unseres Erzgebirges Gebrauch, daß am 1. oder 2. Osterseiertag früh zeilig die Burschen sich in dieKammern der Mädchen schlichen, um sie mit der Lebensrute, die aus Rosmarin- oder Wach holderzweigen, in andern Gegenden aus Birkenreis und Weiden, bestand, aus den Betten zu schlagen. Es hieß das Frischegrllnpeitschen. Die Aufgepeitschten nahmen aber die Sache durchaus nicht übel, im Gegenteil, die Burschen wur den dann mit Kaffee und selbstgebackenem Kuchen bewirtet. Manches Mägdelein wird wohl auch umsonst aus ihre Schläge gewartet und ihren Kuchen allein aufgegessen haben. Wo hin ich auch aus meinen Forschungsreisen kam, die Sitte des Frühweckens war überall schon schlafen gegangen. Hier und da werden noch heute die jungen Kalben und Kühe am Ostermorgen oder beim ersten Frühjahrsaustrieb mit der Lebensrute gepeitscht, und hier und da ziehen Kinder mit der Rute umher, um „aufzuhauen". Das geschilderte Ratschen hat wohl auch in der Lebensrute seinen Ursprung. Im Landesmuseum für Sächsische Volkskunst in Dresden habe ich eine Lebensrute aus der Lausitz, die mit bunten Papierblumen gar zierlich geschmückt »st. Die Weihnachts rute des heiligen Nikolaus, die jetzt bei der Bestrafung der Kinder eine große Rolle spielt, ist sicher mit der Lebensrute innig verwandt, auch sie sollte ursprünglich Gedeihen spenden. Der Göttin Ostara war auch ein weitverbreiteter Quellen kultus gewidmet. Am grünen Donnerstage wurden im Mittelalter die Altäre gewaschen, und Priester gossen ge weihtes Wasser über die Gemeinde. Dem Osterwasser wird noch jetzt eine heilende Kraft zugeschriebcn. Es wird am Karfreitag oder am ersten Feiertag vor Sonnenaufgang womöglich ans der Stelle eines fließenden Wassers geholt, über die die Leichen getragen werden. In der Lausitz be sprengt man sich mit dem Wasser, in anderen Gegenden ist dies nicht üblich. Man darf beim Osterwasserholen beileibe nicht sprechen, sonst leidet die Heilkraft des Wassers. Das Osterwasser fault nicht, schützt vor Krankheiten und heilt Krankheiten. Vor allen Dingen soll es aber schön machen und die Warzen entfernen. Ich habe mich oft mit Oster- wasscr gewaschen, bin sogar mit ihm gewaschen worden, ein Urteil maß ich mir in diesem Punkte aber nicht an. Ich weiß ja auch nicht, wie ich wohl aussehen würde, wenn ich mich nicht gewaschen Hütte. Wir sind am Schlüsse unserer Betrachtungen, die nur einen Beitrag zu unserem Thema geben können. Wir haben