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Astern naht! Ostern naht! Schöner Frühling blüht in Landen, Jauchzt dem Heiland, dec erstanden l Dort, wo eins Knospe schwillt, Dort, wo eins Duelle quillt, Mill sie sich zur Höhe schwingen, Ihm ein Loblied darzubringsn. And durch Krieg und Gram der Seit Tönt es weit! Ostern naht! Viels sungs Seelen gehen, Dis dsn Heren um Gnade slshsn, Dal) er sie an teeusr Hand Führe in ihr neues Land, Wo sie wis aus Frühlingsauen Licht und Kraft gebreitet schauen, And sie schöpfen aus der Seit Heiligkeit! Ostern naht! Deutscher Frühling, deutsches Hoffen ! Volk, dein Himmel ist dir offen l In dsr «Jugend ruht dis Kraft, Daraus deine Ankunft schafft. Wollest sie in Liebe pflegen! Herr des Himmels, du, gib Segen And nach Krieg und Gram dsr Seit Herrlichkeit! Max 3«ibiz, Aautz«». «inumiuiiiuunimiiiuumuiuumluiuiuuiiiuiiuiummiuiiiiiiuiiuuiuuiuiiiuumiuuiiu LUM Gründonnerstagswanderung s war noch früh am Margen; tm Surfe krähten die Hähne um die Wette und oersichertey^itt^Über das andere mal, wie gut sie doch geichlafen hatten. Da öffnete ich die Tür unseres Hauses oben am Berge und sprang mit einem ! Satze hinaus in die Kalle Morgenluft. Doch da gab es Vicht otel Umgucken: der rauhe Südwind packle mich und trieb mich fort, dsr Ebene zu. Ich sch ilt fürbaß, immer nach Norden hinab, und ließ ein Dorf nach dem anderen hinter mir. Friedlich kräuselte sich hier, wo der kurze Atem unseres Bergwindes jetzt noch nichtlftnreichte, der Rauchaus den Schornsteinen der Bauern Häuser, und das Rasseln der Melkeimer, das aus den Siällen der Tnlshöse elklang, ließ mich sehnsüchtig denken: „Aha, die Leute haben auch noch frische Milch zum Morgenkaffee!" Aber da jubelten mir die Lerchen hoch über den grünenden Saaten zu: «Sei zufrieden! Sei zufrieden!" Ich nahm mir das zu Herzen und schritt weiter. Bald lagen auch dis letzten Ausläufer unseres Gebirges, die rühmlichst bekannten Kreckwitzer Höhen, hinter meinem Rück n; das Flachland umfing mich In Malschwitz klopfte ich bei einem alten Freund an in der Hoffnung, einen Begleiter zu finden. Doch er streckte verschlafen nach einer Weile den Kops zum Schlasstubenfentter heraus und rieb sich die Augen. „Schäme Dich!" sagte ich empört und setzte meinen Weg allein fort. Immer weiter trieb es mich, der Heide zu, die freilich in den ersten Tagen des Lenzes noch ernster und herber dasteh! als sonst. Sin Hauch von der Einsamkeit dieses weltverlorenen Ländchens vmwehte mich schon, als ich aus hohen, eichenbewachsenen Dämmen die Teiche bei Lömtschau durchwanderte. Der Wind rauschte durch das dürre Schils, und nur hier und da flog kreischend ein Blätzbuh» vor mir aus. Nicht als ein liebliches Kind mit lächeln dem Antlitz und blumenbrkränztem Haar kommt der Frühling in nufere Heide, — nein, als ein ernster Jüngling, der mit echt deutscher Schwerfälligkeit langsam und ein wenig unbeholfen an sein Werk zu gehen scheint! »Holla, war denn hier nicht — aber selbstverständlich muß h^er eine Brücke sein!" ries ich ärgerlich und ipähte hin und her. Ich hatte schon eine Weile das Löbauer Wasser, das hier in einem engen Bette ziemlich reißend und tief dahineilt, nordwärts be gleitet und war nun an die Stelle geraten, wo es in die Spree cinmündet. Da konnte ich weder vorwärts noch hinüber, und soviel ich auch suchte, der Steg war nicht zu finden; wahrschein lich hatte das Frühjahrsschmelzwasier ihn hinweggeriffen. Sollte ich nun bis Guttau zurückwandern, wo eine steinerne Brücke über das Flüßchen führt? O nein, mein ganzer Reiseplan wäre dann ius Wanken geraten. So stand ich denn aus der einen Seite und mein Lömtschau lag auf der anderen, und „sie konnten zusammen nicht kommen", wie cs in dem alten schönen Lied heißt. Doch der tückische Flutzgott durste nicht denken, ich würde mich so leichthin ergeben; denn ich war damals — es war noch zur Knegszeir — eben zum Heeresdienst a usgemustert und fühlte gewaltig viel Mut in mir. Kurz entschlossen suchte ich mir eins etwas seichtere Stelle, zog Schuhe und Strümpfe aus und durchquerte die eis kalten Fluten. Es geschah dabei weiter nichts, als daß mein Meß tischblatt ins Wasser fiel und meine stolze schwarz.weiß-rote Ko karde in das Naß stürzte und sich das Leben nahm. Um die Mittagszeit war es schon, als ich mich den großen Draunkohlengruden derOlbowerke inKleinsaubernitz näherte. Dabei war ich so unvernünftig, nördlich von den Gruben vorb i- zuspaziere!!; nun wehte mir der heftige Südwind, der auch hier herrschte, gerade den Kohlenstaub ins G-sicht, sodaß ich kaum die Augen ausmachen konnte und bald so aussah wie ein Kohlen arbeiter von Proftssion. Höhnisch blickten die aus den Huld n beschäftigten russischen Kriegsgefangenen auf den verzweifelnden Wanderer herab. Endlich war ich der Qual entronnen, und ob- wohl ich herzlich wenig von dem Braunkuhlenwerk gesehen hatte, flüchtete ich weiter, und es war mir nicht eher wohl, als vis ich der trostlosen Gegend den Rücken g kehrt hatte, und die beiden Riesenessen der Brikcttsabrik Klnnsauber-ntz weit hinter mir aus den Kiefern der Grenzheide aufragcn sah. Es ist mir immer eine große Freuds, wenn ich, aus düsteren Hridewäldern kommend, wieder den heimatlichen Bergen zu streben darf, die in weiter Ferne im Süden weich und sehnlich blauen, wenn sie mir dann scheinbar langsam entgegenkomm', n, bis ich an ihrem Fuße ein Plätzchen zur Ruhe und Erquickung finde. Auch heute winkte ich ihnen frohgemut zu. uns als ich nach einer kurzen Spanne aus dem Ba rutyer Schasberg stand, dem ersten Vorposten des Berglandes, da schweifte mein Buck wieder gen Süden, wo sich wie eine Mauer der Czornebohzi g erhob und wo ich trotz des nnstchtigen Wetters sogar als kleines. Helles Pünktchen mein Vaterhaus erkennen konnte. Fern im Südwesten aber grüßten die Türme des alten Budisstn. Doch weiter, rastlos weiter, noch ein tüchiiger Weg liegt vor mir! Auf einsamen Heidepfaden. Da ein Graben, eine Wuldschneise und drüben zwei Steine, der eine mit weißen und grünen, der andere mit wrißen und schwarzen Streifen. Hier auf Grenzstein Nr 66, hart an der Bahnsir-cke Löbau. R rdidor, hielt ich Rost. Es bereitet mir ja stets ein fast kindliches B-rgnügen, aus solch einem Grenzstein zu sitzen und mtt dem einen Berne noch Sachsen, mit dem anderen nach Preußen zu baumeln. Gröditz, hoch oben auf einer Anhöhe erbaut, schaut stolz aus mich herab. Aber schon bin ich oben. Und schon stehe ich vor dem Eingang in die Gröditzer Skala"), der romantischen SchiuLt, die sich das Löbauer Wasser durch den Gaeisrücken gebrochen hat. Doch ba begrüßt mich von einem uralten Kirschbaum herab eine große Warnungstafel. Wie ein zu Holz gewordener Land- aendarm spricht sie zu mir: „Das Betreten der Skala ist unter- sagt. Zuwiderhandlungen werden —" na usw. Zweiteilos ist ein solches Verbot sehr dienlich; denn wo die große Muffe hin- kommt, da pflegt die Natur bald ihre Unberührtheit zu o-rltere». Doch ich rechne mich nicht zu der Zunft der Naturschänder, und übrigens ist es oft süß, auf verbotenen Wegen zu wandeln. Also ohne Tritt marsch! So brach ich in dieses Stück „Prioatnatur" ein, und die Schön heiten der Skala entschädigten mich reichlich für das Wagnis. -Eng und tief in die Schlucht; von hoch oben grüßt das GrS- ditzer Schloß herab. Ernste Fichten steigen die steilen Rundhöhen hinan, und unten strömen langsam und lautlos die dunkelgrünen *) Skala — wendisch Skala (sprich skava) — Fels.