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Nr. 13 Gbsrlaufltzer Helmatzeitung 151 sagt, warum denn gerade beut die Sorge? Aber wenn ibm doch etwas zustoßen sollte, dem Franz? O, nur das nicht — nein nein, es kann ja nicht sein, der Franz ist schon ein ganz Schlauer — so sich selbst gewaltsam beruhigend, schließt sie die Fenster, ver löscht di* Lichter. — Geisterhafte Gestalten huschen dahin: die Füße mit Lappen umwickelt, Lasten auf dem Rücken, gleich einem Gespensterzug. Eines Jeden Sinne sink geschärft, ihre Augen scheinen die Finsternis zu durchstechen. Einzeln, hintereinander, der Bortrupp mit Franz als Leiter hat einen größer« Vorsprung, so eilen sie keuchend bergauf. Wenn uns erst der Wold auf- genommen, dann ist die größte Gefahr schon vorüber, denkt so Mancher. Und es scheint, daß der Zug gelingen soll, schon steht gleich einer schwarzen Mauer der schützende Wald vor ihnen. Doch plötzlich tönt ein gebieterisches „Halt, Grenzwache!" den Paschern entgegen —, eine Blendlaterne erhellt blitzschnell den Umkreis. Der Vortrupp sieht sich umzingelt von Grenzern. Drohend blitzen Gewehre —, doch nicht leicht soll ihnen der Fang werden. Die Pascher mit all ihrer Last werfen sich den Beamten entgegen, eine wütende Rauferei entspinnt sich, in die Nacht hinein fallen Schöffe. Unter Fluchen und Keuchen hat sich ein milder, in sich verbissener Haufe gebildet und läßt nicht von einander, eh nicht manche Hand im Schmerz versagt. Doch der Widerstand der Pascher ist gebrochen, zu groß war die Übermacht. Aus dem Dorfe, in dem man die Schießerei gehört, bringt man Laternen und beim Schein dieser sieht man, daß zwei Mann verwundet liegen, der dritte vor Erschöpfung nicht fähig ist, sich zu verteidigen. Frohlockend nimmt der Oberausseher die größte Stallaterne und leuchtet den am Boden Liegenden in die Gesichter, und immer und immer wieder, er meint, er müsse dabei sein, auf den er schon so lange gespürt, und den zu fangen man schon manche Winter> nackt geopfert. Doch nein — bei den in den letzten Qualen liegenden ist er nickt. Verdammt, knurrt er unter, dem Spitzdart hervor, noch nicht? Und ich habe es doch gesehen —, vier Mann waren es, voraus der Lange, um den es galt. Wieder nickt! — Also vorwärts, den ganzen Wald abgesucht, gar weit kann er nicht gekommen sein, er muß sich nach in der Nähe aushalten —, in's Dors ist er nickt zurück! Und fort stürmen die Grenzer, nm den Anführer der Truppe nicht entkommen zu lassen. Bon mit. leidigen Ortsbewohnern werden die Toten auf schnell gezimmerter Bahre nach dem Spritzenhaus und der schwer Verwundete zu einem Helfershelfer gebracht. — Der unruhigen, aus allen Ge- mütern lastenden Nacht ist ein nebliger Herbstmorgen gefolgt. Gleich einem Dauerregen tropft es von Gesträuch und Bäumen, das gelbgefärbte Laub mit zu Boden reißend. Der Talkessel gleicht einem brodelnden See, bis endlich die Sonne siegreich den Nebel durchbricht, ihre warmen Strahlen die Schwaden verzehrend. In kurzer Zeit hat sich die Lust erwärmt unk ein strahlend blauer Himmel grüßt lachend das Tal. Der Lohfink, der sein Sommer- quariier in den Iserbergen ausgegeben hat und zu Tal gezogen ist, lockt mit seinem eintönigen Rus die Genossen zur gedeckten Tafel, dem mit würzigen Früchten reich behangenen Edereschenboum. Kläischernde Roikelchen umsckwirren die mit leckeren Hollunder, beeren besteckten Sprenkel, ihre Neugier oft mit der Freiheit br- zahlend. Fleißiges Meisenoolk durchsucht geschäftig jedes Zweig lein nach Nahrung. Mit leisem Gezirp macht sich das kleine Goldhähnchen, der reizende Kolibri unserer Wälder, in den höchsten Wipfeln der Tannen bemerkbar. Der Holztauber im hohen Forst umyurrt seine brütende Gefährtin, der robuste Häher durchstreicht kreischend, raubend das nieder? Gesträuch. Aus einem Dickicht am Stückknecht brechen unter Führung des Leit- tieres die schlanken Rehe hervor, um Ausschau zu hallen nach einem würzigen Morgenmahl. Im tiefsten Gottesfrieden liegt das Echlätetal. Noch einmal, eh rauhe Nordwinde den nahenden Winter künden, scheint alle Sommerpracht darüber ousgebreitet zu sein. Nur einer sieht sie nicht mehr, dort oben am Waldesrand liegt er aus seiner Last, verglast schauen die Augen in das Himmelsblau, verkrampft die Hände im Waldmaos — er hat es geahnt —, es war sein letzter Gang. Lebend haben sie ihn nicht gefangen. — Echmugglrrlos! Mein Leseabend hören doch zu gerne, wenn voraelesen wird. Im Unterricht ist leider zu wenig Zeit und Gelegenheit, diese Freude ihnen öfter zu bereiten. Höchstens wenn der Lehrer Geburtstag hat, oder am Tage vor den Ferien, da läßt er sich durch die Bitten einmal erweichen und liest etwas vor. Uno zu Haute? In wie wenigen Familie» wird vorgelesen. Ist der Vater durch Berus oder ehrenamtliche Tätigkeit einmal nickt abgehalten, einige Stunden den Seinen zu widmen, dann greift er nach der Zeituna und liest für sich, während Frau und Kinder sich anders beschäftigen. Unsere Tageszeitungen find zum Borlksen weniger geeignet. Viel mehr paßt dazu unsere Heimat- Zeitung. Die sinniaen Gedickte zum Nackdenken, die Verse und Sprüche zum Merken, die kleineren Erzählungen als Stoff für die Unterhaltung, an der sich dann gern alle beteiligen, von der Großmutter bis zum fiinsjährigen Jungen, der mit leuchtenden Augen zuhört. Und nun gar, wenn eine Geschichte in Mundart geschrieben ist. Das gibt Spaß! Wenn der Vater vorliest, dann muß er sicks manchmal gefallen lassen, daß ihm die Kinder helfen und verbessern: „Du, Pater, das muß man so sagen." Denn der Vater ist kein Lausitzer, da hoperts manchmal etwas, aber die Kinder bringen von der Straße die mundartlichen Laute getreu mit und merken sich die heimatlichen Epracheigenartcn besonders. Wie manche schöne Abend- oder Feiertagsstunde verdanken wir schon unserer lieben Heimatzeitung. Aber von diesem Leseabend wollte ich nicht plaudern, sondern von einem in der Schule. Zu diesem kam ich aus folgende Weise: Beim letzten Borlesen am Tage vor den Weihnachtsferien hotte ich meiner Klosse einige Weihnachtsgeschichten oorgetragen. Auch die Kinder hatten solcke Erzählungen mitgebracht. Ein Knabe bat, eine Geschichte in Mundart oorlesen zu dürfen. Er hatte sich gut vorbereitet, beherrschte die Mundart und hatte natürlich einen Bombenerfolg. Dos wars, was die Kinder hären wollten, das war etwas sör Herz und Gemüt! Da die Schulglocke den Fcriendeginn läutete, harten wir keine weitere Zeit und ich versprach den Kin dern, ihnen nach den Ferien einmal abends von unserm kleine» Vorleser etwas bieten zu lassen. Da war der Jubel groß und ich glaube, sie sind nach den Weihnachtsferien gern wieder zur Schule gekommen, weil es einen Leseabend gab. Zunächst hatte ich nur an meine Klosse gedacht. Bald aber kamen so zahlreiche Anfragen aus anderen Klassen, daß ich mich entschloß, auch anderen Kindern die Freuds zu machen. Das größteSchulzimmer wurde ausgewählt, der Leseabend bekanntgeaeben und in Hellen Haufen kamen die kleinen Zuhörer. Mein Höhne Karl hatte ein seines „Brugramm" ausgestellt, das war an der Wandtafel mit dem Lausitzer Gebirgs zug als Sch'.ußvignette sauber ausgeschrieben. Dann las er ein Stündchen. Heller Jubel, stille innere Zustimmung zu den Heimat- liehen Klängen lösten die lieben Geschickten aus der „Lausitzer Lost", „Kraut und Rüben" und anderen Sammlungen aus. Auch aus derHeimatzeitung wird vorgelesen, Volkslieder undKinder- verse werden angesagt, so wird der Leseobend zum Heimatabend. Zu schnell ist jedesmal die Stunde verflossen und ich brauche nicht zu fragen, d^e freudigen Kinderaugen sagen mirs hundertmal: „Schiene wars I" Schuldirektor Ioh. Sack- Großschönau. Am Buttermasser bei Kleinpoftwitz P. Flechtner, Wilthen /^Aar viele wollen an der Drücke, die übers Butterwasser bei ! I - Kleinpostwitz führt, etwas Sonderbares erlebt haben. Ein bärtiger Kutscher, der von Wilthen nach Bautzen gefahren, sich aber aus dem Heimwege in Rodewitz länger als er selbst wollte, aufgehallen hatte, sollte durch ein besonderes Ereignis noch eine volle Stunde später nach Hause kommen. — Düstere Mitternacht wars! Eben rückte, langsam schleichend, der große Zeiger der Zwölf nahe und — plötzlich standen die bei- den Braunen still. „Nun soll ich wohl noch etwas Tolles erleben!" rief ärgerlich jener Kutscher in die stille Nacht hinein. Fürchterlich schwang er die Peitsche. Heftige Schläge sausten ununterbrochen