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158 Gbsrlauflhsr Heimatzeitung Ar. 14 machen, „wir haben zwei Schwestern, die gern an ihn glauben würden, wenn sie nur einmal etwas von ihm gehört hätten." Ich verstand, und wir beschlossen, ihnen den Osterhasen zu bringen. Eine „Osterhasenkasse" wurde eingerichtet. Zu dem Gelbe, das mein Bruder gelegentlich in die Kasse warf, legte ich die wenigen Pfennige, welche mir durch Botengänge geworden waren. Auf diese Weise kam ein für unsere Verhältnisse immerhin recht stattliches Kapital zusammen. Zwei Wochen vor Ostern begannen wir, Einkäufe davon zu bewirken. Mein Bruder brachte Eier mit. Ich mußte zum Nachbar ins Blldchen laufen und um eine Handvoll Holzwolle, wie erste zur Osterausstellung im Fenster liegen hatte, bitten, Eier farbe wurde auch angeschafft. Zwar Zwiebelschalen hätten es auch getan, aber das war uns zu einfach, es mußte groß zügig sein und etwas kosten. Überglücklich war ich, als mein Bruder mich eines Abends aus der Stube hinaus in die Küche rief und mir einen Osterhasen zeigte, den er aus der Stadt mitgebracht halte, einen Osterhasen, wie sie um die Osterzeit in den Schaufenstern zu sehen sind. Unter derlei Besorgungen vergingen die letzten Tage vor dem Feste, die immer etwas Weihnachtlich-heimliches an sich hatten. Am Oster-Sonnabend, wenn alles im Hause zur Ruhe gekommen war, begann unsere eigentliche Arbeit. Meinem Bruder war es gelungen, den Spirituskocher heim lich aus der Küche mit in unsere Schlafstube zu bringen. Auf ihm wurden die Eier nun hart und bunt gekocht. Auch zim merte mein Bruder einen niedlichen Tafelschlitten, den ich hernach grün anmalen mußte. Auch fiel es mir zu, kleine Wegweiser zu schnitzen und mit Aufschriften zu versehen, während mein Bruder rosa-seidene Bändchen zuschnitt und als Geschirr für den Hasen zusammenheftete. Noch mancher lei andere Dinge wurden gefertigt, von denen ich oft nicht verstand, was sie vorstellen sollten, noch wie sie zu Ostern passen konnten. Mein Bruder verriet es mir auch nicht, denn es machte ihm Freude, auch mir am Morgen mein Teil Über raschung zukommen zu lassen. Und wenn wir unser nächt liches Handwerk, das so flink und lustig vor sich ging, recht bedachten, kamen wir uns vor wie die Heinzelmännchen. Es war noch finster, als wir am Ostermorgen aus den Betten Krochen, nm den Ostertisch aufzubauen. Die Holz wolle wurde fein sorgsam ausgebreitet. Auf der einen Ecke des Tisches wurde im Grünen ein Nest mit zwei Ostereiern hergerichtet, drei kleine Marzipanhasen, die eben ausgekro chen waren, saßen darin neben ihren Schaleresten. Der große Hase wurde vor den Schlitten gespannt. Ein Zwerg in hocken der Stellung — ich hüte ihn heute noch wie ein Heiligtum — saß auf dem vorderen Teile des Schlittens und hielt die bunten Schnüre, mit denen er den Hasen zügelte. Das ganz allerliebste Gefährt, das ein riesiges Schokoladenei geladen hatte, fuhr eben an einem Wegweiser vorüber, der „Nachdem Osterberge" zeigte. Auf einem anderen Wegweiser war zu lesen „Nach Hasenheim". Wenn dann die Ostersonne aufging, standen Eltern und Schwestern mit uns um den Ostertisch und wir alle erlebten einen Ostermorgen voll Liebe und Freude Die Ostern meiner Kindheit, sie stehen mir heute noch lebendig und farbenreich vor der Seele, als seien sie kaum erst vorüber. Nur wenn ich wünsche, es möchte mir wieder ein Dorfkindheitsostern beschert sein, fühle ich recht deutlich, wie weit sie hinter uns liegen. Wie ich mit wenn klenn Bruder zun Gründornschtche ging ->nn die liebe Überzelt roakimmt, do gedenkt wühl su manches a die Haarten Kinder, die an Gründornscktch- morgen'sDorf uf und oabroast-n; a jeds Kind wollte 's beste und schinste as Säkel hoon. Gesckömpst und reisenert ös oill drüber wurden, aber wünschen mir'ch nS volle die Zeit wieder, wu's für'm böllchen Preis su vill zu keefsn goab? Ich denke ganz gewiß, mir würden o dö Gründornschtchkinder wieder mit an Koos nahm! Woar doas nö ane Freede? Wenns Säkel su vul woar, doaß kaum mieh zuoing, und zwee Tage lanq kannte deroone geaassn waren, denn's goab doch Leute a Reichem, und Mar- kerschdurf, die ihre Freede droa hattn und woas urndlichs a dö Säkel nei goabn. Ich bi ju falber nö mitgeaanqn, aber unser Majdl roaits doch o mit. Ofn Hofe ba Oaeißern do aoabs lauter Sechserdinger, siehr schiene neubackne Mauschelln, yernel und Sammeln; dar grüße Korb an Hause wurd goarnie leer. Na, und die Kopo-rpfenge und die Zwöplenger ba der Wiedemutben und die Märchenbichel ba der R sst lausten. — Und oarscht a Reicheno: Mablweisel und immer wieder Mahl weisel und Brozsln. Zu Preibsche, o die Oaptheke, wus goar su vill goab, o ba Kertschern, do lief» iö »alle zweemoal hie, denn dort luhnt'chs o. Ich brauch's ja goarnie weiter aus- moaln — 's weeß a jeds, wie schiene die Zeit woar. Ich wollte ju eegenllch oak derzähln, wie vör etliche 50 Iuhren ich mit menn klenn Bruder zun Gründornschtche ging. A unfern Dorfe woarsch o Mode — ich bi drüben ba Zittau har —, 's woarn aber nö su vill Kinder wie dohie. Fömfe, sechse goab's a vill Foomilchen — dö Een und Zweekinder- mode woar no nö etgefuhrt —, aber 's Dorf ös nö goar su grüß. Zu dar Zeit aoab's aber oak meestens Manuel, dö Rovberschkinder kriegtn Brazeln, und do woarn se o siehr zufriedn. Mei Bruder und ich mir dorfin aber keemoal mit- qiehn, mir hoattn oak auszuteeln. 's goab oben ömmer su oill Oarbeit, denn dö Kinder hoattn zu dar Zeit o schnn mit zuhalfen ba der Wörksrei, woas ja ritze weggefoaln ös. Korz und gutt, mir solltn nie. aber mir wolttn awoa! giebn. Mir zwei Klenn hoattn'ch beredt, doaß mer'n Boater wolltn ane Freede machn. Dö Fansterloadn und dö Wände woarn nie mieh schiene, der Boater wollt se oaschtreickn loafln — doas toat domoals o schune woas kostn. Do wolltn mir nu su vill Mannel azuhuln, doaß wer dö Wände dermit bcklabn konntn. Denn doas woar domaals a vill alen Häusern Mode, doaß dö Manul a dö Wände und o a dö Tllrn geklabt wurdn. dö an Gründornschtche zoomgesammelt woarn wurden. — Mir kunntn uns o früh fortmachn, doaß Kees woas gewoahr wurde. Wie mer su ane Stunde mit römoeroin woarn, do wurd mer of emoal ganz bande, ich kriegte 's Heemwieh. „Kumm oak, mir giehn heem," soit'ch zu menn klenn Bruder, a woaroei- verstann. Wie mer dö Halsbreche — su hieß dö Sttoaße, 's hoatte aber no Kees 'n Hols gebrochn, oak dö Besoffnen Kol lerten monchmool dö Lohne nunter — oi's Haus zuaingn, do sogen mer dö Motter schun zur Haustüre rausguckn. Mir meisten ihr glei dö vulen Säkel, aber sie lachte goarnie. Wie ich ba ihr vörbei zur Türe reiwolste, do hoatt'ch o schun a poar tichtge Platsche ofn Buckel. Mir flugen oak su zur Stob- türe nei, und doas Gezanke derhinter bar. Der Klenne kruch glei untersch Konnepee und heulte, dö Dresche hoatte aber oak ich gekriegt. Dö Motter soite, ich hätt'n mitgeschloapvt. Sie hoatte no nie oarscht kön» dö Ziegn füttern, und doas hoat öm Uster» röm woas zu soin. Dö Suppe stand kaalt ofn Tische. Dö Motter hoatte mit'» Austeeln su vill zu tun ge- hoott, woas doch unse Oarbeit eegentlch woar. Der Boater wollte doas und jes gedolfn hoann. E Bruder mißte a dö Körche giehn, dar kunnt'ch o nie allecnc kömmern mit'» Oa» ziehn — dö Motter woßte wörklich nie, woas se zurerscht machn sollte, und ich woar a oallm schold. Nie oarscht dö Mannel bersten mer a dö Wand klaben, dö Moontscherei litt se uns o nie und mir hoattn's doch su gutt gemcent.