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65 mando Leute von Korinth kommen, und das sei eine Schande für die Bürger!" In der That ließ auch Dion einige Korinther berufen, weil er hoffte, die Verfassung, an welche er dachte, leichter in's Werk setzen zu können, wenn jene Männer ihm zur Seite stünden. Seine Ge danken giengen dahin, die absolute Demokratie, welche nach Plato's Ausdruck keine Verfassung, sondern nur ein Kramladen von Ver fassungen sei, nicht aufkommen zu lasten, dagegen eine Art lakonischer und kretischer Combination aus Volk und Königthum in geordneter Weise darzustellen, die zugleich eine Aristokratie enthielte, welche den Vorstand bilden und die wichtigsten Geschäfte besorgen sollte. Dabei sah er, daß auch die Korinther in ihrem Staatswesen mehr Oli- garchisches hätten und von allgemeinen Angelegenheiten nicht Vieles in der Volksversammlung abmachten. Indem er nun hauptsächlich gegen diese Punkte einen energi schen Widerstand von Seiten des Heraklides erwartete, der auch sonst ein unruhiger, veränderlicher, händelsüchtiger Mann war, gab er endlich einigen Leuten, die schon längst so Etwas auszuführen wünsch ten, die Erlaubniß zu dessen Ermordung. Sie drangen also in sein Haus ein und brachten ihn um. Sein gewaltsamer Tod schmerzte die Syrakusaner empfindlich. Aber dennoch, — da Dion eine glän zende Bestattung veranstaltete, an der Spitze des ganzen Heeres dem Todten das letzte Geleite gab, sodann mit ihnen über die Sache redete, so verziehen sie ihm, da sie die Unmöglichkeit einsahen, daß die Ver wirrung in der Stadt aufhöre, solange Heraklides und Dion mitein ander am Staatsruder saßen. 54. Dion hatte einen Freund aus Athen, Namens Kallippus, der, wie Plato erzählt, nicht durch Gelehrsamkeit, sondern durch Proselytenmacherei für die Mysterien und eine überall umlaufende Geheimbündelei mit ihm bekannt und vertraut wurde. Dieser Mann hatte auch den Kriegszug mitgemacht und stand bei Dion so hoch in Ehren, daß er beim Einzug in Syrakus allen andern Waffengenosten voran gehen durfte, den Kranz auf dem Haupte. Er hatte sich auch wirklich in allen Kämpfen glänzend ausgezeichnet. Nun waren aber die ersten, besten Freunde Dions durch den Krieg aufgerieben, Hera-