mußte, eine verletzende Unmanierlichkeit zeigte, die für eine politische , Stellung nicht mehr taugte. Darüber hat ihm späterhin auch Plato mit einem gewissen prophetischen Blicke geschrieben: „er möge sich vor allzu großem Selbstgefühl in Acht nehmen, das mit der Verein samung im gleichen Hause wohne". Obwohl er übrigens damals bei der Lage der Verhältnisse für die anerkannteste Persönlichkeit galt und allein, oder doch vorzugsweise die wankende Monarchie zu stützen und in ihrem Bestände zu erhalten schien, wußte er dennoch sehr Wohl, daß er der erste und größte Mann war, — nicht durch die wirkliche Huld, sondern gegen den Willen des Fürsten, — weil man ihn eben brauchte. 9. Den Grund hievon fand er bei Dionysius in dem Mangel an Bildung. Er gab sich daher alle Mühe, denselben in edlere Be schäftigungen hineinzuführen und die Süßigkeit charakterbildender Lehren und Wissenschaften verschmecken zu lassen, damit er aufhören sollte, sich vor dem Guten zu fürchten, und sich statt dessen eine Freude an der wahren Sittlichkeit angewöhnte. Nach seiner eigent lichen Natur gehörte Dionysius keineswegs zu den schlechtesten Für sten; aber sein Vater, in der Besorgniß: „der Sohn könnte, wenn er zu Verstand käme und mit intelligenten Menschen umgienge, böse Plane gegen ihn schmieden und ihn vom Throne stoßen", ließ ihn zu Hause hinter verschlossenen Thüren bewachen, so daß derselbe in seiner Absperrung gegen jeden sonstigen Verkehr und bei seinem Mangel an jeder politischen Thätigkeit sich damit beschäftigte, kleine Kärrchen, Leuchterchen, Wägen und Tiscke von Holz zu verfertigen. Denn der ältere Dionysius war im höchsten Grade vertrauenslos, gegen die ganze Welt argwöhnisch und aus lauter Angst stets auf der Schildwache, so daß er nicht einmal seine Kopfhaare sich durch die gewöhnlichen Scheermesser abnehmen ließ, sondern jedesmal einer seiner Bedienten kommen mußte, um ihm das Haar ringsum mit einer Kohle abzubrennen. In sein Zimmer durfte weder Bruder, noch Sohn in der Klei dung, die sie gerade am Leibe trugen; sie mußten vorher ihre eigenen Gewände ablegen und andere anziehen, nachdem sie von den Wachen durch Augenschein als unbewaffnet erkannt worden waren. Als sein Bruder Leptines ihm einmal die Beschaffenheit eines