Volltext Seite (XML)
perlich in einer so furchtbaren, frevelhaften Weise mißhandelt wurde, daß sie sich selbst freiwillig den Tod gab. Dionysius, der nachher die Herrschaft wieder gewann und be festigte, verheirathete sich nun abermals. Er nahm zwei Frauen zu gleich; die eine, Doris, stammte aus Lokris; die andere, ein Landes kind, war Aristomache, Tochter des Hippariuus, eines hervorragenden Mannes in Syrakus, der früher Amtsgeuosse des Dionysius gewesen war, als dieser zum ersten Mal als Feldherr mit unumschränkter Gewalt für den Krieg aufgestellt wurde. Die Vermählung mit Beiden soll am nämlichen Tage stattgefunden haben, ohne daß irgend Jemand anzugeben vermöchte, mit welcher seiner zwei Frauen er zuerst die Ehe wirklich vollzog. Später vertheilte er sich fortwährend an beide ganz unparteiisch. Sie waren gewohnt, gemeinschaftlich mit ihm zu speisen, und schliefen abwechselnd die Nacht hindurch in seinem Zimmer. Allerdings wünschte das Volk von Syrakus eine gewisse Bevorzugung der Eingeborenen vor der Fremden; allein Letztere hatte das Glück, daß sie zuerst einen Sohn bekam und nun dieser Aelteste von Dionysius' Descendenz ihr helfen konnte, gegen über von den Nachtheilen ihrer Abkunft. Aristomache dagegen blieb in ihrer Ehe mit Dionysius lange Zeit kinderlos, obgleich diesem Sprößlinge von ihr äußerst erwünscht gewesen wären. Ließ er doch die Mutter der Lokrierin hiurichten, weil er sie einer an Aristomache begangenen Verzauberung bezüchtigte. 4. Ein Bruder dieser Frau war nun Dion, der anfänglich nur durch seine Schwester in Achtung stand, später aber wegen der Pro ben von Intelligenz, die er gab, bald um seiner selbst willen bei dem Tyrannen in Gunsten stand. Neben allem Andern war z. B. den Schatzmeistern der Befehl ertheilt, dem Dion jede gewünschte Summe auszubezahlen, nur aber nach der Ausbezahlung noch am gleichen Tage hievon zu berichten. So sehr Dion schon zuvor einen erhabenen Charakter, hohen Sinn und männliche Tapferkeit besah, so nahm er doch in all diesen Eigenschaften noch wesentlich zu, als Plato durch eine gewisse gött liche Fügung, wobei lediglich keine menschlichen Absichten mitwirkten, nach Sicilien gericth. Es war in der That, wie eS scheint, ein guter Genius, der schon in weiter Ferne das Fundament der Freiheit für