1. Mein lieber Sosius Senecio, — der Dichter SimonideS sagt: „Jlium dürfe den Korinthern nicht darum grollen, weil diese mit den Achajern als Feinde herangezogen seien; Glaukus*) mit sei ner Heerschaar, ursprünglich aus Korinth stammend, habe ja auch mit tapferem Muth für Troja gefachten!" Und so dürfen auch die Römer ebenso wenig, als die Griechen, der Akademie einen Vorwurf machen; denn sie erhalten beide den gleichen Theil durch vorliegende Schrift, welche das Leben des Brutus und des Dion enthält, wovon der Letztere ein unmittelbarer Schüler Plato's war, der Andere aus Plato's System seine geistige Lebensnahrung zog, so daß Beide gleichsam aus der nämlichen Palästra hinauszogen in ihren großartigen Kampf. Sie haben viele ähnliche, engverwandte Thaten verrichtet und da durch, — was nicht zu verwundern ist, — die Worte des Meisters bestätigt, welche sie zu ihren hohen Eigenschaften hingeleitet, — die Worte: „Daß mit Verstand und Gerechtigkeit sich auch noch Macht und Glück vereinigen müssen, damit eine politische Thätigkeit zugleich Größe und Schönheit gewinnen könne." Denn wie der Ringmeister Hippomachus öfter sagte: „Die Leute, die bei ihm ihre körperlichen Hebungen durchgemacht hätten, kenne er schon aus der Ferne, — wenn sie auch nur Fleisch vom Markte heimtrügen;" — so muß sich begreiflicherweise bei gebildeten Menschen auch ihr geistiger Stand punkt in ihrem ganzen Thun aussprechen, indem derselbe, — neben dem eigentlich Anständigen, — zugleich eine gewisse rhythmische Harmonie mit sich bringt. *> Glaukus, König der Lykier in Kleinasien, Enkel dcS mythischen Belleropho», welcher die Chimära erlegte und au» Korinth stammte. Näheres über BlaukuS selbst findet sich Hom. Jl. VI, 152 —LN.