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seiner Tausende von Trabanten davonlaufen, seine vierhundert Kriegs schiffe, zehntausend Reiter und duzendmal soviel Mann Fußvolk im Stiche lassen, um dafür in einer Akademie das Mysterium des „höch sten Guts" zu suchen und durch mathematische Studien ein glücklicher Mann zu werden, dagegen das in Herrschaft, Geld und Ueppigkeit bestehende Glück dem Dion und DionS Neffen preiszugeben!" Die Folge dieser Einflüsterungen war zuerst nur Argwohn, später ein mehr unverholener Zorn und Zwist. Und nun wurde auch noch insgeheim dem Dionysius ein Brief zugetragen, den Dion an die karthagischen Beauftragten geschrieben hatte und worin er diesen anrieth: „sofern sie mit Dionysius über den Frieden unterhandeln wollten, nicht ohne ihn die persönliche Begegnung zu veranstalten, weil sie nur durch seine Vermittlung Alles in zuverlässiger Weise würden bereinigen können." Diesen Brief las Dionysius dem Phi- listus vor und nachdem er sich mit ihm berathen hatte, überlistete er, Timäus' Bericht zufolge, den Dion durch eine geheuchelte Versöh nung. Nach mäßigen Borwürfen und der Erklärung, „wieder gut Freund sein zu wollen", führte er ihn einfach unter der Burg hin an's Meer, zeigte ihm dort den Brief und sprach ihm seinen heftigen Tadel über den Versuch aus, mit den Karthagern gegen ihn zu com- plottiren. Als Dion sich zu vertheidigen wünschte, duldete er dieß nicht, sondern ließ ihn unverzüglich, wie er stand und gieng, auf eine Barke bringen und befahl den Schiffern, ihn fortzuführen und in Italien auszusetzen. 15. Nach diesem Ereigniß, das in Aller Augen eine Grau samkeit enthielt, entstand zunächst im Hause des Fürsten ein großer Jammer durch die Frauen. Aber auch die Stadt Syrakus gerieth in Gährung, indem man nach dem Lärm, der um Dions willen ent stand, und dem Mißtrauen der Andern gegen den Fürsten allgemein eine Revolution und sofortigen Umsturz erwartete. Dionysius sah dieß deutlich und begann nun in seiner Besorgniß, Dions Freunde und die Frauen durch die Versicherung zu trösten, „daß man ja Dion nicht in die Verbannung geschickt, sondern nur zur Abreise veranlaßt habe, damit er nicht bei dessen Anwesenheit genöthigt sei, in der Auf regung sich noch durch schlimmere Magregeln gegen dessen Uebermuth zu versündigen." Auch ließ er an Dions Verwandte zwei Schiffe Plutarch. XII. 2