Volltext Seite (XML)
s Beilage zum Riesaer Tageblatt. Smmabend, 8. Juli 1933, aveuvs. 8«. Jahr«. BkMdltWkMlMl... tb. In einem Teil des Reiches haben die sogenannten groben Ferien begonnen, in anderen Teilen setzen sie in den Nächsten Tagen, spätestens Mitte Juli ein. Unzählige Sonderzüge gehen durchs Land, zur See, zum Gebirge. Tausend, aber tausend Menschen werben wieder durchcin- andergewürselt, fahren zur Erholung, zu Bekannten, in Pensionen, in -en Wald, zum Gebirge, zur See. Und ernste Gedanken begleiten sie. Gedanken, die aus der Zeit werben und wachsen, die zeitgebunden sehen und nehmen, die poli tisch und wirtschaftlich zu formen suchen, was eigentlich reines Privatvergnügen ist. Zunächst wird man sich an die alte Propaganda er innern: Deutsche, lernt die Heimat kennen! Jahr um Jahr wurde die Trommel gerührt, und doch zog die Sehnsucht so viele Deutsche nicht in den herrlichen Schwarzwald, nicht in die bayerischen Berge, nicht in den Thüringer Wald, nicht lockte Zugspitze und Schneekoppe und Brocken, nicht der düstere Teutoburger Wald, nicht die Rhön, nicht der Rhein, man glaubte die Ost- und Nordsee zu kennen oder noch kennen lernen zu können — strebte also ins Ausland, nach Tirol, nach Italien, an die Riviera, es war Mode geworden, ans Mittelmeer zu gehen, an den belgischen Strand, in fran zösische Bäder, die Schweiz wurde von Deutschen über schwemmt, und wer es sich leisten konnte und recht Zeit dazu, hatte den Drang, Aegypten kennen zu lernen, jenes Dorado amerikanischer Snobs. Der Heimatbegriff war da, aber auch die Ausrede, man kenne das deutsche Bauernhaus, den deutschen Wald, man kenne Wege und Stege rundum und in der Ferne. Und doch, wie fremd war den Deutschen die Heimat. Gab es einmal Preisausschreiben über wichtige heimatliche Wunderwerke, über deutsche Städte, deutsche Altertümer, so gingen sehr wenig Lösungen ein. Denn der Deutsche hatte ja keine Zeit, in der Heimat nach den Schön heiten und Wunderwerken zu spähen, er glaubte sie zu kennen, und war glücklich in diesem Glauben. Ihm waren vielleicht auch ganz andere, fremdländische Eindrücke lieber. Und der Stolz, sagen zu können, er sei im Auslande ge wesen, ja, das erfüllte ihn. Heute — glaube ich — ist es etwas anders geworden. ES gibt wirklich eine engere Ein stellung zur Heimat, eine größere Sehnsucht nach deutschen Werten und Wundern, es gibt die große Suche nach dem deutschen Volkstum, das sich so hundertfältig in Einzelheiten offenbart, die sich über Deutschland breiten und die Volksgut sind. Es gibt heute sogar — endlich — Gelehrte, die nicht mehr an einem fernen Erdwinkel Ausgrabungen machen, sondern in Deutschland wichtige Ziele und Aufgaben finden. Auch bei uns ist vieles auszugraben, viel, was versteckt und verborgen ruht, stiefmütterlich behandelt, unbekannt, Zeugen einer alten deutschen Macht und Gröve, Merkmale des deut schen Werbens und Wachsens, der deutschen Eigenheit, Grundzüge des deutschen Volkscharakters. All das müßte locken, und lockt jetzt mehr, in der Heimat zu reisen. Beigetragen, den Sinn für die Heimat zu heben, haben selbstverständlich die wirtschaftlichen Verhältnisse. Auch die Erziehung des Volkes zum neuen Denken, zum Bewußtsein seiner Größe, seines inneren Wertes, seiner Aufgaben, wird dem und jenem das Ausland leid gemacht und ihm auf die Reise im deutschen Land hingewiesen haben. Die Reiseziele sind jedenfalls ganz anders gesteckt als noch vor einem Jahre. Reisen können, ist Wunschtraum aller arbeitenden Menschen, den Urlaub in einer anderen Umgebung zu ver bringen, aller, die in der Werkstatt oder im Büro ein Jahr hindurch ihre Pflicht tun. Bei vielen mag es beim Wunsch traum bleiben. Hier kann keine Regierung helfen. Es ist viel getan, wenn es dem Opferwillen der Anhänger der nationalsozialistischen Bewegung zu danken ist, daß viele tausend Kinder während der Ferien aus dem Lande glücklich geborgen werden. Mit der Besserung der Verhältnisse wird auch das Problem gelöst, mehr und womöglich allen Men schen, Reisemöglichkeiten zu geben. Die sozialen Einsichten und Ansichten der Regierung verlangen, daß der Arbeiter seinen Urlaub erhält, daß die sozialen Gesetze strenger als früher befolgt werden. Langsam muß sich nun durch den deutschen Aufstieg aus diese Voraussetzungen die Reise möglichkeit gründen. Es gab Zetten, da viel mehr als heute reisen konnten und es doch nicht taten, weil sie den Wert der Sommerreise noch nicht erkannten, wohl auch glaubten, sie — die Rlsise — den Vornehmen, einer bestimmten Klasse überlassen zu müssen. Heute sind diese Auffassungen ge wichen. Der Arbeiter ist zwar nicht im LuxuSbad, aber an der See, im kleinen Dorfe just ebenso zu finden, wie der Großkaufmann und der Generaldirektor. Die Büroange stellte badet in der Nordsee neben der Mondänen, und der Kanzleibeamte grüßt sich beim Aufstieg auf den Wendelstein ganz freundschaftlich mit dem Ministerialrat. Hier haben nicht andere Zeiten andere Sitten geschaffen, sondern das Volk von Vorurteilen befreit und den Klassen- und Kasten geist beseitigt. Hier offenbart sich jene Kanzlererklärung, daß der Arbeiter dem Kapitalisten gleich zu achten ist. Mit der gleichen Achtung wird er berechtigt, auch die gleiche Er holung zu fordern, die er sich erarbeiten mutz, und die er sich leisten kann, wenn seine Arbeit ertragreich gewesen ist. ES ist jedenfalls in diesem Jahre bereits eine Steige- rung der Sommerreisenden bemerkbar. Mehr Menschen suchen Erholung, mehr leisten sich -en Urlaub in der Fremde. Also muß doch bereits eine Besserung der wirt schaftlichen Verhältnisse bemerkbar sein. Gerade an -er Reisesaison kann man die wirtschaftliche Lage erkennen. Daß ejn Reise-Mehr auch wirtschaftliche Wirkungen hat, braucht nicht erst erwähnt zu werden. Die Sommer- oder Reise industrie hat in diesem Jahre gute Aufträge gehabt, sie war lebhaft, wie noch nie. Und die Gasthäuser und Pensionen werden vielleicht bessere Umsätze machen, als in den letzten Jahren. Die von der Reichsbahn verkauften Karten über steigen die Zahl des Vorjahres beträchtlich. Also auch der Verkehr partizipiert an der Besserung. Menschen würfeln durcheinander, und reisende Menschen lassen das Geld, wenn jeder auch bescheiden ist, rollen. Rollendes Geld schafft Leben. Lebendigkeit ist -er Antrieb von neuem Wagen. Aus der Reisezeit und an sich geschäftlichen Stille kann also ein neuer Antrieb zu neuem Blühen erwachsen. Ssrlichl »ei leWen M Die Selbstentzündung des Heues ist auf das Vorhan densein flüchtiger, gasförmiger, selbstentzündlicher Bestand teile zurückzusühren. Der den Pflanzen anhaftende Sal peter spielt hierbei eine Nolle. ES ist festgestellt worden, daß im Gewitterregen viel Ammoniumsalpetcr enthalten ist. I Wenn Gras unmittelbar nach einem Gewitter gemäht wird, setzen sich die Salpetermassen als winzige Kristalle krusten- > artig an die Halme und versuchen die Verkohlung. Auch bei trocken eingebrachtem Heu geht eine Selbsterhitzung (Schwitzen) vor sich. Dieser Vorgang ist aber normal. Di« dabei auftretende Wärme hat ihre Ursache darin, datz die noch nicht ganz abgestorbenen Pflanzenzellen des frischen Heues noch einige Zeit dse Atemtätigkeit beibehalten. Das «chwitzcn führt zur Verdampfung und schließlich zur Selbsttrocknung. Hat aber das Heu zu viel FeuchtigkeitS- gehalt, so mehren sich in der warmen, feuchten Masse die dem Heu anhaftenden Keime in grober Zahl, deren lebhafte Atemtätigkcit eine Vermehrung und Erhöhung der Wärme herbciführt. Diese Umstände lassen es angezeigt erscheinen, Heu nicht zu rasch und nicht auf einmal einzusahrcn. Feuchtes Heu darf unter keinen Umständen nach unten gepackt werden. Bei 79 Grad Wärme bilden sich aus 1 Kilogramm Heu (be sonders Braunheu) über 70 Liter leichtentzündlichc Gase, die zwar keine Verkohlung des Futters herbeiführcn, ober beim Vorhandensein von elektrischen Leitungen — sofern diese Funkenbildungen ermöglichen — immerhin nicht un gefährlich find. Zweckmäßig ist cS, wenn beim Einfahren von nicht ganz trockenem Heu überjähriges Heu zwischengepackt wird. Auch das Zwischenstreuen von Viehsalz ist zu empfehlen. Dieses Salz tötet die im Heu sich bildenden Bakterien, deren Ver mehrung und LcbcnStätigkeit wesentlich zur Erhöhung der Tenrperatur beitragen. Zu leucht eingebracktcs Heu mutz besonders in den ersten drei Tagen stets auf feine Tempera tur geprüft werben. Man steckt in die Mitte des Heues Nundeiscnstäbe bis auf den Boden. Nach 19—15 Minuten zieht man diese wieder heraus und untersucht, ob sic sich er wärmt haben. Ist dies der Fall, bohre man mit Stangen in Abständen non 1—2 Meter Löcher in das Heu, sie führen ein baldiges Sinken der Temparatur herbei. — Solche Luft zufuhr stört den Gärungsprozeß. Jeder Brand, der durch Selbstentzündung des Heues entsteht, ist eine Schädigung des Volksvermögens. Außerdem kann in solchen Fällen der Besitzer wegen fahrlässiger Brandstiftung gerichtlich be langt werden. WS ^ukgade dir. 160. — 0. Slumentkal. 5 6 6 b 4 8 2 V7siS riebt mul sstrt in S Lüxen matt. dersoknst«» vam« vis Limrovitsek ä s TKSXKS b7—dS 65Xs4 Lb4Xc3 k7—kS Lösunz äer ^okgsds dlr. 159. A. dlarimov. blatt in S 2üg«v. IVsiL: L»8, V65, 8k8,L67 (4). Lebvarr: L68, 8g7, Lo7, «7 (4). 1. V65—62 o7—<6 2. V62—«5 ws.it; 1. . . . «7—e6 2. V62—xö matt; 1. . . . 8 beliebig 2. 8k8—s6 matt. 9-9 8kk—65 6 7—c 6 865Xk4 8vbvarr in äsr blitte Lin tisks», vsit opksr. 18 19. 7s1XsS LXe6 l,X«64- LK8 7k8 vllräs matt er geben. black g7—g6 käme 7Xg64- nebst 7k8 matt, naok K7—KS 6is Textkorb- eetrung. 29. 7o6XK64- Vg5—65 21. 8o3X65 x7XKS Ltvss besser var 7XK6. 22. 865—«74-' 8ebvarr gab »uk, 6enn nach Lg7 7k74H LK8 8x64- Lg8 kolgt 767 matt. 17. Lei—bl 7x6—KS 18. 7K1—kl Partie dlr. 16V. — praaröslsck. vis kolgenäs Partie, 6is eiok clurek ein vsitbsrscdnetss vamsnopksr ausrsioknst, vuräs in einem Turmer in Valencia gespielt. lVsiL: Ironisiere». — 8ckvarr: Klarin. e7—e6 67—65 Vk8—b4 14 kSXg4 15. vk4Xg4 7kg—g6 1«.vg4—K3 068-854-1 1. s2—«4 L. 62—64 ». Sbl—e3 4. 8x1—«2 Vas Klo6srnsts an 6isssr 8tsllo. prüder galt 0X6 als Lostea, 4 k>. a2—a3 «. 8s2X o3 Line gsvagt« 8pislvsi«s. ^lsckiri spielt« kier gegen Limrovitsed 7. k8 sXk 8. VXk3 VX64 9. Vg3! un6 kam seknell in Vorteil. 7. vol—k4 8x8—k6 5. k2—k3 e4Xk3 Lesser äürkts 9—9 kX« 8Xe4 8Xe4 kXe V62 867 Lv2 o5 sein, gegen 7kowss spielte. 9.v61Xt3 19.9-9-9 11. I-kl—o4 12.761—ei vaäurok verliert äen Halt. Lesser var b7—b5. 13. vk3Xk4 7k8-kS 14. x2—g4 .... vsr t^pisods 8turmlauk rveok« vinisn- vkknung. Vie xrbllts IVirlcungslcrakt 6sr vsiüen Ligurer» muü 6ann entsckei6en. MW ml Weil ml ms «ten MM Neuzeitliche Geschirrforme« der Meißner Porzellanmanufaktur. Jede Zeit hat ihren eigenen Stil. In der Wohnkultur führte er z. B. von den graziösen ausholenden Fortnen des Rokoko über die schlichten ernsten des Empire zu den wieder lockerer gewordenen des Biedermeier, um dann in einer Zeit des industriellen Aufschwunges, des BrünbungSsiebers und des schnellen Reichwerdens zu jenen unglaublichen Möbelungctümen zu gelangen, mit denen man eine „alt deutsche" Kunst geschmacklos nachahmte und zwischen denen sich heute kein Men>ch mehr wvhisühlt. Auch der sog. „Ju gendstil" ist schnell vergangen. Heute ist ö-s Zeit nüchterner, ernster uaü strenger geworben. S.e sieht Kultur nicht mehr in geschmackloser Nachahmung des Vergangen"«, sondern schasst einen eigenen Stil, der Zweckmäßigkeit. Einfachheit und Gediegenheit geschmackvoll verbindet. Verschwunden sind die schweren Wandbehänge und Vorhänge, die Polster möbel und die vielen Nippsachen und Reiseandenken, die auf Vertiko und Kommode herumstanden. Eine merkwürdige Tatsache ist aber, datz im Wandel die ser 299 Jahre sich das Porzellan, dieser unentbehrliche Be standteil des Haushalts, so wenig nur gewandelt hat, trotz dem es aus einer Zeit stammt, in der ganz andere Anforde rungen an das Geschirr gestellt wurden. Man denke doch daran, daß die Königliche Porzellanmanufaktur, die August der Starke auf der Albrechtsburg in Meißen gründete, um die Erfindung des Atchiryisten Böttgers nutzbringend auszu werten, in erster Linie für den Bedarf des Königs selbst und für den Hof arbeitete und daß ein Verkauf an die große Oefsentlichkeit etwa aus dem Umwege über die Leipziger Messe nur in beschränktem Umfange vorgesehen war. Man denke ferner daran, -atz der König der Manufaktur den Auf trag gegeben hatte, sich an das Vorbild -er großen chinesi schen Porzellankunst der damaligen Zeit zu halten und daß erst allmählich und nur zögernd ein Ueberggng zu eigenen abendländischen Kunstformen, zumal in der Blumenmalerei, gesunden wurde. Die Geschirre, die man damals in Mei ßen anfertigte, waren bestimmt als Prunkservice für die königliche Taf^, späterhin für die Tafel auch bevorzugter Minister, wie beS Grafen Brühl usw. Die Formen und Verzierungen waren infolgedessen pomphaft und repräsen tativ, die Bemalung andererseits unter Verwendung von viel Gold hielt sich stark an chinesische Vorbilder. Zwar be gann man nach einigen Jahrzehnten auch für den Verkauf an eine weitere Ocsfentlichkeit zu arbeiten, aber man hielt sich doch immerhin an die einmal gegebenen Formen und Muster, die sich gehalten haben bis in die heutige Zeit hin ein. Diese Formen aber haben sehr ost einen ganz unkera mischen Ursprung. Teils lehnen sie sich an an Prunkstücke in Edelmetall, an die Tafelaufsätze, Terrinen und Geschirre des großen Goldschmiedemeisters Dinglinger, teils aber hatten sie ihr Vorbild in den Erzeugnissen der sächsischen Zinnhütten (Altenberg usw.). Einzig und allein die Bema lung unterlag einem Wandel. Von der chinesischen Drachen malerei, dem Granatapselmuster und dem sog. Zwiebel muster ging man (abgesehen von der Watteaumalerei) über zu den verschiedenen Arten der Blumenmalerei, der deut schen Blume und Streublumenmalerei, der Roscnmalerei und schließlich dem grünen Weinkranzmuster des Bieder meier. Als man im 29. Jahrhundert die Notwendigkeit be griff, mit dem Zeitgeschmack weiter zu schreiten, blieb man aber immer noch unbegreiflicherweise an der seit zwei Jahr hunderten gegebenen Form hängen, so daß leicht ein pein licher Zwiespalt zwischen Geschirr und Malerei entstand, oder aber man schuf Geschirre, die sich vom Wesen des Por- zellans derartig weit entfernten, datz sie wie ein Fremdkör per wirken. Die Künstler, die in den ersten Jahren des neuen Jahrhunderts für die Meitzener Manufaktur arbei teten, hatten die besonderen Eigenarten des weitzen Porzel lans nicht recht ersaht, so daß die Geschirre hinsichtlich der Gestaltung sowohl wie der Bemalung vielmehr Steingur geschirren glichen. So ist man also immer wieder aus die jahrhundertealten Formen und Dekors zurückgekommcn, unbestreitbar ein gewisses Armutszeugnis. Es ist eine gewisse Genugtuung, datz diesem Fehler nicht nur die Meißner Porzellan-Manufaktur erlegen ist, son dern auch andere Institute, wie Berlin und Nymphenburg, und zwar bis in die jüngste Zeit hinein. Dieser Zwiespalt ist bet Berlin sogar noch viel krasser, das noch dazu, wie wir z. B. auf der Ausstellung im Dresdner Kunstgewerbemuseum im Herbst 1989 sehen konnten, für die Ausgestaltung neuer Geschirre sich eben jetzt an auswärtige Künstler hat halten müssen, denen bas Wesen des Porzellans durchaus fremd ist. Hier hat in der letzten Zett die Meißner Manufaktur «inen Vorsprung erreicht, der anderen Instituten bas Auf holen schwer macht. Seit einiger Zeit nämlich sind die Ge schirre von Professor Paul Börner, dem künstlerischen Direk tor der Manufaktur, herausgekommen, die, in langer Ver suchsarbeit entstanden, neuzeitliche Formen und neuzeitliche Malerei.glücklich verbinden, ohne mit der durch den Werk stoff bedingten Entwicklungsgeschichte vollkommen »u bre ¬ chen. Man hat sich auf der einen Seite freigemacht ron der überstarken Betonung des Ornamentalen (durch Nationali sierung des Arbeitsvorganges hat man dabei gleichzeitig eine erfreuliche Herabsetzung der Produktionskosten erreicht ohne Schoden für die Qualität). Auf der anderen Seite hat man die übertriebene Benutzung der Farbe soweit wie möglich herabgcmindert und diese nur noch soweit als berechtigt an erkannt, als sie den Eindruck des weißen Porzellans ver stärkt. Aus dem Gebiete der streng naturalistischen. Über spitzten Blumenmalerei findet man sich zurück zu einer mehr geistigen Erfassung und Deutung der Blume, indem man die einzelne Blüte zergliedert, ihr Geheimnis und ihre Be stimmung zu deuten sucht. Nur wenige Ranken und Blüten sind auf dem Geschirr gestaltet, sei es nun ein Tafelgeschirr, «in Kaffee- oder Teeservice, sei es ein Obst-, Konfekt- ober Eisgedeck. Mit den einfachsten Mitteln, aber mit höchster künstlerischer Durchdringung sind hier GebranchSgeschirre geschaffen, die den Zweck niemals verleugnen, für den sie bestimmt sind, andererseits aber stets erkennen lassen, oatz sie aus einem Kunstinstitut stammen, das auf Grund feiner Entstehung und Entwicklung besondere Verpflichtungen Hot. Es ergibt sich wiederum, datz nur der in der Keramik frucht bringende Arbeit zu leisten imstande ist, der in jahrelanger Beschäftigung in ihrem Wesen aufgegangen ist und deshalb die Möglichkeiten und Grenzen klar erfaßt hat. Man schasst hier einen klassischen Stil, der richtunggebend und weiter weisend dem Schaffen der Manufaktur für lange Zeit hin sein Merkmal aufdrttcken wird. So ist die Entwicklung dieser neuartigen Gestaltung und Deutung des Porzellans noch nicht abgeschlossen; wie sehr sich hier aber ein Ring schließt, und wie folgerichtig an öre erste Geschichte europäischen Porzellans angeknttpst wird, wird einem überraschend klar, wenn man die neuen Schmuck vasen in verschiedener Form von Professor Börner betrach, tet, auf denen gleichfalls die modernen Blumenranken, nur hier und da locker hingelegt, überraschend gut stehen. Aber nicht minder wirkt auf ihnen die alte Malerei, z. B. der rote oder der blaue Drache, der zu ausgezeichneter Geltung kommt. Allerdings gilt dabei auch hier der Grundsatz, daß nicht die Farbe oder der Schmuck die Hauptsache ist, sondern das Porzellan an sich. Diese neuen Formen erscheinen «ns derartig vertraut und wesensecht, als ob sie aus der Zeit Johann Joachim Kaendlers stammten. Sie lassen in ihrem ganzen Aufbau gediegene WerkmannSarbeit erkennen - man spürt geradezu die Hand des Kunsthandwerkers, der sie formte, frei von jeder einengenden und Gewalt antuenden Schablone, Dr. K. B,