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»urreren. so wurde P e r e r r e <Y n e r mtt v Gr. be- strast^ weil er fremden Fleischern ein Rin- verlaust hatte, ohne es vorher einheimischen augeboten zu haben. Die Bichmärkte waren immer gut beschickt, erst im 80jährigen Krieg gab eS hier eine Unter brechung. Ans -em Viehmarkt 1571 waren 112 Ochsen -«getrieben, Mühlberg wirs auf 1558: 325 Kühe, 1V3 Kälber, 412 Schweine, 1594: 277 Kühe, 136 Kälber, 773 Schweine, 1662 nur noch 126 Kühe, 63 Kälber, 218 Schweine, die bis 1685 auf 102 Kühe, 25 Kälber und 146 Schweine zurückgingen. Das Jahr 1457 wies 13, 1505 v, 1554 sogaf nur noch 4 Fleischer in Mühlberg aus, 1570 waren es wieder 7 und 1862 11. Auch -en Bäckern — es gab derer 1457: 7, 1767: 14, 1862: 12 — sah -er Rat auf die Finger: sie wurden 1572 mit 80 Gr. bestraft, weil sie bei Anwesenheit -es Kurfürsten keine Bretzeln gebacken hatten, wodurch -er Rat Scherereien bekam. 1573 wurde an -er Straße nach Caßdorf ein neuer Galgen anfgerichtet, die Zimmerleute erhielten da für vom Amt ein Faß Bier. Im 16. Jahrhundert spielte das Bierbrauen und auch das Biertrinken eine besondere Rolle. Die Mühlberger waren damals schon arg vom Durst ge plagt. Das Bier scheint aber nicht viel getaugt zu haben, da cs als ein „bitterböses Gesöff" bezeichnet wird, doch waren 24 Ortschaften vertraglich verpflich tet, dieses bitterböse Gesöff zu trinken. Wer Wnr- zener, Torgauer oder Bclgernsches Bier erhalten konnte, fühlte sich jedenfalls als der Glücklichere. Mühlberg zählte im 16. Jahrhundert 139 brau berechtigte Wohnhäuser, die „jährlich 668 Biere zu je 30 Dresdner Scheffel Schutt und 15 Faß Guß" brauen durften. Diese Brauberechtignng konnte aber nicht ansgenutzt werden, weil das Bier zu schlecht war. Und für dieses bitterböse Gesöff mußte auch noch eine Tranksteuer gezahlt werden! Näm lich 1551 von 121 Bieren zu je 7 Faß, 1553 von 168, 1574 von 145, 1577 von 205, 1580 von 80, 1590:88, 1595:114, 1600:120, 1610:84, 1620:84, 1630:75, 1634.7 von 70 Bieren. Um 1650 sanden sich am Ort 15 Brauhäuser, 1771 nur noch 5. In diesen Brau häusern -rauten die brauberechtigten Bürger -er Reihenfolge nach so viel Bier, als sie berechtigt waren; sie zahlten dafür -em Brauhaus einen Zins. Und weiter wir- berichtet: 1575 mußten die Untertanen -es Amtes viermal zur Wolfsjagd nach Licbenwerda gehen. Im Amtsweinberg wurden 125 Eimer Wein gebaut * und in die Hosiellcrei in Dresden abgeführt. 1576 war in Mühlberg die P e st; die Jahrmärkte konnten nicht abgchalten werden. 1582/3 wurde die Neustadt davon heimgesucht. Der Rat hielt seine Sitzungen daher im Altstädter Torhaus ab. Die Seuche verblieb bis 1585 und kehrte in -en Jahren 1599, 1607/8, 1611, 1627/28, 1633/34 wieder. 1615 und 1620 fanden allgemeine Musterungen -er im Lager liegenden Truppen statt, und zwar 1615 etwa 13 000 und 1620 10000 Mann kurfürstl. Völker, 1600 Kriegsweiber sollen Labei gewesen sein. 1630 wurde die große Elbbrücke zwischen Alt- und Neustadt vom Maurermeister Martin Töpel in Strehla für 77 Schock 11 Pfg. neuerbant. Und nun kam -er Dreißigjährige Krieg; er ging auch an Mühlberg nicht spurlos vorüber, -enn 1642 plünderten die -urchmarschieren-en schwedi schen und darauf die kaiserl. Völker die Stadt, rissen mehrere Häuser ein und steckten diese in Brand. 1643 wiederholten sich die Plünderungen seitens der Schweden unter Königsmarck, die um Fastnacht von Freiberg her kamen und bet Strehla über di« Elbe setzten. Den Einwohnern Mühlbergs wurde saft alles genommen, -en Bauern das Bich. Im große» ganzen jedoch hatte die Stadt noch am wenigsten über die Krirgsbcdrückuugen klagen können gegenüber anderen Städten. Schlechter kamen Bel gern und Licbenwerda weg, die mehrmals eingeäschert wurden: in Belgern waren 1642 nnr noch 6 Ehepaare und 3 Kinder aufhältlich, die andern waren zugrunde gegangen oder geflohen. 1654 war- -er Mühlberger Bürger Matthias Schmi-t gerädert, -a er seinen Lan-smann Glasche aus Hoyerswerda -ei -essen Beherbergung mit -cm Beil erschlagen hatte. 1676 erhält der Rat die Schriftfässigkeit. 1686 wir- eine Kcnerordnung eingeführt. 1706 fiel der König Karl xn. von Schweden in Sachsen ein und das ganze Land mußte Kontribu tionen zahlen; darunter Mühlberg für Verpfle gung zweier Kompagnien -es Grafen Torstens«« und des Grafen Lilia für 3284 Taler: 4340 Pfund Brot, 2170 Pfd. Fleisch, 2170 Kannen Bier/je 2170 Kannen Erbsen, Rationen Hafer, Heu, 4340 Metzen Hecker. 1712 wurden in Mühlberg die ersten Kar tos-, feln geerntet. 1728 am 21. Mai passierte Kurfürst Friedrich August vou Sachsen, König von Polen, ans -er Elbe Mühlberg, wobei die Bürgerschaft mit Mnsik im Ge wehr 3 Salven abgab, die von der Flottille mit 9 Ka nonenschüssen beantwortet wurden. 1730 nach -em Lustlagerbci Zeithain fahr -er König vo» Polen mit -em König Friedrich Wil helm i. nnd -cm Kronprinzen auf -er Elbe an Mühl berg vorbei nach Lichtenbnrg. Als am 14. Aug. 1744 Friedrich -er Große mit seinen Truppen auf -cm Durchmarsch nach Böh men auch durch Sachsen kam, fuhren an Mühlberg 650 preußische Schiffe die Elbe abwärts. 1748 wurde der Mühlbcrger Bürger Johann Möbuß in seinem Gartenhaus vorm Altstädtcr Tor vou zwei in Mühlberg in Quartier liegenden Drago nern erschlagen; sie wurden am 26. Juni 1749 in Hayn hingerichtet. ' 1792 vom 13.—23. September Lager der säch sischen Armee unter General -. Art. von Zetzsch witz bei Mühlberg. Und nun kam das Kriegsjahr 1813: Der Winter hatte in Rußland die große französische Armee vernichtet. Die Franzosen waren auf -cm Rückzug, soweit sie in -en Schnccwüsten Rußlands nicht zu grunde gegangen waren. Zum Schutz der Franzosen mußten in Mühlberg am 9. März alle Elbfahrzeuge nach Torgau geschafft werden. Die ersten Kosaken kamen in Coßdorf an und gingen nach Dresden wei ter. Weiter passierten Mühlberg: am 14. März eine Abteilung Bayern; am 21. April 7000 Franzosen unter Davoust bei Staritz; am 23. März tatarische Kosaken, die im Müllerschen Garten beim Hospital biwakierten; am 26. März 400 Kosaken, die in -er Altstadt blieben; am 29. März ein 586 Maun starkes -onisches Kosakenrcgiment, das in -er Neustadt Quar tier nahm — es hatte sogar 2 Kamele bei sich und -ie Mannschaft benahm sich -er Bürgerschaft gegenüber sehr roh; am 7. April 40 preutz. Pioniere, um eine Schiffbrücke oberhalb des Holzhofes zu schlagen; am 2. und 3. Mai preuß. Infanterie zur Besetzung -er Schan zen; am 4. Mai russische Infanterie, -i« mit -en Preußen ein Lazarett einrichtete; am 6. Mat -as rus sisch-preußische Armeekorps v. Kleist, von -em 3000 Mann in -er Stadt einquarttert wurden; am S. Mai früh 6 Uhr rückte franz« Infanterie an, di« die Schiff brücke in Bran- steckte; schließlich muhte« sich di« Franzosen aber znrückzieheu. Am 10. Mat rückt« das Klristsche Korps nach Großenhain ab. Mühlberg hatte für die Zeit vom 23. März bis 10. Mai schon 8676 Taler Bcrpflcgungsgelder zahlen müssen. Am 14. Mai trafen die ersten Franzosen wieder in Mühlberg ein und es folgte am 17. franz. Kavallerie; am 24. Mai preuß. Husaren, am 7. Juni prenß. Jäger und am 20. Jnni sächs. Infanterie behufs Rekognoszierung. Sic rückten nach Schlesien. Anderntags kam franzö sische Infanterie, ebenfalls ans -cm Marsch nach Schlesien; am 21. Juni französische Garde-Chasseurs, am 9. Juli sranz. Infanterie, am 3. und 4. August sächs. Infanterie, ebenfalls ans dem Marsch nach Schlesien; am 28. August 500 sranz. Dragoner, die in Mühlberg einquarttert wurden und anderntags wie der abrückten, um Kosaken zu suchen. Am 2. Septem ber kam wieder sächs. und Würzburger Infanterie nnd sranz. Chasseurs hier an und rückten anderntags nach Torgau weiter, gleichzeitig trafen 300 Manu sranz. Garde in Mühlberg ein; am 8. September kamen 200 Kosaken und Baschkiren in Mühlberg an; am 9. Septr. entwickelte sich im sogen. Fürstenweinberg zwischen Franzosen und Kosaken ein Feuergefecht, das unblu tig verlief. Und die Durchmärsche und Einquartie rungen nahmen noch immer kein Ende: und zwar im September am 18. preußische Kavallerie, am 19. des gleichen. Bei Boragk und Schweditz kamen sranz. Chasseurs und Kosaken hintereinander, wobei die Franzosen schlecht wcgkamen. Am 28. September traf die Avantgarde des 4. preußischen Armeekorps in Mühlberg ein und biwakierte au der Straße bei -en Weinbergen; Komm. General v. Lindau logierte im Kloster. Am 1. Oktober kam -as russ. Armeekorps vou Sacken in Mühlberg an, die um die Stadt herum biwakierten. Anderntags marschierten die Russen ab, ihnen folgten russ. Husaren und Kosaken, am 22. Okt. kamen preuß. Ulanen, am 10. November Russen. Das Jahr 1813 ging für die Stadt Mühlberg mit weiteren 7528 Talern für Verpflegung zu Ende — eine schrvere Belastung für die kleine Stadt. Erst 1814 wurde cs für Mühlberg ruhiger; die Truppcndurchmärsche wurden seltener und es kam am 5. Juni 1815 zur Abtretung eines großen Teils Sach sens au Preußen. Ich registriere kurz weiter: 1822: am 28. Februar erster Viehmarkt nach -em 30jährigen Krieg. 1835: am 31. Oktober Einweihung -er Hospital schule (neues Knabenschulhausj. Daß im Laufe der Jahrhunderte Mühlberg schwere Eisfahrten und Hochwasser über sich ergehen lassen mußte, darf nicht wunder nehmen. Die schlimm sten Hochwasser waren 1595, 1599, 1651, 1740, 1777,1784, 1830, 1841, 1845, usw. Andererseits wurde Mühlberg auch vielfach nicht vor Dürre und Mißwachs bewahrt. Eine altere Anweisung Entgegen -cm heutigen Modus ward noch im vorigen Jahrhundert der Salzhandcl als staatliches Monopol betrachtet. Kein Kaufmann oder Klein händler durfte seinen Salzbedarf anderwärts, als bei »en staatlichen Ealzniederlagen eindecken. Der Staat wnht«, genau wie heute auch noch, schon immer genau Bescheid, wo die einträglichsten Geschäfte oder Be stückungen zu tätigen waren, und überhaupt ermög lichte die Zeit -es Absolutismus -em Lan-esherrn ja 1« noch ganz anderem Maße -ie Ausbeutung von Ge schäftszweigen und Untertanen, als wir uns dies Überhang vorzusteüen vermögen. Ans jener Zeit nun, wo -er Salzhandel noch staatlich mar, ist »ns in unserem reichsten hcimat- Jch schließe meinen Bericht mit folgenden allge- meinintercfsieren-e« Mitteilungen: Mühlberg, das .1861 3387 Einwohner zählte, wies 1821 nur 2477 Per sonen auf, 1816 2293; 1577 waren in Mühlberg 187 Eheleute und 37 Witwen unter den Angesessenen, 72 Eheleute und 30 Witwen in -er Pfahlbürgerschast, 1585 hatte Mühlberg 249 Eheleute, 1662 nur noch 156 Eheleute — eine Folge des 30jährigen Krieges. An Häusern verzeichnete Mühlberg 1457: 148, 1465: 144, 1472: 138, 1558: 211, 1570: 222, 1577: 224, 1662: 152, 1712: 179, 1727: 201, 1816: 341. Ferner wurden in Mühlberg geboren, getraut, sin- gestorben 1644: 46, 5, 16; 1700: 49, 6, 27; 1750: 75,32, 91; 1800: 110, 25, 94; 1850: 182, 37, 170. Die höchste Sterblichkeit als Folge -er Pest war 1682 mit 34S Personen. Mühlberg war auch «in« sehr lebhafte Garni son st a - t: Sie wurde es schon in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, indem immer eine Kom pagnie verschiedener Jnfaut.erieregimenter hier ein quartiert war. Bon 1745 ab bezogen folgende Trup penteile Mühlberg als Garnison: 1745/46 die 7. Komp. 2. Kreis-Jnf.-Reg., sonst in Wittenberg; 1746 die 1. Komp. v. Pirckschcn Jnf.-Reg^ 1750/51 eine Komp. Artillerie; 1753/54 die 4. Komp, -es Grafen von Frieseschen Infanterie-Regiments; 1754/56 eine Komp, leichter Dragoner vom Gras von Rutowskyschen Regiment; 1763 zwei Komp, vom Jnf.-Reg. Prinz Anton; 1782/1814 die 1. Esk. Dragoner Chevaux-Legers (Regiment v. Sacken v. Gcrsdorff und Prinz Johann; scharlachrote Uniform und schwarze Aufschläge); 1817 die 1. Komp. Garn. Bat. Nr. 20; 1819/20 die 1. Esk. 4. Ul.-Reg.; 1820—1833 -ie 2. reit. Komp, der 3. Art.-Brig.; 1833—1852 die 1. reit. Komp, -er 4. Art.-Brig., welch letztere noch -es öfteren in Mühlberg Quartier bezog. Mühlberg spielte in der Kriegsgeschichte immer eine besondere bedeutsame Rolle; es fanden hier große Truppenlager -er sächs. Armee statt 1785, 1786, 1791 und 1803. Auch für Schießübungen -er Artillerie wurde Mühlbergs Umgebung vielfach in Anspruch ge nommen. Mit -en vorstehenden Ausführungen glaube ich denen, die ein Interesse an -er Geschichte der Riesaer Nachbarstädte haben, selbst wenn sie einmal jenseits -er weißgrünen Grenzpfähle sich befinden, ein kleines Konterfei aus Mühlbergs Geschichte gegeben zu haben. Auch sie zeigt uns, daß -ie Mühlberger früherer Jahr hunderte nicht auf Rosen gebettet waren. Und heute ist's nicht viel andersl für die Salzverteller. lichen Rittergutsarchiv, dem alten Patrimonial- gerichtsarchiv zu Bobersen, eine Anweisung für die Salzschenke» und Salzverteiler erhalten geblieben, die -as Königlich Sächsische Ge heime Finanz-Kollegium zu Dresden am 28sten Sep tember 1822 lmt ins Land ergehen lassen. Diese An weisung hat für unsre Wirtschaftsgeschichte einen be deutsamen Wert, außerdem ist ihr Inhalt allgemein interessant, weshalb es angebracht erscheint, den Text jener Anweisung in unserem heimatgeschichtlichen, zeitgenössischen Unternehmen, eben in diesen Blättern hier, -n inventarisieren.