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langte er im Laufe seiner unermüdet forrgesetzten Forschungen zu der Ueberzeugung, daß das gesuchte Ziel mit Sicherheit und Bor- theil nur durch eine Art Abreiben oder Abschleifen der Felle sich erreichen läßt. Wie es oft im gewerblichen Leben zu geschehen pflegt, daß eine und dieselbe Idee gleichzeitig von mehren Seiten aufgegriffen und verfolgt wird, so trat auch hier der Fall ein, daß ein Pariser Leder-Appreteur, Herr Chouillou, mit derselben Aufgabe sich beschäftigend, zu den ganz gleichen Resultaten, wie Prof. Ale an, gelangte. Beide Herren haben diesem nach, in Folge eines gemeinschaft lichen Uebereinkommens, die Früchte ihres Strebens vereinigt, unter Einem ihre beiderseitig genommenen Erfindungs-Patente fu- sionirt und nunmehr die Industrie mit einer neuen Arbeitsmethode bereichert, die ebenso sinnreich als einfach genannt werden muß. Die nachstehende Skizze macht die Einrichtung und Benutzung des Apparates anschaulich, a ist ein rauher, an seinen beiden Enden konisch zulaufender und abgeplatteter Stein-Cylinder, welcher auf eine schmiedeeiserne Axe l> aufgeschoben ist und in rotirende Bewe gung gesetzt wird. Die Axe k ruht auf gußeisernen Ständern c, welche mittelst starker Schrauben ä auf dem Fußboden befestigt sind. Diese Ständer sind durch schmiedeeiserne Querschiencn t 5 verbunden, welche gleichzeitig zur Stühe und Befestigung einer senkrecht vor dem Cylinder in die Höhe steigenden Holztafel, eines sogenannten „Brustbrettes" wie bei Drehbänken, dienen. 8 ist die Treibrolle mit dem Treibriemen, K Schmierbüchsen der Achsen lager. Der Arbeiter legt nun das zu dollirende Leder*) über den Cylinder a, indem er gleichzeitig ein Ende des Felles mit dem Leib gegen das Brett s drückt und auf diese Weise einklemmt und fest hält. Nachdem er das Fell über den rotirenden Cylinder mit der linken Hand glatt ausgebreitet hat, drückt und streicht er gleichzei tig mit der rechten Hand über diejenigen Stellen des Felles, welche dünner gemacht werden sollen. Die rauhe körnige Fläche des Cy- linders reibt und schleift nun durch die schnelle Rotation die aus zuschärfenden Stellen des Leders in dem Maße mehr oder weniger ab, als der Arbeiter mit der rechten Hand einen größern oder geringern Druck auf das Fell ausübt. Den wesentlichsten Theil des neuen Verfahrens bildet die Masse, aus welcher der abreibende und abschleifende Cylinder ge formt wird. Die Herren Ale an und Chouillou hatten zuerst Walzen aus möglichst homogenen natürlichen Gesteinen, wie Kalk und thonfreier Sandstein, Porphyr, Ouarz, Granit, schlackiger Basalt u. s. w. mit entsprechend geschärfter, d. h. abgemeißelter Oberfläche versucht, im Verfolge ihrer Arbeiten aber gefunden, daß künstliche, d. h. aus Mineralien mit Zerstörung ihrer natürlichen Cohäsionsverhältnisse bereitete, und mit andern Substanzen ge mischte Mafien, aus dem Grunde weit bessere Dienste leisten, weil die Herstellung der auf künstlichem Wege nachgeahmten natürlichen ') Das FcU wird, UNI es geschmeidig zu erkalten, früher in große ,guten eingelegt, welche mit angcfeuchteten Tägcspänen gefüllt sind. Dieses Verfahren ist weit zweckmäßiger, als das für jetzt gebräuchliche (Kintchlagen der Felle in nasse Tücher Der Berf. festen Mafien nicht nur bedeutend billiger ist, sondern der Fabri kant es auch vollkommen in seiner Macht hat, eine gleichförmige Struktur und Härte und, je nach Bedürfniß, ein gröberes oder feineres Korn zu gewinnen. Die Herren Alcan und Chouillou erzeugen ihre Walzen dem nach auf die jedem Techniker bekannte Weise durch innige Vermen gung von Kaolin (Porzellanerde) mit Feldspath, Quarz, gestoße nem Glas, Bimsstein und Porzellanthon, dann etwas Eisenoxyd und leichtes Brennen der aus diesem Gemenge geformten Cylinder im Töpfer- oder Steingutofen. Die Vorthelle der neuen Dollir-Methode bestehen in der Er zielung einer billigern Arbeit, deren Ziffer nach der verschiedenen Höhe des Arbeitslohnes und den Kosten der bewegenden Kraft wechselt, vorzugsweise aber in der Gewinnung eines bessern, stets schnittfreien und gleichförmigen Produktes, indem manche Felle mehr geschont, andere durch die ermöglichte Darstellung einer grö ßern Feinheit einen höhern Werth erlangen. Endlich werden die, selbst dem geübtesten und geschicktesten Arbeiter bei der gegenwär tigen Zurichtung mit dem Dollir-Meffer und nicht selten begegnen- den Beschädigungen und Entwerthungen des Felles durch Schnitte und Löcher gänzlich vermieden. .Die neue Arbeitsmethode ist ferner leicht zu erlernen und jeder im Falzen, Ausschlichten und Dolliren des Leders ganz unerfah rene Arbeiter kann sich dieselbe in vierzehn Tagen vollkommen an- i eignen, während das gegenwärtige Verfahren eine lange Lehrzeit I bedingt und die Zahl tüchtiger und gewandter Arbeiter demunge- achtet eine sehr beschränkte bleibt. Hier in Paris werden zum Dolliren des Handschuhleders nach dem Alcan und Chouillou 'scheu Systeme ausschließend nur Mädchen und Frauen verwendet, und dasselbe hat sich aus diesem Grunde auch in überraschend kurzer Zeit in den vorzüglichsten Handschuhfabriken der französischen Hauptstadt Bahn gebrochen. Es sind nämlich gegenwärtig in den Etablissements der Herren beziehungsweise Walze» ^lexanärs, 75 rue Il.ociwokoug.rt 18 Maschinen blrnsst Oompsrs et Outort (IVlargus: Oajou) 41 rue 8t. Oouis, Qrsnslls 8 OK. Lourvoisisr, 5 rus äs Valence 8t. IVlareel 3 Lmils Lettin, 40 rue äs Ig 6kau88ss ä'^ntin 2 Lrogean, 48 rue äs Lonä^ 2 mit bewährtem Erfolge in Anwendung. *) Eine große Zahl anderer Pariser Fabrikanten hätten das neue System ebenfalls bereits adoptirt, wenn nicht der Man gel an nicht beizustellender bewegender Kraft dieser Absicht bisher hindernd entgegen gestanden wäre. Doch wird durch die in den Pariser Gewerben immer mehr Wurzeln fassende Lenoir'sche Gasmaschine dieses Hemmniß bal digst gehoben sein. Inzwischen lassen viele Handschuhfabrikanten ihre Felle in dem, 298tzuai äsmapps8 befindlichen Atelier der Herren Chouil lou L Jaeger (Professor Alcan hat kürzlich seinen Antheil an der Erfindung an den Ebengenannten abgetreten) dolliren, wo vier Maschinen (Walzen) stetig im Gange sind, um die Vortheile des neuen Systemes denjenigen Fabrikanten, welche dasselbe zu adopliren Willens sein sollten, erläutern und darlegen zu können. Außer den Vorgenannten hat auch der Lederappreteur Herr Brucelin in der unmittelbaren Umgebung von Paris, zu Gentilly (im Departement äs Ig Leins, ^rronäi886ment äs 8ceaux) 14 rue äs la (Daciers. 12 Walzen im Betriebe, auf welchen schwerere Felle, namentlich in Sumach gegerbte Ziegen- und Schaffelle, Saffiane (morogum), dann Hammel- und Kalb felle in Lohe für verschiedene derlei Leder verarbeitende Gewerbe gefalzt oder geschlichtet werden. Zu diesen schwereren Fellen wer den Cylinder von gröberem Korn bei größerer Rotirungsgeschwin- digkeit verwendet. *) Ich kabe den Firmen absichtlich tie Adressen bcigcnigt, weil die genannten Fabrikanten sich bereit erklärt haben, bei allfälligen Anfragen deutscher Fachgenoyeu gern weitere Auskunft geben zu wollen. D. V.