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Der kaufmännische Bern» zu Chemnitz hat uns seinen 14. Jah resbericht (die Zeit vom 2t. Nov. 1859 bis dahin 1868 umfassend) zu-' qescndet. Wir ersehen aus demselben mit Freude, daß die Kräfte und Thätigkeit des Vereins auch in dem zurückgelcgten Jahre wieder gewach sen und sein Wirken ein in mancher Hinsicht segenreiches gewesen ist. Die Zahl der Mitglieder ist auf 175 gestiegen und außer 18 größer«, sehr zweckentsprechend gewählten Vorträgen waren cs mannigfache unk interessante, durch mündliche oder dem Fragkasten übergebene Fragen angeregte Debatten, welche die Versammlungsabende in lehrreicher und anregender Weise ausfüllten. Im Ganzen sanden 21 Wintcroersamm- lungen, 8 Sommerversammlungen, 2 Generalversammlungen, 1 gemein schaftliches Abendessen, 5 Vorstandssitzungen und 1 außerordentliche De- putationssttzung statt. Güstrow (Mecklenburg), Ende 1860. — Nachdem in sriihcrn Jahren verschiedene Versuche, hier eine Vorschußkasse für Gewerbtrei- bende zu bilden, gescheitert waren, wurde diese Idee zu Anfang des letztverflossenen Jahres von dem hiesigen Gewerbevercin aufs Nene an geregt und die weitere Ausführung einem Comite übertragen. Leider erlitten die Vorarbeiten durch die "hier so heftig aufgetretene Cholera- Epidemie eine länger andauernde Störung, und so konnte erst gegen Ende des Jahres der Vorschußverein sich cvnstituiren und mit dem 1. Januar 1860 seine Thätigkeit beginnen. Das Statut des hiesigen Vereins ist dem von Schulze für den De litzscher Vorschußvcrein ausgcarbeiteten Statute im Wesentlichen nach gebildet. Nur wenige Abänderungen, wie solche kür die hiesigen Ver hältnisse erforderlich sind, mußten darin Platz sinken. Um nicht gegen die Landesgesetze zu verstoßen, müssen die Cassenbeiträge der Vorschuß empfänger getheilt berechnet werben, an Zinsen und an Beiträgen zur Deckung der Verwaltungskosten und zur Dotirung des Reservefonds. Im Ganzen haben die Vorfchußempfänger — je nach Größe unk Dauer der Anleihe — 8'/,2 bis 12'/^ Proc. p. n. an die Vercinscasse zu ent richten. Dem Vereine waren bis jetzt beigetreten 115 Personen aus dem Handwerker- und Kaufmannsstande; ausgeschieben sind inzwischen 2, mithin Bestand 113 Mitglieder. — Wir lassen eine kurze Geschäfts übersicht p. ult. October, also für die ersten 10 Monate, folgen. Ihlr. sgr. 1) Eintrittsgelder von >15 Mitgl. ü 10 Sgr. 38 10 2) Monatsbciträge (darunter von lO Mitgl. das Maxi mum von 50 Thalern) 923 5 3) Bestand der Spareinlagen u. aufgenommcne Darlehen 2858 27 4) Geleistete Vorschüsse in 114 Posten (darunter 27 Prolongationen) 6183 — 5) Zurückgezahlte Vorschüsse in 69 Posten (incl. vorste hender 27 Prolongationen) 3465 — 6) Einnahme au Zinsen und Provision 134 5 Eine große.Annehmlichkeit ist dem Vorschußvereine dadurch geboten, daß derselbe die überflüssigen Gelder bei einem hiesigen Bangnierhause sofort zu 4 Proc. p. n. belegen kann; am Schluffe letzten Monates hatte der Verein daselbst 1100 Thlr. gut und zwar zu seiner jcderzeitigen Verfügung. Es erwächst hieraus der große Nutzen, daß der Verein eigentlich gar keinen Zinsenverlust zu erleiden hat. Bislang haben dem Vereine Darlehen gegen 3'/, bis 4 Proc. jährlichen Zins immer zu Diensten gestanden. Wenn auch die bisherige Bctheiligung an dem Vorschußvereine für einen Ort von beinahe 10,000 Einwohnern keine große zu nennen ist, so dürfen wir doch das Resultat der ersten 10 Monate als zufrieden stellend bezeichnen und dürfen zuversichtlich erwarten, daß auch hier das Princip der Solidarität immer mehr Anerkennung finden und segens reich wirken wirb. Polente und Ersiittluiigkii. Patente wurden crtheilt: In Sachsen: den Maschincnsabrikanten C. Koch L Co. in Leipzig auf Verbesserungen an der Gasmaschine; dem S. T. Schnriz in Braunfchwcig (Firma I. C. Breu und Scburiz) auf eine Cigarrenablchneidemafchine; dem Ingenieur Edm. Volkmann in Halle auf einen llmsteuerungsfchteber für Dampfmaschinen; dem Ma schinenfabrikanten L. Schönherr in Chemnitz auf Verbesserungen an mechanischen Webstühlcn; dem D. Pampcl in Werdau auf eine Warcn- presse; dem C. F. C. Brückner in Roßwein auf einen verketzerten Koch- ofen; dem Ingenieur Alois Milch In L erliu auf einen Fördcrapparat; dem Kaufmann Prillwitz in Berlin für Sigismund Schuhmann zu Burnley auf Verbesserungen an Maschinen zum Spinnen, Duplircn und Wickeln von Faserstoffen und an felbsttkatigen Mulespinnmaschinen; dcm Buch- und Musikalienhändler I. Schuberth in Leipzig auf eine Notenschnellpresse. „ In Preußen dem Fabrikbesitzer Ernst Hoffmann in Breslau ans eine mechanische Vorrichtung zur Bewegung der Forderungs-Gesäße in Krubcnschächtcn; dem Kausmann Prillwitz zu Berlin aus ein Verdickungs mittel für den Zcugdruck: dem Fabrikant I. de Baru in Offenbach a. M. auf eine Maschine zum Cigarrcnabschneidcn; dem Maichinenbauer W. Winter in Charlottcnbnrg aus einen bondensationsapparat für DampsmHckincn; dem Knopfmackermeister Waldemar Rose und Maschi nenbauer F. Haak zu Berlin auf eine mechanische Vorrichtung zur An fertigung von Chenille; dem Ingenieur S. Marcus in Berlin aus einen Elektromagneten für ein Morseschcs Relais; dem Kausmann Prillwitz in Berlin auf eine Ma,chine zur -Fabrikation von Ziegeln; dem Kauf mann C. F- Wappenhans in Berlin auf einen mechansschen Webestuhl: dem Kaufmann Hoppe in Berlin auf eine Torfstcchmaschiue: dem Pre ¬ mier-Lieutenant a. D. E. Cramer von Baumgarten in Suhl auf eine Spannvorrichtung für Zündnadelgewchre. In Württemberg: dem Ockonvmicverwalter Ramm in Nippenburg auf eine Universalsäcmaschine; dem I. de Bar« in Offenbach auf eine Maschine zum Abschncidcn der Cigarren; dem Weber Conrad Fähndrich in Blechingen auf Verbesserungen in der Weberei von Säcken ohne Naht; dem Metalltuchwcber Christian Wandel von Reutlingen auf eine Con- struction von Knotenfängern für Papierfabriken; dem Kürschner Lorenz Arnold in Saulgau auf eine neue Art der Hutfabrikation; dem Mecha niker Offcrgeld in Eilendorf bei Aachen auf eine Vorrichtung an Kup pelungen, um Triebachsen augenblicklich in Stillstand zu setzen; dem In genieur Laubcreau in Paris auf eine eigenthümlich construirte calorische Maschine. In Bayern: dem Graf G. V. zur LiPPc-Wcißcnscld aus ein Verfahren, Papier aus Maisstroh zu verfertigen; dem Techniker Serge Krottkoff von Moskau auf einen elektromagnetischen Apparat zur Ver sicherung gegen Diebe; den Besitzern der Köheleschen Maschinenfabrik zu Frankenthal, A. Reinhardt, C. Zimmer und P. Schweizer, auf einen neuen Apparat zum Bierbrauen; dem Mechanicus I. Offcrgeld in Eilen dorf bei Aachen auf eine Vorrichtung an Kuppelungen zur sofortigen Hemmung der Treibachsen; dem Ingenieur I. A. Schreiber zu St. Ingbert auf eine verbesserte Construction der Schußwaffen; dem Andr. Bader jun. in München auf eine Wagen- und Maschincnschmicre. Ausstellungen. Gelegenheit zur Schaustellung neuer Maschinen, Werkzeuge und Fabrikate im Mustcrlager zu Stuttgart.— Um der Verbreitung und dem Bezüge solcher Gcwcrbezcngnisse des Inlandes Vorschub zu leisten, welche zum Gebrauche in der Industrie selbst bestimmt sind, wie: Werkzeug maschinen, Werkzeuge, Geschirre, Fabrikations-Materialien u. dgl. und welche zugleich vor den bereits in Anwendung Befindlichen irgend einen erheblichen Vortbeil rarbieten, ist in den Sälen des Mnstcrlagers zn Stuttgart ein mit Maschinenkraft versehener Raum beschafft worden, in welchem Gegenstände der bezeichneten Art auf kürzere Zeit ausgestellt und nöthigenfalls in Thätigkeit versetzt werden können. Dieselben wer den gleich den Sammlungen des Musterlagcrs täglich der Besichtigung offen sein; es wird auf ihre Vorzüge durch Anhängezettel und durch münd liche Erläuterungen aufmerksam gemacht und ihrer Einsendung im Ge werbeblatt Erwähnung gethan werden. Für ihre Bewachung und gute Erhaltung soll alle Sorgfalt verwendet werden; eine Verantwortlichkeit wird aber dafür nicht übernommen, wie cs auch den Eigcnthümcrn über lassen bleibt, sie gegen Fencrsgcfahr selbst zu versichern. Irgendwelche weiter gehende Thätigkeit für den Verkauf findet nicht statt. Kosten und Risico der Einlieferung und der Zurückscndung hat, wo nichts Anderes vereinbart wird, der Aussteller zu tragen. Wer von dieser Gelegenheit, seine Erzeugnisse bekannt zu machen, Gebrauch zn machen wünscht, bat sich behufs ihrer Zulassung unter näherer Bezeichnung ihrer Eigenschaften und Vorzüge, des Raumes, den sie erheischen, und der Zeitdauer, für welche die Ausstellung gewünscht wird, schriftlich an die k. Ccntralstcllc für Ge- ! werbe und Handel in Stuttgart zu wenden. Afnreuhailüef und ZAdweseo. Die Hopfcn-Erntc in der Umgegend von Neuromysl im Kreise ! Buk, Provinz Posen. Die Ernte des Jahres 1860 hat, trotz vielfacher « Witterungs-Schwankungen den günstigen Ertrag einer dreiviertel Ernte gewährt. Es sind circa 20,000 Centncr cingebracht, und zwar eines Products, welches sich durch Lupulin-Reichtkum, Aroma und Doldcnbau 1 vor den Producten des Auslandes auszeichnct. Auch bezüglich der Quantität ist die Ernte des Auslandes, mit Ausnahme Amerikas, wei ches eine dreiviertel Ernte hatte, als eine viel ungünstigere zu bezeich nen. England, welches sonst bei einer vollen Ernte im Stande ist, den «ganzen Hovfenbcdarf des Continents zu decken, hatte im genannten ! Jahre nur eine viertel Ernte, ebenso Frankreich und Belgien; Böhmen hatte eine drittel, Bayern eine kleine halbe Ernte. — lleberhaupt hat die Gegend um Neutomvsl niemals so ungünstige Ernteresultatc gehabt, als das Ausland, so daß totale Mißernten niemals stattgesunken haben; man ist hiernach zu der Annahme berechtigt, daß die klimatischen und Boden-Verhältnisse dieser Gegend, wie überhaupt Preußens, für den > Hopfenbail günstig sind, und "daß die Cultur desselben durch Einführung der richtigen Fechser, durch eine richtige Bearbeitung und anpatzcndc Unterstützung bereits in Neutomvsl sich zu einer Höbe cmporge- schivungcn "hat, welche diesem Product selbst die Cvncurrcnz mit den besten Producten des Auslandes möglich macht. Aber auch der Ilm- j fang des Hopfenbaues in Preußen könnte dem des Auslandes esseich kommen, wcnn ihm die richtige Unterstützung z» Tbcil werken mochte. Für die Güte des Products spricht der Umstand. daß danclbe seinen Absatz nach allen Länder» des EontincnIS und auch nach England sin ket, und daß demselben allein in den letzten 5 Jakrcn 17 öffentliche und noch viele andere ehrenvolle Anerkennungen des In- und Auslan des zu Theil wurden. Die beste Anerkennung tu» den Neutomvsler Hopfen sind jedoch die für denselben erzielten Preise. Bald nach der Ernte wurde der Hopfen in Neutomvsl mit 15 Thalern per Centncr ausgebote», da die Producentcn die ungünstigen Ernte-Resultate noch nicht kannten, und da« Ausland von den Erute-Rcfultaten um Ncnto- mvsl noch nicht unterrichtet war. Zwei Tage darauf stieg derselbe jedoch auf 60, dann 90, 100 und jo binnen 14 Tagen auf 160 Tkalcr, und fand zu diclcm Presse tcincn Altzah nach Bauern, Böhmen, Frank reich und England. Nehmen wir den Durchschnittspreis nur auf l>0