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«IiskNll-U s. ». Dtlchn. «uchha-d-I. Redaktioneller Teil. X- 143. 10. Juli 1919. die wir für andere Aufgaben brauchen, möglichst wenig für den Bücherankauf ausgewendct werden müffen. Aber was nicht ge schenkt wird, wird gekauft unter den Bedingungen, die zu stellen natürlich Ihnen überlassen wird. Wir müssen zur Erfüllung unserer Satzungen jedes Buch ohne Ausnahme haben. Wenn Sie uns die ungeheure Mühe der Werbearbeit erleichtern, wenn Sie es uns ersparen, daß wir noch immer einem sehr erheblichen Teile aller Erscheinungen des deutschen Buchhandels nach laufen müssen, dann leisten Sie der Bücherei einen hohen Dienst, aber auch einen Dienst, auf den sie Anspruch erheben zu dürfen glaubt; denn sie ist die Bücherei des deutschen Buchhandels! Wie ist cs zu verstehen, daß es noch Verleger gibt, die der Deutschen Bücherei nichts liefern wollen, oder Verleger, die unsere Zuschriften nicht beantworten oder sie als Belästigung empfinden, oder noch andere, die der Bücherei gleichgültig gegcn- übcrstehen und uns schreiben: »Was geht mich die Bücherei an?«, oder wieder andere, die fragen: »Weshalb legt Ihr Wert auf dieses Buch? Was kann Euch das interessieren?« Das sind Zeugnisse, daß dcch ncch keineswegs in allen Kreisen des Buch handels volle Klarheit über die Ausgaben und über die Bedeutung der Bücherei herrscht, ganz abgesehen davon, daß solche Stel lungnahme eines Verlegers zu der von ihm gewollten und gegründeten Bücherei unbegreiflich erscheint! Zürnen Sie mir nicht, meine Herren, wenn ich das hier zum Besten der Sache, für die Sic mir die Verantwortung übertragen haben, vorbringc, und Helsen Sie mit, hier ausklärcnd zu wirken, damit unser Ziel, die Zusammcnbringung des gesamten deutschen Schrifttums, er reicht wird. i Wir arbeiten erst sechs Jahre, unter denen fünf schwere Kricgsjahrc sind. In diesem kurzen Zeitraum können die Erfolge unserer Arbeit noch nicht zutage liegen und die Leistungen noch nicht erkannt werden, deren die Deutsche Bücherei fähig ist. Sind wir aber erst in der Lage, die Schätze, die wir sammeln, auch nutzbar zu machen und an die Lösung unserer mannigsachen ^ Aufgaben zu gehen, zu deren vornehmsten die Arbeiten bibliographischer Natur gehören, dann wird die Vollständigkeit sich immer überzeugender als eine unbedingte Notwendigkeit erweisen. Wer da bemängelt, daß wir zu viel Wertloses und Unnötiges sammeln, der maßt sich ein Werturteil an, das keiner zu sällcn in der Lage ist, weil keiner heute vorher wissen kann, ob nicht das, was heute wertlos erscheint, später ans irgendeinem Grunde Wert haben kann, und der vergißt ferner, daß man erst einmal alles beisammen haben muß, um Wertvolles und Wertloses zu erkennen. Es wurde gestern in, Vcrlegerverein gesagt, wenn wir eine Gemeindesteuerordnung in 100 Ausgaben von 100 verschiedenen Gemeinden haben, so sei das überslüssig; es könnte genügen, wenn wir diese Ordnung von einer einzigen Gemeinde hätten: denn solche Tinge Pflegte eine Gemeinde von der andern abzu schreiben. Falls diese Tatsache zutrisft, dann läßt sie sich dcch eben nur fcststcllcn, wenn man einmal alle ILO Ordnungen neben einander gehabt hat (Sehr richtig!), und das ist auf sehr vielen anderen Gebieten ebenso. Es hat schon seinen guten Grund, wenn aus allen Gebieten der Wissenschaft und Forschung immer wieder der Ruf nach Vollständigkeit der Literatur ertönt und die Lückenhaftigkeit der Bestände der deutschen Bibliotheken als ein schwerer Mangel empfunden wird. Diese Vollständigkeit, meine Herren, ist es, was der Deutschen Bücherei ihre Bedeutung gibt, wenn auch zunächst erst für die Zeit von 1913 ab. Die weitere Ergänzung nach rückwärts ergibt sich ganz von selbst und wird bereits in umfassendem Maße betrieben. Wenn heute die Deutsche Bücherei die Hilfe aller Schichten der deutschsprechendcn Völker und darüber hinaus auch die Unterstützung weiter Kreise der neutralen Länder genießt, wenn sorgsam prüfende Behörden miteinander wetteifern, sie bei der Erfüllung ihrer Ausgabe zu fördern, wenn die überwiegend große Mehr zahl der deutschen Buchhändler Opfer über Opfer für sic bringt, wenn der Börsenvcrcin diese Anstalt hegt und pslegt, dann muß 1 an der Sache etwas sein, und dann tut es weh, wenn nach sechs Jahren mühevollster und ergebnisreichster Arbeit noch immer fühlbar bleibt, daß es einnial bei der Gründung der Deutschen Bücherei Männer gab, die sic bekämpften. Es wäre sehr erfreu lich, wenn bei allen Erörterungen über die Deutsche Bücherei gegnerische Stimmen nicht mehr laut würden, und wenn sich vor allem im deutschen Buchhandel allmählich die Überzeugung durchränge, daß hier gegen die Ansicht einer kleinen Minderheit doch etwas ganz Großes geschafsen worden ist. Wenn nun aber gar jetzt noch nach sechs Jahren der Arbeit eine Einrichtung des Börscn- vereins von einem Buchhändler im Börsenblatt als die »überflüssigste Anstalt der Welt« bezeichnet werden konnte, dann muß einem die Schamröte ins Gesicht steigen. (Sehr richtig!) Schade, daß das Börsenblatt sich überhaupt die Mühe gab, aus einen solchen Anwurf zu antworten. Aber wenn vor Buchhändlern im Buchhändler-Börsenblatt, das ja übrigens ncch andere Kreise, auch sogar im Auslande, lesen, ein deutscher Buchhändler so dreist zu höhnen wagt, dann müssen Sie mir erlauben, gerade in diesem Kreise solche Anwürse zurückzuweisen. lLebhaftes Bravo.) Der Gedanke der Deutschen Bücherei erleidet dadurch keinen Schaden; was tut es einem Koloß, wenn ein winziger, ohnmächtiger Zwerg gegen ihn anrcnnt? Eins aber ist immer wieder nötig, meine Herren: Ihre allseitige Mitarbeit! Sonst bleiben alle die schönen Dinge, die danials bei der Gründung der Deutschen Bücherei von allen Seiten ausgesprochen worden sind, leere Worte, und die Hoff nungen, die aus diese Anstalt, »das Kleinod« und »den Liebling des Börsenvcrcins«, gesetzt wurden, müssen zuschanden werden. Gerade in der jetzigen Zeit, meine Herren, ist die Pflege der Deutschen Bücherei nötiger und wichtiger denn je, weil sie mit an erster Stelle dazu berufen ist, deutschen Geist und deutsche Geistesarbeit wieder im Ausland zu Ansehen zu bringen. Wenn wir jetzt an die Arbeit gehen, uns ein neues Reich aufzubauen und unsere sruchtbarstcn Kräfte in höchstem Maße zu entwickeln, daun wird auch die Deutsche Bücherei Großes zu leisten haben. Sic ist ein Symbol der Kraft des deutschen Geistes. Sic ist aber auch 1 Ihre Bücherei, Ihr Archiv, und deshalb, meine Herren, müssen Sic diejenigen sein, die vor allen anderen sie hegen und pflegen, ausnahmslos, damit die Arbeit, die sie zu leisten hat, und die Sie ihr zugewiesen haben, restlos geleistet werden kann zur Ehre der deutschen Kultur! lLebhaftes Bravo und Händeklatschen.) Vorsitzender, Erster Vorsteher des Börsenvereins, Hosrat vr. Arthur Mciner-Leipzig: Meine Herren, Ihr Beifall zeigt mir, daß Sie die Bedeutung der Deutschen Bücherei für Deutschland und für den Börscnverciu erkannt haben, und daß der Börsenvercinsvorstand ans dem Wege weiterschrciten kann, ans dcni er bis jetzt geschritten ist, auch jetzt, wo, wie Cie aus- dem Haushaltsplan ersehen, die finanziellen Schwierigkeiten für die Deutsche Bücherei groß geworden sind. Diese Cchtrncrigkeiten sind aber nicht etwa dadurch entstanden, daß die damaligen Gründer sich in der Finanzierung versehen hätten, sondern sie sind zu erklären durch die Aufgaben, die die Deutsche Bücherei ersüllcn muß, und durch die Entwertung des Geldes. Sic könne» aus dem Haushaltsplan ersehen, daß wir den Fehlbetrag decken wollen durch einen Zuschuß, den wir von der Nationalversammlung erbitten. Die Zuschüsse müssen noch größer werden, als bei der Ausstellung des Haushaltsplans vorauszuschen war: denn die inzwischen cingctretcnen Lohn- und Gchaltsstcigcrnngen färben selbstverständlich auch auf die Beamten der Bücherei ab, und wir müssen daher versuchen, von Staat, und Stadt weitere Beiträge zu erhalten. Leider haben einige unserer Mitglieder immer noch falsche Ansichten über das, was der Vorstand seinerzeit mit Staat und Stadt abgemacht hat. Es sind immer noch Meinungen vorhanden, der Vorstand hätte irgendwelche Gcheimverträge geschlossen, die ihn zu irgendwelchen Maßregeln zwängen. Das ist durchaus nicht der Fall. Alles, was der Vorstand getan hat, ist im Börsenblatt abgcdruckt worden und steht jetzt in der grünen Broschüre. Ausdrücklich sei'auch darauf hingcwicsen, daß der Vorstand sich nicht zu irgendwelchen besonderen Leistungen ver pflichtet hat, und ich mache dabei auf die amtliche Niederschrift des Ministeriunrs des Innern vcm 2. August 1912 aufmerksam, in der steht: »SO