Volltext Seite (XML)
x° 143, 10, Juli 1918, Redaktioneller Teil. durch die Majorität unserer uns wirtschaftlich gegenüberstehenden Gegenpartei überstimmt werden. Wenn das der Fall wäre, und wenn sich das wiederholen sollte, dann wäre allerdings das Bestehen des Börsenvcreins gefährdet. Ich habe die Überzeugung, daß der Ausschuß, der, wie der Vorstand erklärt, weiter tagen wird, um die Satzungen zu berateit, auch ohne einen endgültigen Beschluß der Hauptversammlung diese Anregung, die wir hiermit gegeben haben, in Beratung ziehen und berücksichtigen wird, und ich werde mich freuen, wenn aus der Tagesordnung der nächsten Außerordentlichen Hauptversammlung des Börsenvcreins hervorgehen würde, daß der Ausschuß diesen unsern Antrag zu dem seinigen gemacht hat, Vorsitzender, Erster Vorsteher des Börsenvereins, Hosrat Or, Arthur Meiner-Leipzig: Meine Herren, Herr Di. Springer hat nicht gewünscht, daß in der heutigen Sitzung über den Antrag abgestimmt wird. Wir tvären dazu auch gar nicht in der Lage, Der Vorstand kann zu dem Anträge selbstverständlich noch keine Stellung nehmen. Aber er ist einverstanden damit, daß der Antrag dem Ausschuß als Material überwiesen wird. Ich' glaube, unter diesen Umständen erübrigt sich eine Aussprache, und Sie sind ebenfalls einverstanden, wenn der Antrag dem Ausschuß als Material überwiesen wird, — Meiner Meinung nach ist es überhaupt nicht notwendig, über die Satzungsänderung nochs mehr zu sprechen, denn sie ist vertagt und dem Ausschuß zur weiteren Bearbeitung übergeben worden. Ich frage deshalb, ob Sie einverstanden sind, daß der Ausschuß weiterhin bestehen bleibt, und daß alle diese Fragen einschließlich des Antrages des Herrn Or, Springer und Genossen dem Ausschuß übergeben werden. Erhebt sich dagegen Widerspruch? — Das ist nicht der Fall, Damit ist dieser Punkt erledigt. Wir kommen zu Punkt 5 der Tagesordnung: Antrag des Chrcliansschnsscs des Börsenvereins, das Bildnis von Johann Gottlob Immanuel Breitkops im Buch- händlerhaus aufzustellen, , Meine Herren, der Ehrenausschuß macht Ihnen diesen Vorschlag, und es ist über einen solchen Vorschlag ohne Aussprache abzustimmen. Ich bitte deshalb diejenigen, die gegen den Antrag des Ausschusses sind, die Hand zu erheben, — Der Antrag ist einstimmig angenommen. Das Bild befindet sich hier hinter der Rednerkanzel und wird sofort enthüllt werden, Johann Gottlob Immanuel Breitkops war auf allen Gebieten des Buchgewerbes Reformator und Führer und ein Uni versalgenie, wie man es jetzt kaum noch findet. Sein Name ist mit der Geschichte des Notendrucks aufs engste verbunden, da er der erste war, der im Jahre 1784 Musiknoten in Teilzügen setzte und so dem Notensatz eine Einfachheit gab, die es ermöglichte, gedruckte Musikalien in großem Umfange mit Erfolg zu verlegen. Aber er stand auch an der Spitze des Aufschwungs der deutschen Typographie und stellte neben die von Philipp Erasmus Reich geleitete berühmteste Buchhandlung die berühmteste Buchdruckcrci Deutschlands. Bei seinem Tode wurde er der »Wiederhersteller des guten Geschmacks in typographischer Schönheit für Deutsch land« genannt. Er gehörte aber auch in die allervorderstc Reihe derer, die Mit Anstrengung und Erfolg für die Vertretung und Reform der Interessen des Buchhandels gegenüber der Staatsgewalt und durch die Staatsgewalt gewirkt haben. Durch ihn wurde das Programm der Reforni der Kursächsischen Buchhandelsgesetzgebung gemeinschaftlich mit Reich ausgcstaltet und fand 1773 Verwirklichung, In seinen Eingaben vollzog sich der llbcrgang aus der mittleren in die neuere Zeit des Buchhandels aus dem Gebiete des Privilegwesens. Als Persönlichkeit war er von einer wunderbaren Vielseitigkeit und Rastlosigkeit,, sodaß man ihn objektiv zu den historisch denkwürdigsten Gestalten der deutschen Buchhandelsgeschichte rechnen kann. Die Reihe der Bildnisse im großen Festsaal beginnt mit Philipps Erasmus Reich. Die beiden Leipziger Reich und Breit kopf sind aber das Tioskurenpaar, das gemeinsam die zusammengehörige Welt des Buchhandels und Buchdrucks, des Buchhandels und des Musikalienhandels jenes Zeitalters in einer weit über die eigene Zeit hinausgehenden Weise verkörpert, Grundlagen legend, die uns noch heute tragen und immer tragen werden, (Lebhaftes Bravo.) Bei der Aufstellung dieses Bildes gebührt auch der Dank Herrn Geheimrat Or, v, Hase, der es dem Börsenverein zun Stiftung gemacht hat, (Lebhaftes Bravo.) Wir gehen weiter und kommen zum nächsten Gegenstand der Tagesordnung: Antrag des Vorstandes: Ehrung zweier um den deutschen Buchhandel hochverdienter Männer. Meine Herren, zu denj Mitgliedern des Börsenvereins gehören erfreulicherweise zwei Männer, von denen der eine vor einigen Monaten in sein 70, Lebensjahr getreten ist, während der andere den Tag begehen konnte, an dem vor 100 Jahren seine Firma nach Leipzig gekommen ist. Beide Männer haben so hervorragende Verdienste um den deutschen Buchhandel und um den Börsenverein, daß ich Ihnen nur die Namen zu nennen brauche, und ich bin sicher, daß Sie unserem Anträge freudig zustimmen werden, nämlich Herrn Geheimen Kommerzienrat Carl Engelhorn in Stuttgart und Herrn Albert Brockhaus in Leipzig zu Ehren mitgliedern des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu ernennen, (Lebhaftes Bravo.) Wenn wir dies tun, so geschieht es, weil beide das Reformwerk Adolf Kröners fortgeführt und abgeschlossen haben. Engelhorn ganz persönlich ist die Verlegererklärung vom 2, Dezember 1900 zu verdanken, wonach diese Berufsgenosscn sich ver pflichteten, Mitglieder, die die Bestimmungen des Börsenvereins über den Ladenpreis nicht einhalten, aus ihrem Vexein auszu schließen oder ihnen überhaupt nicht mehr oder nur zum Ladenpreise zu liefern. Aus seinen Einfluß als Erster Vorsteher des Börsenvereins und Zweiter Vorsitzender des Goethe-Bundes ist es seiner zurückzuführen, daß die Gefahren abgewendet wurden, die durch die Lex Heinze dem Buchhandel drohten. Unter dem Vorsitz von Albert Brockhaus wurde die Abschaffung des Kundenrabatts vollendet und der Schutz des festen Ladenpreises endgültig durchgcführt. Wenn man sich vergegenwärtigt, daß im Begriffe des festen Ladenpreises das ganze Wesen des deutschen Buchhandels in seiner Geschichte zusammengedrängt ist, so ist cs deutlich, daß das Triumvirat Kröncr, Engelhorn, Brockhaus zu den denkwürdigsten Persönlichkeiten in der Geschichte des Börsenvereins gehört, und daß wir ihm zu dem herz lichsten Danke verpflichtet sind, Adolf Kröner ist die Ehrenmitgliedschast schon vor zehn Jahren angetragen worden. Es bleibt uns heute nur übrig, Herrn Geheimrat Engelhorn und Herrn Albert Brockhaus die Ehrenmitgliedschaft anzutragen, und ich hoffe, daß beide Herren sie an nehmen werden. Ich bitte Sie deshalb, dem Antrag des Vorstandes Ihre freudige Zustimmung dadurch zu geben, daß Sie sich von Ihren Plätzen erheben. (Geschieht.) Ich danke Ihnen, meine Herren, Wir werden die Mitteilung telegraphisch ach Herrn Geheimrat Engelhorn und Herrn Albert Brockhaus gelangen' lassen und zugleich unserem verhinderten Ehrenmitgliede Exzellenz Schroeder die Grüße der Versammlung kundgeben, (Zustimmung,> Wie es aber so geht, ist unsere geheimgehaltene Absicht Herrn Albert Brockhaus schon vorzeitig bekannt geworden, und dieser hat daraufhin dem Vorstand folgenden Brief geschrieben: Gerührt und beschämt höre ich von der Absicht des geehrten Vorstandes, für mich die höchste Ehre zu beantragen, die der Deutsche Buchhandel zu vergeben hat: die Ehrenmitgliedschast des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Gezwungen, von: 16, ds, an einen Kuraufenthalt zu nehmen, kann ich Ihnen heute nur schriftlich danken für die freundliche Absicht, Nun, wo die gewaltigen Kämpfe endgültig hinter uns liegen, die 40 Jahre lang für die Abschaffung des Kundenrabatts und damit um die Fortexistenz eines leistungsfähigen Sortiments geführt werden mußten, nun, wo der Börsenverein achtunggebietender und mächtiger als je die Lebensinteressen von Verlag und S63